Das Haus Zamis 61: Tatkammers Sündenfall, Michael Marcus Thurner & Logan Dee (Buch)

Das Haus Zamis 61
Tatkammers Sündenfall
Michael Marcus Thurner & Logan Dee
Titelbild: Mark Freier 
Zaubermond, 2020, Taschenbuch, 212 Seiten, 14,95 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Michael Zamis hatte es in den letzten Jahren nicht einfach. Seine Söhne sind entweder spurlos verschwunden,oder haben sich zum Studium in die Abruzzen abgesetzt, seine Töchter sind entweder mit Georg verschwunden, treiben sich herum oder machen, wie üblich, Ärger. Und jetzt ist er sogar noch seine Ehefrau los! Thekla Zamis, seit Jahrhunderten die Frau an seiner Seite, unauffällig, aber verführerisch, intelligent und verdorben - was mehr kann man sich als Dämon wünschen?

Moment, falsche Zeitform, „konnte“ muss es heißen, hat Thekla ihrem Gatten doch den Laufpass gegeben. Die Tochter Asmodis geht ihrer eigenen Wege - etwas, das Michael nicht auf sich sitzen lassen kann, nicht auf sich sitzen lassen will. Er folgt seiner Ex-Frau auf eine ganz besondere Kreuzfahrt. Von Casablanca aus geht es an Bord der „Abraxas“, einem Luxus-Windjammer, nach Valencia. Mit an Bord einige begüterte Menschen, diverse Dämonen, eine Crew, die einem uralten Dämonengott huldigt - und Thekla.

Michael schleicht sich inkognito ein, nur um feststellen zu müssen, dass ihm nicht nur seine Ex-Frau sondern auch der beschworene Dämonengott Abraxas weit überlegen ist - ein Gott, der große Pläne hat.

Unterdessen begleiten wir Monsignore Tatkammer in einer Parallelwelt, genauer gesagt bei seinem Wirken in Bamberrg (kein Schreibfehler). Wenn er von der Kanzel über den Teuffel (kein Schreibfehler) und dem allmächtigen Abraxas predigte, hängt die Gemeinde an seinen Lippen. Dass er unter der Sakristei eine Folterkammer eingerichtet hat, in der er in seinen Augen wohlgefällige junge Sünderinnen hochnotpeinlich befragt, weiß niemand. Doch dann kommt man ihm auf die Schliche und er flieht ins Café Zamis.


Ich habe schon des Öfteren betont, dass ich die Romane, die der Wiener Michael Marcus Thurner beisteuert besonders schätze. Als Einziger der Autoren ist er vor Ort ansässig und kennt nicht nur die Lokalitäten der Handlung, sondern beschreibt auch die typisch Wiener Eigenheiten der Menschen wie keiner seiner Kollegen. Dass er zudem den Gruselroman mit Horror-Szenen satt aufpeppt, macht seine Beiträge immer zu etwas Besonderem.

Auch dieses Mal, weit weg von der österreichischen Hauptstadt, weiß er zu überzeugen. Die Folter-Szenen, das Verhalten der Dämonen, die Beschreibungen der Beschwörungen - sie alle lesen sich wunderbar rund und atmosphärisch gruselig.

Interessant dabei, dass die Autoren um den Ideengeber Uwe Voehl wieder einmal einen uralten Dämon als neuen Gegenspieler Asmodis und, und das ist neu, auch der Zamis aufrufen. Abraxas ist noch recht undeutlich ausgestaltet, hier werden die nächsten Romane sicherlich Weiteres aus seiner Historie offenbaren. Schon angedeutet wird, dass Abraxas, je nachdem in welchem Paralleluniversum man ist, einmal auf der Seite der Guten, dann wieder auf der der Bösen einzuordnen ist.

Logan Dee füllt die sieben Todsünden, die das Café Zamis zu ihrem Quartier erhoben haben, wieder auf. Hierzu stellt er uns einen unsterblichen Monsignore vor, der ebenso einfallsreich wie pervers, verrückt und besessen ist.

Für spannende Lese-Stunden mit 70er-Jahre-Retro-Grusel-Feeling ist also gesorgt wobei durch die massive Kürzung der Veröffentlichungen bei Zaubermond die Zeit bis zum Folgeband im Juni 2021 - ja, über ein Jahr! - lang werden wird.