Michael Peinkofer: Der Schatten von Thot (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 21. August 2010 14:09
Michael Peinkofer
Der Schatten von Thot
Titelillustration von Hisham F. Ibrahim
Bastei-Lübbe, 2007, Taschenbuch, 462 Seiten, 8,95 EUR, ISBN 978-3-404-15648-1
Carsten Kuhr
Das viktorianische London wird einmal mehr durch eine Verbrechensserie erschüttert. Zeitlich vor den Morden des Rippers angesiedelt, macht ein Unbekannter im East End Jagd auf käufliche Frauen. Nicht nur, dass er diese umbringt, er entnimmt ihnen auch Innereien und lässt am Tatort eine Hieroglyphe aus dem Blut der Opfer zurück – ein Zeichen des altägyptischen Gottes Thot.
Scotland Yard tappt, trotz aller Anstrengungen, im Dunkeln, in der Bevölkerung macht sich Unruhe breit, zumal an den Orten der Morde eine Kutsche mit den königlichen Wappen gesichtet worden sein soll. Ist gar der Enkel der Königin, einer der möglichen Thronfolger, in die Verbrechen verwickelt?
Nach dem Tod ihres Vaters – das entsprechende Abenteuer wird im zweiten Band der Reihe („Die Flamme von Pharos“) nachgereicht – ist die junge Adelige Sarah Kincaid die Spezialistin schlechthin, was das alte Ägypten anbelangt. Dass sie eine Frau ist aber behindert sie in ihrem Drang zu helfen. Erst nachdem das Königshaus selbst eingreift, erklärt sich sowohl das Militär, als auch der Yard bereit, mit ihr zusammenzuarbeiten. Schnell wird deutlich, dass hinter den Morden weit mehr steckt, als ein geistig Gestörter. Es geht um eine uralte Waffe, das „Feuer des Re“, mit dessen Hilfe man sich zum Herrn der Welt aufschwingen könnte. Alexander, der Große und Napoleon suchten es vergebens – wird Sarah Kinkaid die Rätsel lösen und mit dem Geheimnis das Leben ihren entführten Onkels retten können?
Suchen Sie auch Romane in der Nachfolge der legendären phantastischen Abenteuer? Bücher, die den Duft Rider Haggards oder Talbot Mundys atmen, die die Filme mit Indiana Jones, der Mumie oder Lara Croft inspiriert haben? Nun, dann sollten Sie es einmal mit der bislang vierbändigen „Sarah Kinkaid“-Reihe aus dem Hause Peinkofer versuchen. Wir kennen Michael Peinkofer eigentlich und in erster Linie durch seine Fantasy-Romane bei Piper. Dort erzählt er uns munter und lustig von Orks und Zauberern, ohne mich letztlich insgesamt wirklich überzeugen zu können. Zu sehr blieb er den Vorbildern verhaftet, lasen sich die Romane inhaltlich ähnlich wie so Vieles, was sich in den Buchhandlungen türmt. Anders dagegen vorliegendes Buch. Stilistisch überraschend angenehm las sich der Roman nach einem etwas behäbigen Auftakt spannend auf einen Rutsch durch. Geschickt stellt Peinkofer eine junge, resolute und durchsetzungswillige Frau ins Zentrum des Geschehens. Dass sie, eben wegen ihres Geschlechts und trotz allen Fachwissens angefeindet wird, dass Emanzipation, trotz der Herrschaft von Königin Victoria, kein Thema ist, nutzt der Autor als Aufhänger für weitere Konflikte. Dazu portraitiert er die politisch-soziales Zustände – Missstände sollte ich hier eigentlich treffender sagen – rund um White Chapel und die in allen Kreisen verbreitete Opiumsucht, die sogenannte Jagd nach dem Drachen. Nach der Verlagerung der Handlung an den Nil gesellt sich zu dem überraschend realistisch wirkenden Bild des Empires, seiner Mächtigen und des bornierten Militärs, die Faszination der alten Hochkultur der Pharaonen. Auf den Spuren der Priester von Thot folgen wir unserer mutigen Frau und ihren Begleitern in die Wüste, zu Ruinen und verborgenen Schätzen.
Das erinnert an die cineastischen Archäologenabenteuer, ist rasant aufgezogen und macht auch vor herben Verlusten und überraschenden Verrätern nicht halt. All dies ergibt in der Mischung ein unterhaltsames Gemenge, das sich angenehm flüssig und inhaltlich packend liest, und mein Interesse an den anderen drei Titeln geweckt hat.