Marvel Exklusiv 87: Spider-Woman: Agent of Sword (Comic)

Brian M. Bendis
Marvel Exklusiv 87
Spider-Woman: Agent of Sword
(Spider-Woman (vol. 3) 1 – 7: Agent of S.W.O.R.D., Part 1 – 7, 2009/2010)
Aus dem Amerikanischen von Steve Kups
Titelillustration von Alex Ross
Zeichnungen von Alex Maleev
Jolynn Carpenter stand Modell für Spider-Woman/Jessica Drew
Panini, 2010, Paperback, 180 Seiten, 19,90 EUR (auch als Hardcover lieferbar, 30,00 EUR)

Irene Salzmann

Jessica Drew alias Spider-Woman hat eine bewegte Geschichte hinter sich. In Deutschland erschienen ihre Abenteuer eine Weile in den Taschenbüchern des Condor-Verlags, bei Dino/Panini hatte sie Gastauftritte in anderen Serien. Vorübergehend wurde Privat-Detektivin Jessica Drew durch Julia Carpenter (im schwarzen Kostüm) ersetzt, und auch ein junges Mädchen, Mattie Franklin, schlüpfte kurz in ein Spider-Kostüm. Sogar eine Schurkin bediente sich des Namens.

Als die ‚originale‘ Spider-Woman zurückkehrte und Mitglied der Avengers wurde, ahnte niemand, dass es sich keineswegs um Jessica Drew sondern um die Skrull Queen Veranke handelte, die zusammen mit ihren Truppen – alles Gestaltwandler, die oft auch über die Fähigkeiten verschiedener Superhelden verfügen – versuchte, die Erde zu erobern. Dies konnte zwar vereitelt werden ...

... aber Jessica Drew ist seit ihrer Heimkehr einsamer denn je, denn so schnell vergisst keiner, was sie beziehungsweise Veranke getan hat. Während sie mit ihrem Schicksal hadert, sucht sie nach Skrull, die sich unter den Menschen verborgen halten, auf eine Revanche hoffend. In Folge sagt sie auch nicht Nein, als Agent Abigail Brand ihr einen Job bei S.W.O.R.D. anbietet, sie mit entsprechendem Equipment ausstattet und sie als Skrull-Jägerin legitimiert. Eine erste Spur führt Jessica nach Madripoor. Dort wird sie bereits von Viper, der Chefin der Verbrecher-Organisation Hydra, erwartet, die ebenfalls mit einem Angebot an sie herantritt. Allerdings hat Jessica genug unter Hydra gelitten und lehnt die Offerte ab. Durch ein waghalsiges Manöver gelingt es Jessica, Viper zu entkommen. Doch schon droht neuer Ärger durch Norman Osborns Thunderbolts, die Jessica verhaften wollen, da durch Hydras Einmischung Polizisten ums Leben kamen. Ist Spider-Woman nur noch von Feinden umgeben?

Der Sammelband, der die komplette Mini-Serie „Spider-Woman: Agentin von Sword“ beinhaltet, ist ein sehr düsterer Comic, was auch durch die realistischen Illustrationen, die in dunklen Farben gehalten sind, zum Ausdruck gebracht wird. Die Titelheldin ist praktisch am Boden, als man ihr einen gefährlichen Job anbietet, der sie aus ihrer Lethargie reißt. Auf der Jagd nach den Skrull macht sie eine Menge mit, zeigt aber auch, dass sie genau weiß, was sie tut und neben ihren besonderen Fähigkeiten zahlreiche Tricks kennt, dank derer sie sich selbst aus schier ausweglosen Situationen befreien kann. Sie ist ein Einzelgänger wie Wolverine, Maverick oder Moon Knight und in der Lage, selbst Hydra und den Thunderbolts Paroli zu bieten. In einem Punkt irrt sie jedoch: Sie hat sehr wohl Freunde, die die Wahrheit kennen und sie niemals im Stich lassen würden. Und auch wenn die Mini-Serie erwartungsgemäß endet, so schwingt doch eine gewisse Hoffnung mit, dass Jessica Drew ihren Weg wieder gefunden hat und ihn nicht allein gehen muss.

Schätzt man die etwas dunkleren Marvel-Serien, in denen Verzweiflung, Dreck, Gewalt und Tod statt der heilen Superhelden-Welt thematisiert werden, ist man bei diesem Band an der richtigen Adresse. Die zeitgenössische Spider-Woman hat nicht mehr viel gemein mit ihrem früheren, brav wirkenden Ich aus den 1970/80er Jahren (deren Abenteuer von einem Zeichner umgesetzt wurden, der zuvor romantische Liebesgeschichten illustriert hatte). Sie ist knallhart, eiskalt, nennt die Dinge beim Namen und tötet, wenn es notwendig ist. Dennoch sympathisiert man mit ihr und nimmt Anteil an ihren Problemen.

Ob man nun Sammler oder Gelegenheitsleser ist, das Paperback lohnt sich, denn es bietet eine in sich abgeschlossene, spannende Geschichte, die man ohne Vorkenntnisse einsteigen kann. 180 Seiten für knapp 20,00 EUR gehen in Ordnung.