Erstaunliche Geschichten 1 bis 3, Klaus-Dieter Sedlacek (Hrsg.) (Buch)

Klaus-Dieter Sedlacek (Hrsg.)
Erstaunliche Geschichten
1: Das rote Zimmer
(ISBN 978-3-7504-6060-7)
2: Das Kristall-Ei
(ISBN 978-3-7519-1483-3)
3: Der Mann, der Wunder vollbringen konnte
(ISBN 978-3-7519-1696-7)
Übersetzung: Klaus-Dieter Sedlacek
Toppbook.de, 2020, Paperback, je ca. 64 Seiten, je 8,99 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Die Ära der Pulp-Magazine ist lange vorbei. Schaut man heute aber zurück auf die zwischen 1930 und 1950 in den USA erschienen Geschichten, so bemerkt man schnell, dass die Erzählungen in den auf billigem, stark holzhaltigem Papier gedruckten Magazinen zu den farbenprächtigsten Storys gehören, die das Genre hervorgebracht hat. Die Namen derer, die hier ihre Karriere begannen ist Legion: Isaac Asimov, Poul Anderson, Robert Bloch, Ray Bradbury, A. C. Clarke, Dashiell Hammett, Robert A. Heinlein oder Jack Vance wagten unter anderem hier ihre ersten literarischen Gehversuche.

Die reißerischen, bunten Titelbilder taten ein Übriges, die Pulps als Schund- und Schmutzliteratur abzuwerten - was deren Erfolg keinen Abbruch tat. Ganz im Gegenteil zogen die bunten Bilder die Leser erst zu den Magazinen, versprachen diese doch Ablenkung von dem allzu tristen Alltag.

Der Toppbuch-Verlag hat nun eine Reihe initiiert, die im Format der alten Pulps nach wie vor lesenswerte Geschichten der Ära in Neuübersetzungen und zum Großteil erstmalig auflegt. Jeder der dünnen Bände enthält vier Erzählungen wobei sich der Herausgeber bemüht, sofern vorhanden, die im Original zur Einleitung vorangestellten oftmals eindrucksvollen Schwarzweiß-Illustrationen mit aufzunehmen.

Jeder Band enthält einen Beitrag von H. G. Wells, den man bei uns hauptsächlich von seinen Romanen um die Zeitmaschine und den Krieg der Welten kennt. Darüberhinaus hat der Herausgeber, der die Beiträge auch selbst und das wahrlich nicht schlecht übersetzt, bei uns eher unbekannte Verfasser ausgewählt (Ausnahme: H. P. Lovecrafts „Die Farbe aus dem All“).

Dabei schöpft er aus dem Vollen. Sprich, es ist für jeden Geschmack etwas dabei.


Sei es, dass ein Nervenbeschleuniger das Leben des Beschleunigten so schnell macht, dass dessen Mitmenschen still zu stehen scheinen, dass Aliens in der Hudson Bay nach menschlichen Versuchskaninchen für ihre Forschungen suchen, dass es im Roten Zimmer spukt, dass wir mittels eines Kristalls das intelligente Leben auf dem Mars beobachten, dass Verbrecher in einem abgeschiedenen Herrenhaus die Erbin des Anwesens heimsuchen, ein ehemaliger Medizin-Student an dem Mann, der sein Studien-Darlehen nicht verlängerte, über die vierte Dimension Rache nimmt oder ein Maschinenmensch aus einer Zukunft gut 30.000 Jahre nach uns die Briten besucht, ein Mann plötzlich Wunder vollbringen kann oder Aliens den Jupiter und Saturn ausbeuten möchten und den friedlichen Kontakt zu Erde suchen - die Beiträge fesselten mich an die Seiten.


Hier sprüht der so oft vergebens beschworene Sense of Wonder. Gerade die Tatsache, dass alles auf eine Perspektive der 30er Jahre aufsetzt, verleiht den Geschichten ein zugleich anheimelndes, aber auch interessantes Flair.

So ist dies der Auftakt einer Reihe von Entdeckungen, die laut Verleger voraussichtlich in vierteljährigem Abstand fortgesetzt werden soll. Die dünnen Bände bieten zu einem angemessenen Obolus ein Gesamtkunstwerk aus Illustration, Imagination, Prosa und manches Mal stilvoller Einleitung, die der Übersetzer aus den Originalausgaben mit übernommen hat.