Ginger Hart: Fremdgegangen (Buch)

Ginger Hart
Fremdgegangen
Blue Panther Books, 2020, eBook, 9,99 EUR (auch als Taschenbuch erhältlich)

Rezension von Elmar Huber

„Malte wunderte sich etwas. Was war heute Abend los? Sie erzählte ihm, sie sei noch etwas trinken gewesen, und ihre Freundin behauptete das Gegenteil. Ging sie fremd? Er wusste es nicht. Es wunderte ihn aber auch, dass sein bestes Stück trotz dieser Gedanken so schnell so hart wurde. Oder war es eher der Grund dafür? Fand er es erregend, dass sie fremdging und es nun womöglich gleich danach mit ihm trieb?“

Nachdem die Kinder aus dem Haus sind, ihre Ehe mit Malte in die Jahre gekommen und ihr Sexleben, wenn es denn überhaupt noch stattfindet, von Gewohnheit geprägt ist, ist Anja gegenüber den Avancen von Stefan mehr als empfänglich. Sie beginnen eine Affäre, die durch einen dummen Zufall ans Licht kommt; Anja bleibt nichts anderes übrig, als zumindest übergangsweise bei Stefan einzuziehen. Der vermeintliche Charmeur lässt bald seine Maske fallen und erniedrigt Anja auf übelste Weise. Unterdessen trifft Malte zufällig seine Schulhofliebe Maria wieder, die ihm auf mehr als eine Art über diese schwere Zeit hinweghilft. Als er jedoch von Anjas Martyrium erfährt, weckt dies widerstreitende Gefühle in ihm.

„Auf einmal wandelte sich vor seinem geistigen Auge der nackte Körper von Anja zu dem von Maria. Die Haut etwas dunkler durch das spanische Blut, aber auch samtweich und wunderschön anzufassen. Wie sie anscheinend alles in ihm lesen konnte, wann er bereit war zum Sex, und wann er nur einfach Arm in Arm liegen wollte.“


„Welcher Mann ist nicht gern in der Nähe solch geiler Hupen!“, so der erste Satz Stefans zu Anja. Welche gestandene Frau könnte sich da nicht vom Fleck weg verlieben? Also, es fällt schwer nachzuvollziehen, was die Gute an dem Charmebolzen überhaupt findet. Ihre Ehe samt Sexleben ist eingeschlafen, okay, aber so nötig sollte sie es doch nicht haben. Kaum befindet sich Anja in seiner Abhängigkeit, zeigt der Traumprinz auch schon sein wahres Gesicht, sollte etwas nicht nach seinem Willen geschehen. Das schließt körperliche und seelische Gewalt ein. Auch hier kann man als Leser keine vernünftigen Gründe finden, warum Anja dem Idioten nicht postwendend den Rücken kehrt. Schließlich braucht die Autorin noch einen Anlass, um Malte, der mit Maria auf Wolke 7 schwebt, in ein Wechselbad der Gefühle zu stürzen

Diese wenig realistische Handlungsführung einmal außen vorgelassen, bietet „Fremdgegangen“ für einen erotischen Roman ein gegensätzliches Gefühlschaos der bitteren Sorte, das hier auch noch untypischerweise einen männlichen Protagonisten überfällt. Der Sex ist nur teils schmückendes Beiwerk, zum anderen Teil das unschöne Mittel zu Anjas Erniedrigung durch Stefan.

Damit ist „Fremdgegangen“ ein ungewöhnlicher Blue-Panther-Books-Roman, der einmal etwas anderes als überwiegend Feel Good Sex bietet. Das verführerische Cover-Motiv führt da in die Irre.

An einigen Dialog-Passagen, auch außerhalb des Schlafzimmers, hätte noch gefeilt werden können.

„Fremdgegangen“ ist ein untypischer Blue-Panther-Books-Roman, in dem ein gehörnter Ehemann in einen bitteren Gefühlsstrudel gerissen wird.