Der Oracle Code (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 27. September 2020 07:58
Der Oracle Code
(The Oracle Code, 2020)
Autorin: Marieke Nijkamp
Zeichnungen: Manuel Preitano
Übersetzung: Sanni Kentopf
Panini, 2020, Paperback, 212 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-7416-1847-5
Rezension von Christel Scheja
„Der Oracle Code“ gehört zu einer Reihe von Geschichten, in denen Autoren und Künstler die Geschichte von Superhelden in einem modernen Stil und mit den Mitteln erzählen, die man gewöhnlich in „Young Adult“-Romanen findet. Auch für Superhelden-Fans ist das interessant, wirft das doch ein neues Licht auf altvertraute Helden.
Barbara Gordon ist die Tochter des Polizeichefs von Gotham City und will eine begabte Hackerin werden. Als sie eines Tages den Polizeifunk abhört und mithelfen will, wird sie angeschossen und so schwer verletzt, dass sie von nun an im Rollstuhl leben muss.
Um es ihr leicht zu machen in diesem veränderten Leben zurechtzukommen, schickt ihr Vater sie in ein renommiertes und anerkanntes Institut, das genau diese Art von Fällen betreut.
Doch schon bald spürt Barbara, die sich gegen ihr Schicksal wehrt und gleichzeitig mutlos ist, weil sie glaubt, jetzt zu nichts mehr nütze zu sein, dass das Arkham Center nicht nur wie ein gotisches Spukhaus aussieht, sondern auch düstere Geheimnisse birgt, von denen niemand erfahren soll. Doch das genau weckt ihren Spürsinn und sie macht sich mit neuem Lebensmut daran, herauszufinden, was hinter den Kulissen vor sich geht.
Marieke Nijkam weiß wovon sie schreibt, denn die niederländische Autorin hat schon einige Romane über behinderte Jugendliche verfasst, die trotz der Einschränkungen ihren Lebensmut nie verloren oder wiedergefunden haben. In diesem Stil ist auch diese Geschichte gehalten, denn „Der Oracle Code“ zieht nur einen Abschnitt in Barbara Gordons Leben ein wenig vor. Bereits in der klassischen Version hat sie bewiesen, dass sie auch im Rollstuhl eine Superheldin ist. Hier muss sie es erst lernen und so wird die Geschichte zu einer Coming-of-Age-Geschichte.
Das Mädchen muss schmerzhaft lernen, dass Verbrechensbekämpfung kein Spiel ist und auch wenn sie erst mit sich hadert, so entwickelt sie doch mit anderen, die das gleiche Schicksal wie sie haben, neue Wege, als jemand verschwindet, der ihr viel bedeutet.
Tatsächlich springt Barbara nach und nach immer mehr über ihren Schatten und lernt, wie sie weiterhin aktiv sein kann, und dass sie ihren Traum nicht unbedingt in die Mülltonne stopfen muss, eher im Gegenteil.
Der Comic kommt ohne Helden mit Superkräften aus, Barbara ist ein ganz normaler Teenager, der sich über Strecken auch schwach zeigt und gerade dadurch lernt, dass man gemeinsam stärker ist als man denkt und auch problemlos Hilfe annehmen kann. Dabei wird zudem ein positives Bild geschaffen, das auch den Leserinnen und Lesern den Mut geben kann, nicht aufzugeben. Und das gleich in mehrfacher Hinsicht.
„Der Oracle Code“ ist eine spannende Kriminalgeschichte für Jugendliche in denen der Superhelden-Aspekt keine Rolle spielt, so dass sie eine größere Zahl an Lesern ab 12 erreichen kann. Das Abenteuer erzählt von starken Mädchen, dem Mut weiter zu machen und auch wie wichtig Freundschaft und Vertrauen sind. Selbst der Fan wird Elemente neu entdecken, die er von „seiner“ Barbara Gordon alias Oracle schon kennt, so dass es sich lohnt, einen Blick zu riskieren.