Diana Wynne Jones: Der Palast im Himmel (Buch)

Diana Wynne Jones
Der Palast im Himmel
Die Howl-Saga 2
(Castle in the Air, 1990)
Übersetzung: Dorothee Haentjes-Holländer
Titelbild: Sascha Scholz
Knaur, 2020, Paperback, 272 Seiten, 12,99 EUR, ISBN 978-3-426-52539-5 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Es ist schon eine Krux mit vermögenden Eltern. Da hat der junge Abdullah einen reichen Vater, nur dass dieser, nachdem er für seinen damals neugeborenen Sohn eine Prophezeiung eingeholt hat, sein Vermögen lieber der Verwandtschaft seiner Ehefrau als seinem Abkömmling vermacht. So fristet Abdullah ein eher beschauliches Dasein als Teppichhändler am Rande des Bazars.

Eines Tages erwirbt er einen veritablen fliegenden Teppich. Zwar hat er in der Aufregung vergessen, dem Verkäufer das Zauberwort zum Aktivieren des Schwebezaubers zu entlocken, dennoch bringt ihn der Teppich des Nachts in den Garten eines Palasts, in dem er eine Prinzessin kennen und lieben lernt.

Dass diese eines Nachts von einem Dschinn entführt und er vom Sultan als Verdächtigter auserkoren wird, krempelt sein Leben kolossal um. Auf seinem etwas eingebildeten Teppich - ja er muss diesem schmeicheln, um flott in die Lüfte zu kommen - macht er sich an die Verfolgung und Befreiung seiner Herzens-Prinzessin. Dabei kommt ihm ein einem Räuber entwendeter Flaschengeist zupass und findet sich doch plötzlich, unerwartet und verfolgt inmitten von unvorstellbaren Abenteuern wieder.


Abseits des großen Hypes um Bestseller, um die Jagd nach Verkaufserfolgen und Blog-Einträgen legt uns der Knaur Verlag in seiner Fantasy-Edition immer wieder auch Titel vor, die ein wenig anders sind als die gewohnten Novitäten. Die Romane von Diana Wynne Jones (1934-2011), die für ihr Lebenswerk mit dem World Fantasy Award ausgezeichnet wurde, gehören zu diesen eher unauffälligen Titeln, die Gefahr laufen, in der Masse der neuen Publikationen unterzugehen.

Dabei bemüht sich der Verlag durch eine etwas andere, märchenhafte Cover-Gestaltung das Interesse des potentiellen Käufers zu wecken.

Mit vorliegendem Roman kehrt die Autorin in die Welt aus „Das wandelnde Schloss“ zurück. Und sie erzählt uns eine Geschichte, die sich mühelos in die Sammlung aus 1001 Nacht einfügen würde. Sultane, Prinzessinnen, fliegende Teppiche, Flaschengeister und Dschinn - Jones fährt auf, was erprobt und erfolgreich ist. Da kommt viel Flair auf, den die Verfasserin mit einem leisten Humor gewürzt hat.

Da muss man sicherlich nicht, wie bei Pratchett oder Asprin, laut loslachen, dafür umso mehr ob der beschriebenen Sonderlichkeiten oder der Situationskomik schmunzeln.

So vergeht die Zeit der Lektüre wie im Fluge und wird auf etwas leisere, dafür interessante Art fasziniert und unterhalten.