Caitlin Kittredge: Blutfehde – Nocturne City 2 (Buch)

Caitlin Kittredge
Blutfehde
Nocturne City 2
(Pure Blood)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Daniel Müller
Titelillustration von Shutterstock
Lyx, 2010, Taschenbuch mit Klappenbroschur, 440 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-38025-8294-3

Carsten Kuhr

Drei Monate ist Luna Wilder, die Polizistin in Diensten von Nocture City, nun außer Dienst. Dank der Regenbogenpresse weiß nun nicht nur das ganze Revier, sondern auch die Öffentlichkeit, dass sie ein Werwolf ist. Damit noch nicht genug, ist ihre Cousine bei ihr ausgezogen, und ihr Liebhaber, der Anführer des Redback Rudels, hat sich, nachdem er bei ihrer Mission von einem Dämon verletzt wurde, nach Russland abgesetzt.

Dennoch liebt sie ihren Job, und die Decke fällt ihr auf den Kopf. Also Zähne zusammenbeißen und wieder rein in die Tretmühle. Eine neue Chefin hat sie auch, und mit der ist nicht gut Kirschen essen. Die Beiden sind sich nicht eben grün, und als ihr Boss ihr dann noch, immerhin das erste Mal in ihrer Karriere, eine Partnerin zuteilt, explodiert sie. Nachdem sie Dampf abgelassen, mit ihrem Gebrüll die Fensterscheiben zum Klirren gebracht und der Gerüchteküche des Reviers munter Nahrung für lange Nächte geliefert hat, erhält sie die lapidare Mitteilung, entweder postwendend mit dem Barbie-Verschnitt, der ihr von der Sitte zugeflogen ist an die Arbeit zu gehen, oder zu kündigen. Und das, während in der Stadt überall höchst unlebendige Opfer eines beginnenden Hexenkrieges auftauchen. Die Bluthexer und die Caster-Hexen hinterlassen eine blutige Spur – einzig Dimitri könnte Luna helfen – nur, dass dieser nicht nur eine neue Braut aus Russland mitgebracht hat, sondern von seinen Ältesten das Verbot aufgebrummt bekommen hat, sich mit der Insoli Luna zu treffen ...

Schon der erste Band um die Werwölfin Luna Wilder bot eine gelungene Mischung aus Kriminalstory und übersinnlicher Welt mit einem Schuss Romantik. Darauf aufbauend setzt die Autorin ihre Geschichte über eine starke, ach was sage ich tough ist das Modewort, das dieses Mal auch wirklich passt, Frau fort. Eine Kämpferin, die nicht aufgibt, die sich festbeißt und ihren Grundsätzen treu bleibt. Bei all ihrer Verletzlichkeit, bei den Selbstzweifeln, die sie über ihre aufbrausende Natur zu überspielen sucht, ist Luna ein vereinsamtes, von vielen enttäuschtes Wesen. Immer wieder scheint sie, trotz aller Vorsicht, auf dem Bauch zu landen, wird angefeindet, ausgegrenzt und verleumdet. Dass man ausgerechnet ihr dann einen Barbie-Verschnitt, komplett mit blonder Lockenmähne, Stöckelpumps und künstlichen Nägeln, zuweist, schlägt dem Fass den Boden aus. Man kann ihre Reaktion gut nachvollziehen. Voller Wut ob ihres Schicksals schlägt sie zunächst wild um sich, bevor sie, nachdem sie ein wenig zur Ruhe gekommen ist, wieder ganz in ihrer Arbeit aufgeht. Das zeigt dem Leser einen Charakter, in den man sich leicht, ja mühelos, hineinversetzen kann, dessen Handlungen nachvollziehbar sind und bleiben und der sich trotz aller Widrigkeiten durchbeißt.

Im Vordergrund des Romans steht klar die Suche nach den Tätern und deren Motive. Die Rudelbesonderheiten bleiben weiterhin eher schmückendes Beiwerk, als dass sie in den Mittelpunkt gestellt werden. Anders als zum Beispiel Patricia Briggs, die dezidiert auf die wölfischen Besonderheiten eingeht, lässt Kittredge dies weitgehend außen vor. Nicht umsonst schildert sie ihre Protagonistin als Einzelgängerin ohne Rudelbindung, bringt sich hier aber auch um Chancen, die Handlung mit entsprechenden Szenen zu schmücken. Stattdessen bietet sich uns dieses Mal einen weiteren Einblick in das Leben der Hexen. Und unterschiedlicher, wie die beiden mächtigen Clans, kann es kaum zugehen. Die einen sind dank Betrug und geschickter Manipulation honorige Geschäftsleute, die anderen vegetieren verarmt aber stolz im Slum dahin. Das erinnert ein wenig an die bekannten Familien der Camorra und der Mafia, transferiert dieses Motiv dann aber in eine übernatürliche Umgebung.

Viel rasante Action, eine Hauptdarstellerin mit Pepp und eine Stadt, in der das Verbrechen auf übernatürlichem Weg daherkommt, vereinen sich zu einem Mystery-Krimi der besseren Art.