Das Haus Zamis 59: Das Phantom von Notre Dame, Simon Borner & Logan Dee (Buch)

Das Haus Zamis 59
Das Phantom von Notre Dame
Simon Borner & Logan Dee
Titelbild: Mark Freier 
Zaubermond, 2019, Taschenbuch, 204 Seiten, 14,95 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Irgendwie ist nichts mehr, wie es einmal war. Skarabäus Toth, der Schiedsrichter der Schwarzen Familie, ist spurlos verschwunden, Michael Zamis und Asmodi scheinen ihren Zwist weitgehend begraben zu haben, die Ehefrau des Zamis-Patriarchen setzt ihrem Mann öffentlich Hörner auf und Coco, das weiße Schaf der Familie, ist plötzlich böse.

Grund für die so markante Veränderung Cocos ist der Einfluss der Neiddämonin Invidia, die Coco nicht nur innerlich verändert sondern ihr auch in den wohlverdienten Urlaub nachreist. Am Gardasee, in einem hochherrschaftlichen Hotel das von Dämonen betrieben wird, geht der Zwist in die nächste Runde. Während Coco sich in den Sohn des Hauses, einen Werwolf, verliebt, macht die Neiddämonin dessen Vater schöne Augen,

Ungeklärt ist auch das weitere Schicksal von Cocos Bruder Georg. Zusammen mit dessen großer Liebe Juna Zamis und dem Zwerg Friczkó sind sie in die Vergangenheit geflüchtet. Im Paris des Jahres 1888 werden sie zunächst getrennt. Georg schließt sich im Künstlerviertel Montmartre einer Dämonin an, die ihm nicht nur ultimative sexuelle Erfüllung schenkt, sondern dafür auch etwas von ihm fordert - Lebenskraft. Währenddessen wird die in eine Puppe verwandelte Juna von Monsignore Tatkammer, dessen unheilige Predigten in Notre Dame für Aufregung und Zulauf sorgen, als Lockvogel genutzt. Friczkó, der sich in den Geheimgängen der Kathedrale versteckt, plant die Entführung der Puppe - ohne dabei die Kräfte des dunklen Priesters zu berücksichtigen.


Es geht einmal wieder in die Vergangenheit. Und das, was bei „Dorian Hunter“ wunderbar funktioniert, das passt auch bei „Das Haus Zamis“. Der Handlungsstrang um die Geschehnisse im Paris liest sich inhaltlich interessant, spannend und bietet so manche Anknüpfungsmöglichkeit. Geschickt trennt Simon Borner die drei Zeitreisenden, lässt jede Figur ihre eigenen Erfahrungen sammeln, bevor er sie spät wieder vereint.

Logan Dee sorgt nicht nur für eine neue Liebe bei Coco, sondern entführt uns auch in ein malerisch gelegenes Luxus-Ressort am Gardasee. Dass selbiges von Dämonen betrieben wird, dass die Neiddämonin als Zwillingsschwester von Coco auftritt sorgt für Dramatik pur.

Beide Autoren führen ihre jeweiligen Handlungsstränge packend fort. Es gibt so einiges an Grusel-Szenen - wobei ich zugeben muss, dass ich persönlich von der Atmosphäre her von der in einen dunklen Tempel verwandelte Kathedrale mehr fasziniert war, als von der Handlung in Oberitalien. Dort geht alles in etwa seinen gewohnten Gang inklusive Orgien und Grausamkeiten - das Paris des 19. Jahrhunderts hat mich da mehr in seinen Bann gezogen.