Gruselkabinett 159: Das kalte Herz, Wilhelm Hauff (Hörspiel)

Gruselkabinett 159
Das kalte Herz
Wilhelm Hauff & Marc Gruppe (Script)
Sprecher: Peter Weis, Jonas Minthe, Regina Lemnitz u.a.
Titelbild: Ertugrul Edirne
Titania Medien, 2020, 1 CD, ca. 95 Minuten, ca. 8,99 EUR, ISBN 978-3-7857-8159-3

Rezension von Christel Scheja

Wilhelm Hauff (1802-1827) gehört zur schwäbischen Dichterschule der Romantik und schuf einige unvergessene Werke. Seine bekannteste Geschichte ist wohl „Das kalte Herz“, in der er Mythen und Sagen mit nur allzu verständlichen Wünschen vieler Menschen vermischt. Dieses Märchen ist nun in ein Hörspiel der „Gruselkabinett“-Reihe umgesetzt worden.

 

Peter Munk ist unzufrieden mit seinem Leben. Er übt zwar das ehrbare Handwerk eines Köhlers aus, ist aber nicht besonders angesehen, vor allem im Wirtshaus lachen die anderen Männer über ihn - die gestandenen Kerle, die im Mittelpunkt stehen. Deshalb wendet sich der junge Mann schließlich an das Glasmännlein, das Sonntagskindern drei Wünsche erfüllt.

Doch seine eigene Dummheit treibt ihn schließlich in die Arme des Holländer-Michel, und ehe er sich versieht trägt Peter ein steinernes Herz in der Brust, das vielleicht Vieles einfacher macht - aber nicht glücklich.


„Das kalte Herz“ gehört zu dem Märchen- und Sagenschatz, der in Deutschland sehr lange auch den Kindern in die Hand gegeben wurde. Aber es eignet sich auch anders als viele Geschichten gut dazu, der jungen Generation deutlich zu machen, dass Reichtum und Macht nicht alles sind.

So erweist sich der junge Held zwar anfangs als töricht, dumm und gierig, am Ende aber kommt er rechtzeitig zur Besinnung und erkennt die wahren Werte im Leben - eine Moral, die gerade im 19. Jahrhundert immer wieder in den entsprechenden Geschichten zu finden ist.

Der Lokal- und Zeitkolorit ist sehr schön in Szene gesetzt, auch die märchenhafte Handlung wird ansprechend in Szene gesetzt. Das Märchen ist nur an wenigen Stellen wirklich gruselig, strahlt aber eine besondere Magie aus, die den Zuhörer schnell in den Bann schlägt.

Ihren Teil tragen auch die spielfreudigen Sprecher mit dazu bei; man kann sich so den jungen Mann, der von seinen Wünschen und Begierden vorangetrieben wird, sehr gut vorstellen, genauso wie das weise Glasmännlein, das als moralischer Kompass fungiert und nicht zuletzt auch der verschlagene Holländer-Michel, der seine diabolischen Pläne mit viel Geduld und Können spinnt.

Die über eineinhalb Stunden vergehen wie im Flug und machen sehr viel Spaß, der unter den Stimmen liegende Klangteppich trägt zudem sehr zu der intensiven Atmosphäre bei.

„Das kalte Herz“ ist vielleicht kein düsteres und unheilschwangeres Hörspiel, aber es setzt das magische Märchen aus dem Schwarzwald des frühen 19 Jahrhunderts sehr stimmungsvoll und vor allem auch angenehm familientauglich um.