Kurd Laßwitz: Auf zwei Planeten (Buch)

Kurd Laßwitz
Auf zwei Planeten
Verlag Dieter von Reeken, 2020, Paperback mit Klappenbroschur, 608 Seiten, 25,00 EUR, ISBN 978-3-945807-41-5

Rezension von Carsten Kuhr

Die Handlung des wohl berühmtesten Romans aus der Feder von Kurd Laßwitz dürfte weitgehend bekannt sein.


Drei wagemutige Männer brechen von Deutschland aus in einem Heißluftballon auf, den Nordpol zu entdecken. An Ort und Stelle angekommen stoßen sie auf eine künstliche Station der Martier. Beim Absturz werden zwei der Forscher von den Besuchern von Mars gerettet, ihr Kamerad wird von Inuit vor dem Ertrinken bewahrt. In der Folge lernen unsere beiden Abenteurer nicht nur die über dem Pol schwebende Raumstation, sondern auch den Mars selbst kennen. Eine der Beiden verliebt sich gar.

Zwischenzeitlich machten die Besucher von Roten Planeten ihre Existenz den Menschen bekannt. Es kommt zum Kampf der Briten gegen die technologisch weit überlegenen Martier, die in der Folge die Herrschaft über die Erde übernehmen. Widerstand regt sich, auch auf dem Mars gibt es politische Veränderungen - bis wir im Finale eine friedliche Koexistenz der beiden Völker erleben dürfen.


Neben dem zeitgleich publizierten „Der Krieg der Welten“ von H. G. Wells gilt Kurd Laßwitz’ 1897 erstveröffentlichter Mars-Roman zurecht als einer der großen Klassiker der modernen Science Fiction.

Nicht nur, dass Aliens - vom Mars - darin vorkommen, wir erleben Raumschiffe, die sich mittels Beherrschung der Gravitation fortbewegen, beobachten einen Krieg gegen eine technologisch weit überlegene Macht und politische Umbrüche auf fremden Planeten. Dass der Autor seine Martier dabei so menschenähnlich entworfen hat, dass selbst Mischlingsabkömmlinge vorkommen, sei erwähnt, schmälert aber den so oft beschworenen Sense of Wonder nicht.

Die Lektüre gestaltet sich, und dies ist über einhundert Jahre nach der Entstehung nicht selbstverständlich, ebenso wie bei Wells’ Mars-Roman weiterhin interessant und spannend. Sicherlich gibt es Verhaltens- und Denkweisen, die uns heute antiquiert vorkommen; dennoch übt der Plot per se weiterhin seine Faszination auf den Rezipienten aus, weiß dieser zu fesseln.

Mit dieser jetzt aufgelegten Neuauflage hat Verleger Dieter von Reeken der hochwertigeren Hardcover-Ausgabe eine preiswertere Paperback-Neuauflage folgen lassen, die dem Leser, anders als zum Beispiel der Taschenbuchausgabe bei Heyne, den kompletten Text Laßwitz’ offeriert. Dabei werden für die damalige Zeit solch revolutionäre Ideen wie die Aufgabe der Standesunterschiede oder Sonnenenergie thematisiert, präsentiert uns der Autor immer wieder interessante, ja revolutionär moderne Erfindungen und Ideen.

Wer also die deutsche Science Fiction kennen und einordnen möchte, der darf nicht erst mit dem Erben des Universums anfangen. Bei Kurd Laßwitz und seinen Zeitgenossen wird man hier fündig und nach wie vor lesbar gut unterhalten.