Monster 15: Die Tür zur Erinnerung (Comic)

Naoki Urasawa
Monster 15
Die Tür zur Erinnerung
Übersetzung: Mario Hirasaka
EMA, 2005, Taschenbuch, 206 Seiten, 6,50 EUR, ISBN 978-3-89885-694-2

Rezension von Irene Salzmann

Während der Arzt Tenma bemüht ist, einen aus moralischer Überzeugung begangenen Fehler wiedergutzumachen, der dazu führte, dass sein nun erwachsener Patient Johann von einst zu einem Mörder, einem wahren „Monster“, wurde, befindet sich dessen Schwester Nina ebenfalls auf der Suche nach ihm. Inzwischen ist ein Großteil ihrer Erinnerung zurückgekehrt. Ihr ist klar, dass es zwischen ihnen keine Geschwisterliebe gibt und Johann, der skrupelloser und gefährlicher ist, als die meisten ahnen, aufgehalten werden muss.

Unterdessen ist Tenmas Ex-Verlobte Eva total abgerutscht und zur Alkoholikerin geworden. Für eine Gruppe Nazis soll sie eine bestimmte Person identifizieren und anschließend von ihrem Bodyguard zum Schweigen gebracht werden. Eva ist keineswegs so naiv, das nicht zu wissen, doch Martin befallen plötzlich Skrupel. Er will nicht zum Werkzeug des Mastermind werden, der alles eingefädelt hat.


„Monster“ 15 knüpft nahtlos an den Vorgängerband an und treibt die Handlung ein deutliches Stück weiter. Tenma und Eva sehen sich wieder, Nina trifft eine Entscheidung, durch die sie glaubt, Tenma retten zu können, und wieder bleibt der eine oder andere auf der Strecke, weil Johann seinen Verfolgern stets wenigstens einen Schritt voraus ist und es sogar wagen kann, sie durch ein kurzes persönliches Erscheinen zu provozieren.

Die komplexe Handlung ist mit Figuren besetzT, die sich nicht einfach in Täter und Opfer einteilen lassen. Aufgrund ihres Handelns müssen sie die Konsequenzen tragen und wechseln durchaus auch mal die Seiten oder bewegen sich zunehmend in Grauzonen. Es handelt sich um äußerst realistisch gezeichnete Anti-Helden, die gegen ihren Willen in die Angelegenheit hineingezogen wurden, beziehungsweise um Personen, die keine andere Wahl hatten oder tatsächlich aus Überzeugung Verbrechen begingen und noch begehen.

Der Künstler gefällt durch seinen realistischen Stil, der sich wohltuend von den beliebten Titeln voller moe-Figuren mit Zackenfrisur, Glubschaugen, Klumpfüßen und Spitzenkleidchen abhebt. Insbesondere die an Originalschauplätzen angelehnten Hintergründe nehmen den Leser für die Serie ein. Das und die packende Handlung lässt jeden dem nächsten Band entgegenfiebern.

„Monster“ ist eine großartige Serie, die man mittlerweile zu den Klassikern zählen darf und die auch zahlreiche erwachsene Fans außerhalb der Manga-Community finden kann.