Nika Lubitsch: Erbsünde - Kudamm 216 Band 1 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 14. März 2020 17:37
Nika Lubitsch
Erbsünde
Kudamm 216 Band 1
Titelbild: Hanspeter Ludwig
Print!t/UvR, 2013, Taschenbuch, 396 Seiten, 7,99 EUR, ISBN 978-3-86882-503-9
Rezension von Irene Salzmann
Judith Schilling, arbeitslose Journalistin, wird vom Arbeitsamt zu der Krimi-Autorin Alice von Kaldenberg geschickt, die Verstärkung für ihr Recherche-Team sucht. Tatsächlich hat Judith absolut keine Lust auf den Job, stellt sich in ungepflegter Aufmachung vor und wird zu ihrer Überraschung dennoch sofort eingespannt. Der Ex von Alice hat sie nämlich gebeten, einige Nachforschungen anzustellen, weil er nicht glauben will, dass sein Freund Professor Dr. Sigurd Sprengler aus Berlin in New York einem Raubmord zum Opfer fiel.
Judith soll mit den Angehörigen sprechen und wird niedergeschlagen, was ein erster Hinweis zu sein scheint, dass mehr hinter dieser Sache steckt und jemand verhindern will, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Alice lässt sich davon nicht abschrecken und gräbt mit ihren Helfern immer tiefer in der Vergangenheit, wo sie auf inzestuöse Beziehungen, illegale Gesichtschirurgie, Kunstfälschung und vieles mehr stößt.
„Erbsünde“ ist der erste von bisher vier „Kudamm 216“-Krimis der Autorin Nika Lubitsch, die noch eine Vielzahl weiterer Publikationen vorweisen kann.
Bei dem Serien-Titel mag es sich auf eine Anspielung auf die Baker Street 221b in London handeln, von wo aus Sherlock Holmes gemeinsam mit seinem Freund Dr. Watson im späten 19. Jahrhundert ermittelte. Im Berlin der Gegenwart reicht ein brillanter Geist allein jedoch nicht mehr aus, um gewieften Tätern auf die Schliche zu kommen, sodass ein Team, dessen Mitglieder über unterschiedliche Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen, gemeinsam den Spuren nachgeht.
Es ist jedoch nicht die Chefin Alice von Kaldenberg, aus deren Perspektive die Ereignisse geschildert werden, sondern Neuzugang Judith Schilling wird gleich in den Fokus gerückt, wenngleich sie natürlich nicht Dr. Watson repräsentiert, sondern eher die Identifikationsfigur für den Leser, aber nicht durchweg, denn viele Szenen finden ohne sie statt, darunter die zahlreichen Rückblenden.
Die Aufklärung läuft dann auch nach bewährtem Muster ab, wie man es von Agatha Christies Hercule Poirot und Earl Derr Biggers Charlie Chan kennt: Die Beteiligten werden befragt, nach Indizien wird gesucht, und wenn sich das Bild rundet, kommen alle zusammen, um die Auflösung zu erfahren. Das Ganze wird in einem eher lockeren, flotten Tonfall erzählt, wie ihn der zeitgenössische Leser schätzt.
In der Summe sorgt diese Kombination aus vertrauten, immer funktionierenden Elementen und modernen Strategien für einen guten Lesefluss und packende Unterhaltung. Allein das Cover will nicht so recht dazu passen, da sein Anblick Assoziationen zu Kinderbüchern wie „Die drei ???“ weckt. Dennoch sollte man dem Titel eine Chance geben, gerade wenn man eine gefällige, kurzweilige Krimi-Lektüre sucht.