H. G. Wells 6: Der Unsichtbare 2 (Comic)

H. G. Wells 6
Der Unsichtbare 2
(L' Homme invisible 2, 2017)
Adaption: Dobbs
Titelbild und Zeichnungen: Christophe Regnault
Übersetzung: Tanja Krämling
Splitter, 2018, Hardcover, 56 Seiten, 15,80 EUR, ISBN 978-3-95839-502-2

Rezension von Elmar Huber

Der unsichtbare Griffin hat Unterschlupf im Haus seines ehemaligen Kommilitonen Kemp gefunden. Im Gegenzug erzählt er dem Arzt seine Geschichte. Wie er die Medizin zugunsten der Physik aufgegeben hat und wie sich seine Experimente zur Lichtbrechung entwickelt haben. Doch forderte der Wissensdrang seinen Preis und Griffin hatte keine andere Wahl, als seine Theorie zur Unsichtbarmachung am eigenen Leib auszuprobieren.

Das Experiment gelang, doch wurde Griffin zur Flucht gezwungen, bis er schließlich in Iping landete. Doch das Experiment hat auch seinen Geisteszustand verändert, und er träumt davon, mit Kemps Hilfe ein Regime des Schreckens aufzubauen. Als Kemp hinter seinem Rücken die Behörden informiert, schwört der Unsichtbare Rache.


Nachdem Teil 1 recht actionreich zu Ende ging, kehrt hier zunächst etwas Ruhe ein. Kemp erweist sich seinem ehemaligen Studienfreund gegenüber als integrer Gastgeber, was gewiss auch seiner Neugier geschuldet ist. So wird eine weite Strecke des Albums von einer farbreduzierten Rückblende bestritten, die von Griffins wissenschaftlichem Ehrgeiz und seinen ersten geheimen Forschungen und Experimenten berichtet.

Auch damals haben seine unorthodoxen Methoden bereits die Aufmerksamkeit seiner näheren Umgebung auf sich gezogen, so dass er gezwungen war, einen abschließenden Versuch in aller Eile an sich selbst durchzuführen, um dann als unsichtbarer Mann aus seinen Räumlichkeiten zu fliehen. Griffins Flucht und die Anstrengungen, sich mit dem Nötigsten zu versorgen, während ihm die Polizei auf den Fersen ist, werden relativ ausführlich geschildert, so dass die Geschichte die Chance hat, sich voll zu entfalten. Ein deutlicher Pluspunkt des Doppelbandes gegenüber den H.- G.-Wells-Adaptionen der Reihe, die in einen Band gepresst wurden. Dort blieb die Stimmung oft auf der Strecke.

Griffins Flucht endet schließlich in einem Laden für Theaterbedarf, den Griffin als der ikonisch verhüllte Unsichtbare verlässt, als den man ihn vor allem aus den klassischen Universal-Verfilmungen kennt.

Als Griffin seine weiteren Pläne vor Kemp ausbreitet, muss der Arzt erkennen, dass auch der Geisteszustand seines ehemaligen Mitstudenten unter seinen Experimenten gelitten hat. Einen Teil seiner zunehmend misanthropischen Züge kann man jedoch sicherlich der Tatsache zuschreiben, dass er stets nur Ablehnung, Misstrauen und Spott erfahren hat und als Unsichtbarer schließlich sogar wie ein Tier gejagt wurde. So wundert es nicht, dass er sich mit Rachegedanken trägt, die er, nun, da er das Mittel dazu hat, in die Tat umsetzen will.

Schon das Cover zeigt Griffin gefühllos-kalt und überlegen über dem Chaos ‚schwebend‘, für das er verantwortlich ist. Das weckt direkt Erinnerungen an Dr. Mabuse.

Das Finale - erneut ist Griffin gezwungen zu fliehen - gestaltet sich wieder sehr actionreich und auch tragisch, da Griffin nun auch vor kaltblütigem Mord nicht mehr zurückschreckt und er auch Menschen aus Kemps Umfeld ins Visier nimmt.

Optisch ist die Geschichte von Christophe Regnault weiterhin in atmosphärischen und pointiert gestalteten Bildern umgesetzt, die lässig und gleichzeitig elegant wirken. Auch das Spiel mit verschiedenen Panelgrößen gefällt sehr gut.

„Der Unsichtbare“ ist ein dramatischer Abschluss der Ereignisse, der den Unsichtbaren als tragische Figur zeigt. Großartig erzählt und überragend gezeichnet.