Christian von Aster: Zwerg und Überzwerg - Die große Erdferkelprophezeiung 1 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 20. März 2020 13:53
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Christian von Aster
Zwerg und Überzwerg
Die große Erdferkelprophezeiung 1
Titelbild: Birgit Gitschier
Hobbit Presse, 2020, Paperback, 412 Seiten, 12,00 EUR, ISBN 978-3-608-98235-0 (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Carsten Kuhr
Willkommen in der etwas anderen Welt der Zwerge. Vor Urzeiten, im letzten großen Krieg der Zwerge, wurden alle weiblichen Vertreter der trink- und prügelfreudigen Stollenbewohner getötet. Seitdem werden die letzten Eier - ja, auch wenn sie es bisher nicht wussten, Zwerge schlüpfen aus Eiern - gehütet, wie kein anderer Schatz der Kleinwüchsigen mit ihren Bärten.
Für jeden Zwerg, der ins Reich des Todes eingeht, werden zwei der Eier der streng bewachten Schatzkammer entnommen. Doch mittlerweile hat der Vorrat stark abgenommen, das Ende des stolzen Zwergengeschlechts scheint absehbar.
Eine Prophezeiung über den Untergang der stolzen Kleinen gibt es auch; die Erdferkelprophezeiung spricht von einem Zwerg, der kein Bier trinkt - eigentlich unvorstellbar, ja ein Widerspruch in sich - und von weiteren Vorzeichen.
Was Jahrtausende währt, das ist gut, so das unbestrittene Kredo der Zwerge. Doch nicht alle sind mit dem Status Quo zufrieden. So macht sich der „Neue Stahl“ im Verborgenen auf, die alte Ordnung und ihre überholten Traditionen gewaltsam umzustürzen. Vorbei soll es sein mit den hehren Gesetzen, mit den überkommenen Traditionen, ein neues Zeitalter soll anbrechen, das des Überzwerges. Mit Hilfe der Prophezeiung soll der Umsturz gelingen.
Doch auch wenn unsere Zwerge gerne einen oder mehrere Humpen über den Durst trinken gibt es unter ihnen doch ein paar Gesellen, die Verdacht schöpfen. Als dann noch die wahre Prophezeiung selbst ins Geschehen eingreift, bekommt der Neue Stahl gezeigt, was eine Stollen-Harke ist…
Christan von Aster ist dem Freund Phantastischer Literatur kein Unbekannter. Seine Lesungen sind gefeierte Happenings, seine Romane und Erzählungen Kult. Vorliegender Auftakt einer dreiteiligen Reihe erschien bereits 2008 bei Lyx und wird nun von der Hobbit Presse in überarbeiteter Form neu aufgelegt.
Einmal mehr sollen es die Kleinen richten. Zwerge, eine bedrohte Spezies - glaubt man zumindest den Autoren, die ihre kurzgeratenen Gesellen ein ums andere Mal dem Böse aussetzen.
Nun sind aber von Asters Zwerge eine ganz eigene Kreation. Weibliche Zwerge, gar noch mit einem imposanten Bart versehen, das sucht man vergebens, auch am inneren Zusammenhalt des Stammes scheint es zu mangeln.
Ganz bewusst hat der Autor versucht, sich von bekannten Werken abzugrenzen, eigene Stollen durchs Gebirge zu treiben - und kann damit punkten. Gerade die Tatsache, dass uns kein müder Abklatsch Heitz’scher Vorbilder erwartet, erhöht den Lese-Genuss. Dabei nimmt er so manches Mal die üblich-typischen Versatzstücke entsprechender Bestseller aufs Korn, persifliert ironisch bekannte Plots und scheinbar felsenfeste Vorgaben.
Auch, wenn die Zwerge nichts zu lachen haben, der Leser amüsiert sich umso vortrefflicher.
Dies ist Fantasy der von Aster’schen Art, Fantasy, die unterhält, die die Kalorien von allzu viel Gerstensaft durch heftiges Zwerchfelltraining abbaut - Fantasy, die Appetit macht auf Mehr.