Tobias O. Meißner: Klingenfieber (Buch)

Tobias O. Meißner
Klingenfieber
Piper, 2013, Paperback, 432 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-492-70311-6 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Tobias O. Meißner hat schon einige Romane veröffentlicht, in denen es weniger um Magie als um das Leben und Selbstverständnis von Kriegern geht. Dabei bewegt er sich gerne unter dem einfachen Volk und schildert Abenteuer, die man teilweise auch gut für Rollenspiele adaptieren könnte. Interessante Ideen sind auch in „Klingenfieber“ zu finden.


Erenis ist eine durch das Land ziehende Klingentänzerin. Sie strebt nicht nach Ruhm, Gold und Macht, verdingt sich auch nicht als Söldnerin. Stattdessen fordert sie in jedem Dorf die Bevölkerung heraus, sich mit ihr gegen eine gewisse Summe Geldes im Kampf zu messen. Die meisten ihrer Gegner sterben, denn sie hat keine Mühe diese zu töten.

Erst der Bauernjunge Stenrei darf mehr hinter ihre Fassade blicken. Er verlässt sein Dorf, um sich ihr anzuschließen, lässt sich auch nicht verjagen, so dass sie ihn schließlich bei sich duldet. Nach und nach erfährt der Jugendliche so, was sie eigentlich antreibt und schließlich dazu veranlasst, folgenschwere Fehler zu begehen.


Denn wie man sich denken kann, erregt ihr Treiben auch Aufsehen. Ein fanatischer Rittrichter, der zugleich eine perverse Begierde hegt, setzt sich auf die Fersen von Erenis und Stenrei und beginnt diese auf ihrem langen Weg zu einem Turnier zu verfolgen, um so noch ein wenig mehr Spannung in die Geschichte einzubringen.

Denn ansonsten dreht sich alles nur darum, dass der Junge langsam die Achtung der Kriegerin gewinnt und sogar erfahren darf, wie sie zu dem geworden ist, was sie heute darstellt und warum ihr das Töten so viel Spaß macht. Stenrei wird dabei zur Identifikationsfigur für den Leser, stellt er sich doch immer wieder die moralischen Fragen und findet nur wenige gute Antworten.

Liebe und Leidenschaft spielen keine Rolle. Der Low-Fantasy-Roman kommt geerdet daher, konzentriert sich ganz auf sein Thema und handelt gelegentliche erotische Szenen eher nüchtern ab. Die Figuren bleiben bewusst auf Distanz, was zählt ist ihr Umgang mit dem Handwerk des Kämpfens und dem, was sie daraus ziehen. Zudem bleibt Erenis tatsächlich ihren Ansichten treu.

Der Roman ist in sich geschlossen, angenehm zu lesen und hat keine Längen. Er bleibt allerdings eher durch das Thema in Erinnerung als durch irgendwelche tiefgründigen Entwicklungen oder besondere Figuren.

„Klingenfieber“ ist alles in allem sehr interessant gehalten - eine Geschichte, die das Thema Kämpfen einmal ganz nüchtern und ohne Schnörkel betrachtet und eine Heldin bietet, die nicht nach Liebe oder Rache sucht, sondern ganz andere Beweggründe hat, die aus der Masse herausragen.