Die Geschichte des Marvel-Universums (Comic)

Die Geschichte des Marvel-Universums
( History of the Marvel Universe 1-6, 2019/2020)
Autor: Mark Waid
Zeichnungen: Javier Rodriguez
Übersetzung: Michael Strittmatter
Panini, 2020, Paperback, 236 Seiten, 26,00 EUR, ISBN 978-3-7416-1624-2

Rezension von Christel Scheja

Inzwischen ist der Marvel-Kosmos inhaltlich so verworren, das es manchmal recht hilfreich ist, eine Enzyklopädie mit dem aktuellen Stand des Ganzen in die Hände zu bekommen. Das liefern Mark Waid und Javier Rodriguez nun mit ihrer epischen Mini-Serie, die das Universum, so wie es gerade besteht, noch einmal ganz von vorne aufrollt. Zusätzlich kleiden sie dies in eine unterhaltsame Rahmenhandlung.

 

Das Universum, so wie man es kennt, steht vor dem Zusammenbruch. Nur noch zwei Wesen existieren kurz vor dem großen Knall. Es ist Galactus, der Franklin Richards, den Sohn von Reed Richards einweist, denn der mächtige Mutant soll nun seine Rolle als Brückenglied übernehmen. Doch dazu soll er sich auch an das erinnern, was einmal gewesen ist.

So holt der ehemalige Weltenzerstörer weit aus und beginnt mit der Entstehung des Universums und den ersten mächtigen Wesenheiten, die von nun an die Geschichte des Kosmos in der einen oder anderen Form bestimmen werden, seien es nun die Celestials, die Infinity-Steine, die mächtigen Elementarwesen oder gar die alten Rassen.

Nach und nach verkleinert sich der Fokus immer mehr bis nur noch die Erde übrig bleibt, die mehr oder weniger zum Dreh- und Angelpunkt dieses Universums wird. Von den Anfängen in der Urzeit, den ersten menschlichen Zivilisationen bis hinein in die Jetztzeit geht die Erzählung - mit nur einer Konsequenz: dass der Zusammenbruch nicht aufzuhalten ist.


Tatsächlich haben sich die Künstler Einiges vorgenommen und das macht das Werk sehr interessant, lässt es doch in erster Linie schlaglichtartig die vielen Events und Figuren passieren, die den Kosmos so lebendig gemacht und vor allem in bestimmte Bahnen geleitet haben. Natürlich wird dabei nicht auf jede Kleinigkeit eingegangen; Eingang gefunden haben vor allem die Momente, die für das Universum die entsprechenden Weichen stellten und dafür sorgten, dass immer wieder neue Wellen von Abenteuern die verkrusteten Strukturen auflockerten, Konflikte schufen oder neue Helden-Zusammenstellungen.

Wer nun vielleicht noch das eine oder andere Event - gerade die moderneren - genießen will, der wird gespoilert, aber die Zusammenfassungen gehen dabei nicht so ins Detail, dass man jeden Aspekt mitbekommt; wichtig sind vor allem die Auswirkungen und Ergebnisse - die Geschichten selbst werden allenfalls angerissen.

Letztendlich bekommt man so auch Figuren zu sehen, die schon lange aus dem Fokus verschwunden sind, andere wieder haben nicht so den Stellenwert wie man ihn als Einsteiger vielleicht aus dem Marvel Cinematic Universe kennt.

Heraus kommt eine bunte Mischung von Ereignissen, die stellenweise subjektiv ausgesucht wirken, was aber vermutlich auch Absicht ist. Im letzten Drittel finden sich dann auch noch kürzere Informationen und Erklärungen, die bestimmte Aspekte vertiefen, aber nicht in die Story eingebunden werden konnten, um sie flüssig zu erzählen.

Alles in allem ist die Zusammenstellung aber gelungen; gerade die Ereignisse der letzten Jahren nehmen doch einen sehr großen Raum ein, auch wenn Ereignisse wie „Secret Empire“ im Vergleich zu „War of the Reams“ sehr kurz abgehandelt werden, was aber auch gute Gründe hat.

Das eigentliche Abenteuer in „Die Geschichte des Marvel-Universums“ ist zwar eher vorhersehbar und der Infodump erheblich, aber darauf liegt ja auch mehr oder weniger der Fokus des Ganzen. Wer also schon immer etwas besser im Kosmos der Marvel-Comics durchblicken wollte, der sollte ruhig den Kauf des Sammelbandes erwägen.