M. Bianchi, S. Eberl, N. Horvath (Hrsg.): Metamorphosen – Auf den Spuren H. P. Lovecrafts (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 21. August 2010 14:06
M. Bianchi, S. Eberl, N. Horvath (Hrsg.)
Metamorphosen – Auf den Spuren H. P. Lovecrafts
Titelillustration von Chris Schlicht
Verlag Torsten Low, 2009, Taschenbuch, 200 Seiten, 11,90 EUR, ISBN 978-3-940036-03-2
Christel Scheja
Zu den prägenden Autoren der Phantastik gehört unzweifelhaft H. P. Lovecraft. Seine in Geschichten gefassten Visionen faszinierten nicht nur die Leser seiner Zeit, sie haben auch heute noch nichts von ihrer Faszination verloren. Bekannt ist er nämlich nicht nur durch die düstere und depressiv-hoffnungslose Atmosphäre, die seinen Werken innewohnt, sondern auch die Tatsache, dass oft genug ganz normale Menschen in das Unheil involviert werden.
„Metamorphosen“, herausgegeben von M. Bianchi, S. Eberl und N. Horvath, bietet eine Sammlung von Geschichten, die sich genau dieses Themas annehmen und versuchen, auf den Spuren des großen Vorbilds zu wandeln. Das verrät auch schon das Vorwort. Danach folgen fünfzehn illustrierte Geschichten. Die Bilder stammen wie das Cover von Chris Schlicht, die auch eine Erzählung beigesteuert hat und als besonderen Bonus gibt es einen Download-Code für das neue Album der Harmonic-Metal Band „Sorrowfield“, die vielleicht die passende Hintergrundmusik für die Lektüre bietet.
„Der gute Gott“ stürzt einen in seiner Seele ohnehin schon gestrauchelten Priester in ein noch tieferes Chaos. So kann er sich nicht dagegen wehren, als ihn ein geheimnisvoller Fremder dazu bringt, eine andere Kirche zu übernehmen. Denn die Argumente, die dieser vorbringt, wiegen schwer und machen ihm klar, dass er seinem Schicksal nicht entgehen kann.
„Die Schokolade des Herrn Bost“ ist in aller Munde, so dass sich ein Journalist aufmacht herauszufinden, welches Geheimrezept der Besitzer eines kleinen Süßigkeitenladens besitzt und benutzt, um die Leute so an sich zu binden, dass nicht einmal die Tiefpreis-Angebote eines nahen Supermarktes noch etwas daran ändern können.
„Der Fluch des Zulu“ liegt über der Familie des William Praetorius, doch er erkennt deren volles Ausmaß erst, als er tiefer in die Vergangenheit blickt und dort düstere Details findet.
„Der Journalist“ fasst in seinem Tagebuch zusammen, wie er sich in eine illustre Sekte einschleicht, um deren Machenschaften aufzudecken. Ehe er sich versieht ist er aber mehr als nur fasziniert von deren Lehren.
George Abigail nimmt „Das Erbe“ seines Onkels gerne an. Doch als er sich das alte Herrenhaus genauer ansieht, entdeckt er einen geheimen Gang und an dessen Ende eine verschlossene Tür. Und nun fragt er sich ob er diese öffnen soll, denn sein Gefühl warnt ihn, seiner Neugier nachzugeben.
„Die Ausstellung“ altägyptischer Funde aus einem Grab weckt nicht nur das Interesse der Weltöffentlichkeit, sondern leider auch düstere Träume und Visionen des Menschen, der in sie hinein zu blicken vermag.
Dies sind nur einige der Geschichten aus dem Band, die das Thema auf unterschiedliche Weise aufgreifen – sei es nun so, dass der Stil von Lovecraft nachgeahmt und Orte oder Elemente aus seinen Erzählungen verwendet wird, oder der entsprechende Autor ganz frei schreibt und nur die Atmosphäre zu erwecken versucht, die die Werke des Altmeisters ausstrahlen. Gerade letztere wissen zu überzeugen, sei es nun durch das beklemmende und sich schleichend entwickelnde Verhängnis, das den Helden in „Der Journalist“ erfasst oder die makabere Wendung in „Die Schokolade des Herrn Bost“. Oft genug haben die Geschichten sehr interessante Ideen, es gelingt den Autoren nur nicht immer, sie gut umzusetzen. Gerade „Der gute Gott“ verwirrt, weil der Autor auf Stimmungsbilder setzt, darüber aber den Hintergrund nur unzureichend einbindet. Auch „Die Ausstellung“ liest sich eher wie eine Nacherzählung und besitzt kaum eigenen Charme. So entsteht eine durchwachsene Sammlung, der man aber zu Gute halten kann, dass sie sehr viele unterschiedliche Geschichten enthält. So ist gewährleistet, dass im Prinzip jeder seine Favoriten finden kann – sei es nun, dass er eher einfache Handlungen schätzt, die zwar abenteuerlich und actionreich, aber auch sehr leicht zu durchschauen ist, oder lieber komplexere Hintergründe auf sich wirken lassen möchte, die in Erinnerung bleiben, weil sie zwar faszinierend sind, aber sich beim Lesen nicht auf den ersten Blick erschließen.
So ist „Metamorphosen“ eine durchaus unterhaltsame Sammlung, die vor allem durch die Bandbreite der Erzählungen gefällt, von der man aber nicht unbedingt hohe Qualität erwarten sollte. Denn nur wenige Erzählungen werden wirklich dem Anspruch des Titels und Vorworts gerecht.