Karl Mays Magischer Orient 7: Der Herrscher der Tiefe, Jacqueline Montemurri (Buch)

Karl Mays Magischer Orient 7
Der Herrscher der Tiefe
Jacqueline Montemurri
Titelbild: Elif Siebenpfeiffer
Karl May Verlag, 2019, Paperback mit Klappenbroschur, 478 Seiten, 20,00 EUR, ISBN 978-3-7802-2507-8 (auch als eBook erhältich)

Rezension von Carsten Kuhr

Old Shatterhand oder, wie er im Orient besser bekannt ja berühmt ist Kara Ben Nemsi, sein langjähriger Begleiter Hadschi Halef Omar sowie die Gefährten aus den vergangenen Abenteuern Scheich Haschim und Djamila sind auf Zypern gestrandet. Ausgerechnet ihr alter Freund und Weggefährte Lord Lindsay folgt dem Ruf eines anderen Mitglieds des Travellers Club und bricht ohne seine Freunde in Richtung Kreta auf. Vorher aber, schließlich ist er britischer Gentleman, sorgt er dafür, dass seine Freunde die Reise in die Heimat antreten können.

 

Dass es dann anders kommt, ist dem britischen Militär und Geheimdienst zu verdanken. Auf hoher See werden sie gefangengenommen und erfahren, dass Lord Lindsay im antiken Labyrinth des Minotaurus auf Kreta verschollen ist. Keine Frage, auch wenn die unfreiwillige Rekrutierung schockierend ist, sie müssen ihrem Gefährten helfen.

Auf Kreta angekommen, geraten sie mit stolzen Freiheitskämpfern und einer Sage aneinander. Während die einen sie aufhalten, ja als vermeintliche Handlanger des Empires hinrichten wollen, entführt ein Riesenvogel Hadschi Halef als Futter in seinen Horst. Nur den vereinten Kräften Kara Ben Nemsis und der Magie Scheich Haschims ist es zu verdanken, dass diese Gefahren überwunden werden können.

Im Labyrinth stoßen die Abenteurer dann auf eine veritable Sagengestalt - ein riesiger Minotaurus greift sie an und tötet einen sie begleitenden Briten.

Rettung naht in Gestalt eines Mannes, den man nur aus den verrückten Schriften des Franzosen, wie Kara Ben Nemsi ihn nennt, kennt - Kapitän Nemo und seine „Nautilus“ nehmen die Abenteurer an Bord. Hier werden sie vor die Wahl gestellt: Entweder schließen sie sich Nemo in seinem technischen Wunderschiff an, oder sie werden ermordet…


Ja, es ist schon eine geraume Weile her, Jahrzehnte um genau zu sein, dass ich meinen letzten Karl May gelesen habe. Beim Franzosen, wie Jules Verne gerne passend genannt wird, sieht es ähnlich aus.

Und doch war die Faszination gleich zu Beginn der Lektüre sofort wieder da. Kara Ben Nemsi alias Old Shatterhand alias - nicht ganz wahrheitsgemäß wie bekannt - Karl May höchstselbst steht in den bislang acht Büchern unter der Überschrift „Magischer Orient“ im Zentrum des Geschehens.

Die Autoren, Jacqueline Montemurri legt mit vorliegendem Band ihren ersten Roman innerhalb der Edition vor, bemühen sich gekonnt, das Flair der ursprünglichen Romane Mays einzufangen und diese mit der sprichwörtlichen Magie des Orients zu verbinden.

Vorliegend wird eben diese Magie eher dosiert bemüht, dafür im Plot wunderbar stimmig eingebettet. Montemurri hat daneben, das merkt man dem Text an, intensiv recherchiert. Immer wieder lässt sie Wissenswertes über die Landstriche und deren Historie in die Handlung einfließen, zeigt uns gesellschaftliche wie politische Zusammenhänge und Besonderheiten auf und erhöht auf diese Weise die Authentizität ihres Romans.

Dazu nimmt sie natürlich Anleihen bei den Vorbildern; neben Winnetou, der zumindest als Geist kurz einen Gastauftritt absolviert, oder den Neckereien mit Hadschi Halef Oma sind es natürlich Kapitän Nemo, dessen Zeichnung dem Franzosen sicherlich ein anerkennendes Nicken abringen würde, und die Wunder der „Nautilus“, die die zweite Hälfte des Romans prägen.

Steht der Beginn ganz im Zeichen der antiken griechischen Mythologie (Minus, Ariadne, Minotaurus), so prägt die Technik quasi als Widerpart den zweiten Abschnitt des Buchs. Stellvertretend für diese Konkurrenz um die Gunst des Lesers stehen die Protagonisten: hier der Techniker Nemo, dort der Magier Scheich Haschim.

Der Text liest sich flüssig und spannend auf einen Rutsch durch, das Buch selbst ist sorgfältig redigiert und für Anhänger Mays somit ein Muss.