Karneval 3 (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 07. März 2020 15:00
Touya Mikanagi
Karneval 3
Übersetzung: Monika Hammond
EMA, 2012, Taschenbuch, 194 Seiten, 7,00 EUR, ISBN 978-3-7704-7750-0
Rezension von Irene Salzmann
Nach wie vor versuchen Nai, Gareki und ihre neuen Freunde von der Organisation Circus herauszufinden, was es mit Nai auf sich hat, bei dem man feststellte, dass bei ihm menschliche Gene mit denen eines Tieres verbunden wurden, weshalb er auch über einige besondere Fähigkeiten verfügt. Mit Sicherheit könnte Karoku, bei dem er aufwuchs, einiges erklären, aber dieser ist verschwunden und wird von Nai gesucht. Zumindest scheint er am Leben zu sein, denn hin und wieder spricht Karoku zu Nai in dessen Träumen.
Der Weg führt die Gruppe in Garekis Heimatstadt Karesuna, wo er Tsubame, eine Freundin, wiedersieht, die äußerst verstört wirkt und behauptet, Menschen getötet zu haben. Tatsächlich verlor sie ihre Angehörigen, die auch Gareki viel bedeutet hatten, und er schwört, den zu töten, der dafür verantwortlich ist. Es dauert nicht lange, bis der Täter seine Identität preisgibt.
Das nächste Ziel ist Risoll. Dort werden die Kameraden angegriffen, und Yogi beginnt, sich zu verwandeln - in jemand Fremdes. Obendrein wird Tsukumo von den Feinden entführt.
Bislang gleicht die Handlung einer Schnitzeljagd. Die zusammengewürfelte Gruppe, die Nais Geheimnis ergründen und Karoku finden möchte, sich dabei noch um gefährliche Kriminelle kümmert, zieht von Ort zu Ort, hoffend, dort neue Hinweise zu erhalten und die eigentlichen Aufgaben erledigen zu können. Hin und wieder stoßen sie auf ein weiteres Puzzle-Stück, aber auch auf Gegenspieler mit denen sie nicht gerechnet haben. Und selbst einige der Circus-Agenten hüten Geheimnisse, die in ungünstigen Momenten hervorbrechen und Einfluss auf die Ereignisse nehmen.
Durch all diese zusätzlichen Problematiken (Garekis Vergangenheit, Yogis Wandlung zu einem unberechenbaren Wesen und so weiter) wird das eigentliche Kernthema, nämlich das Rätsel um Nai und Karoku, immer wieder an den Rand geschoben, sodass es als Triebfeder für das Handeln der Akteure erhalten bleibt und der Leser gemeinsam mit den Protagonisten Vermutungen anstellt. Immerhin wird nun schon angenommen, dass Nai womöglich von Karoku geschaffen wurde. Zudem mischt eine weitere Organisation, Kafka, mit, die sich mit solchen Experimenten befasst.
Die Konfrontationen mit Agenten des Gegners, Mutanten und anderen Geschöpfen sorgt für eine Menge Action. Das wiederum lockert zusammen mit den humorigen Einlagen, vor allem wenn Yogi seine Sympathie gegenüber Gareki bekundet, wenngleich es lediglich beim yaoi support bleibt und es absolut keine Boys-Love-Implikationen gibt, die an sich dramatische Handlung auf. Die Mangaka bietet von allem ein bisschen, sollte sich aber irgendwann auf eine gewisse Linie festlegen, damit das Hin und Her zwischen Tragödie und Klamauk nicht zu einem Verlust der dramaturgischen Glaubwürdigkeit führt.
Die Zeichnungen sind unverändert stark personenbezogen und verzichten oft auf ausführliche Hintergründe. Fluffige Frisuren und verspielte Kleidung werden hingegen akribisch angelegt. Das sind Charakteristika von Shojo-Mangas, und die Anthologie „Zero-Sum“, in der „Karneval“ publiziert wird, wendet sich in erster Linie an Leserinnen, wenngleich an die etwas älteren ab etwa 15 Jahre.
Ständig wechselnde Locations, eine zunehmende Zahl an Protagonisten, weitere Konflikte neben der eigentlichen Problematik, wenige Antworten - das Publikum muss am Ball bleiben, will es nicht den Überblick verlieren.