Pierce Brown: Red Rising: Das dunkle Zeitalter 1 (Buch)

Pierce Brown
Red Rising: Das dunkle Zeitalter 1
(Dark Age. A Red Rising Novel, 2019)
Übersetzung: Claudia Kern
Cross Cult, 2020, Taschenbuch, 508 Seiten, 14,00 EUR, ISBN 978-3-96658-035-9 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

In der „Red Rising“-Trilogie beschrieb Pierce Brown erstmals das Sonnensystem in einer fernen Zukunft, in dem sich die Menschheit auf allen Planeten ausgebreitet und sie sogar teilweise lebenswert gemacht hat. Die schillernde Figur damals war Darrow, der zum Sklavenbefreier und Helden wurde und sogar für eine Weile eine der Nationen anführte. In „Asche zu Asche“, das aber zehn Jahre später spielte, wendete sich das Blatt und diese Handlung wird nun in „Red Rising: Das dunkle Zeitalter“ weiter geführt, einem Wälzer der wohl für die deutsche Ausgabe geteilt wurde.

 

Einst war er das Gesicht der Revolution und verhalf vielen Menschen zur Freiheit, indem er eine Republik gründete, in der eigentlich Gleichheit existieren sollte. Doch irgendwann wandte man sich gegen ihn und machte ihn zum Gesetzlosen. Er hat nichts Besseres zu tun, als auf dem Merkur Krieg zu führen, auch wenn der „Schnitter“ langsam müde wird. Aber seine Gegner wie der intrigante Lysander und Atalantia, die skrupellose Diktatorin der Weltengemeinschaft, gehen weiter.

Seine Frau Virginia versucht derweil den Geist und die Strukturen der Republik lebendig zu halten, etwas, was leider durch Intriganten und machthungrige Aufsteiger torpediert wird. Und  sie fürchtet immer noch um ihren entführen Sohn Pax. Auch hier spitzt sich also die Lage gnadenlos zu.


Wie schon in den anderen Romanen erzählt der Autor hier eine moderne Form der Space Opera, die Elemente aus historischen Intrigen-Romanen mit Military SF vermischt. Nicht umsonst ist oft von Imperatoren und Hoheiten die Rede, man wird das Gefühl nicht los, dass der Autor bewusst bei den Strukturen des Römischen Reichs wildert und die verschiedenen Herrschaftsformen, die dort geherrscht haben, zu Triebfedern seiner Erzählung macht.

Die Geschichte springt zwischen den Schlachtfeldern auf dem Merkur oder im All zwischen den Höfen und Ratssälen hin und her, in denen die Mächtigen ihre Ränke spinnen und sich dabei immer noch von Wut und Zorn, Verzweiflung und Hass, aber auch Machtgier und düsteren Leidenschaften leiten lassen.

Das Kasten-System ist in einige Bereichen des Sonnensystems immer noch existent und scheint auch langsam aber sicher wieder in der Republik an Bedeutung zu gewinnen. Und der Held selbst trifft mehr oder weniger gute Entscheidungen, die ihn immer mehr in eine ungute Ecke abdriften lassen. Denn er ist sich mittlerweile auch nicht mehr für Kollateralschäden zu schade, opfert im Krieg auch jede Menge Unschuldige - und das nimmt ihm viele Sympathien bei den einfachen Menschen.

Die Beschreibungen entsprechen denen in der Military SF, selbst der Jargon ist passend. Die meisten Nebenfiguren sind nicht mehr als Stichwortgeber und auch die Helden bleiben eher blass, weil sie nur eine bestimmte Aufgabe in der Geschichte haben.

Alles in allem wird man aber den meisten Lese-Genuss haben, wenn man bereits den Vorgängerband kennt, in dem die wichtigsten Personen der jetzigen Schauplätze und ihre Probleme eingeführt wurden. Neueinsteiger müssen sich erst eine ganze Weile einlesen und bekommen auch nicht jede Andeutung mit.

Nach „Asche zu Asche“ ist „Das dunke Zeitalter“ wohl die logische Fortführung in der „Red Rising“-Reihe. Man darf gespannt sein, wie die Geschichte im zweiten Band weiter geht und ob der Autor tatsächlich den eingeschlagenen Kurs weiter verfolgt, um seinen Helden zu demontieren. Wie immer ist das ganze flott geschrieben und gut zu lesen - auch wenn man natürlich ein Faible für episch in die Länge gezogene Dialoge haben sollte.