Missi Dominici 1: Das Kind des Tierkreises Comic)

Missi Dominici 1
Das Kind des Tierkreises
(Missi Dominici, volume 1: L’infant Zodiacal, 2009)
Aus dem Französischen von Marcel Le Comte
Titelillustration von Benoit „Aries“ Dellac
Text/Szenario: Thierry Gloris
Zeichnungen: Benoit „Aries“ Dellac
Farben: Anouk Bell
unter Mithilfe von Olivier Héban
Ehapa, 2010, Hardcover, 48 Seiten, 13,95 EUR, ISBN 978-3-7704-3350-6

Von Irene Salzmann

Die Missi Dominici haben den Auftrag, Reliquien zu finden und nach Rom zu bringen. Zwei von diesen Bevollmächtigten sind der schweigsame, charismatische Ritter Ernst Wolfram und der Novize Ronan Chantilly, zwei grundverschiedene Männer, die beide zunächst unzufrieden mit dieser Partnerschaft sind, dann jedoch begreifen, dass sie einander vertrauen müssen, wollen sie ihre gefährliche Aufgabe erfolgreich und vor allem lebend bewältigen.

Die Reise führt Ronan und Ernst Wolfram nach Osten ins Land der Liven, die sich wieder ihren heidnischen Bräuchen, dem Malassah-Kult, zugewandt haben. Angeblich schwängerte Malassah eine Jungfrau, die „das Kind des Tierkreises“ gebar, einen Jungen, der magische Fähigkeiten besitzen soll und das Symbol der Rebellion gegen das Heilige Römische Reich Deutscher Nation und das Christentum ist. Die vier Reiter der Apokalypse suchen nach dem Kind und machen auf ihrem Weg jedes Dorf dem Erdboden gleich...

Nach nur einem Band, der das Setting und die Hauptfiguren vorstellt, kann man schwerlich sagen, worauf die Handlung hinauslaufen wird und welche Zusammenhänge es zwischen den verschiedenen Handlungsebenen und ihren Akteuren gibt. Als Hintergrund dienen die Wirren des europäischen Mittelalters und als Location das Baltikum, das im 13. Jahrhundert vom Schwertbrüderorden/Deutschen Orden unterworfen wurde. Die Missi Dominici sind seit etwa der Karolingerzeit Bevollmächtigte eines hohen Würdenträgers und kontrollieren die Güter ihres Herrn – hier sind sie Reliquienjäger, die so manches Geheimnis hüten. Aus der Sicht des noch jungen Ronan Chantilly wird erzählt, welchen Gefahren er und sein Mentor sich auf einer Reise stellen müssen, die sie in Ereignisse verwickelt, deren Tragweite noch nicht ersichtlich ist. Ebenso wenig erfährt der Leser auf diesen Seiten, wer Freund und Feind ist beziehungsweise welche Ziele die Beteiligten konkret verfolgen. Es gibt nur Häppchen, die neugierig machen auf das Kommende. Dabei ist die Grundidee nicht neu: Ein angeblicher Erlöser wird geboren, hinter dem schaurige Gestalten her sind. Die Helden könnten unterschiedlicher nicht sein – der eine ist diplomatisch, der andere ein Raubein – und raufen sich nach ersten Dissonanzen zusammen. Auch sie enthüllen schließlich besondere Fähigkeiten, wie man sie von guten Christen sicherlich nicht erwartet hätte, die jedoch notwendig sind angesichts der Feinde, die überall lauern. Dennoch lässt man sich gern von der Geschichte in den Bann ziehen. Im Vordergrund stehen Mysterien und spannende Abenteuer, Action und Horror, aber auch eine Prise Humor wird dann und wann eingestreut, und vielleicht liegt sogar eine Romanze im Bereich des Möglichen.

Die Illustrationen passen bestens zur Story; sie sind realistisch, detailreich und düster. Die dunklen Farben betonen die bedrohliche Atmosphäre.

Der erste Band von „Missi Dominici“ schafft es, den Leser neugierig zu machen und Erwartungen in ihm zu wecken. Die Handlung ist packend, die Charaktere sind immer wieder für einige Überraschungen gut, und die Illustrationen gefallen. Mag man den Mix aus Geschichte, Dark Fantasy und Horror, sollte man einen Blick in das sehr schön gestaltete Album werfen.