Moonshine 2 (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 24. Dezember 2019 00:03
Brian Azarello
Moonshine 2
(Moonshine Vol. 2, 2017)
Titelbild und Zeichnungen: Eduardo Risso
Übersetzung: Cristof Bango
Cross Cult, 2019, Hardcover, 144 Seiten, 22,00 EUR, ISBN 978-3-95981-360-0
Rezension von Christel Scheja
Weiter geht es mit der neuen Saga von Brian Azarello und Eduardo Rossi, die sie diesmal bewusst in der Zeit der Prohibition angesiedelt haben, um neben einer actionreichen Horror-Story auch in die dunklen Seite des amerikanischen „Way of Life“ einzutauchen. Denn die Geschichte hat auch sehr interessante Thriller-Elemente, die sich auch auf gesellschaftliche Entwicklungen der Zeit berufen.
Lou Pirilo war einer der zahlreichen „Handelsreisenden“, die ihm Auftrag ihrer Bosse die ganzen illegalen Schwarzbrenner abgeklappert haben, um möglichst gute Geschäfte zu machen. Allerdings ist es ihm das letzte Mal übel ergangen, denn in dem Hinterwäldlerkaff, in dem er gelandet war, lebte man nicht nur wie noch vor hundert Jahren, er wird auch von einem Werwolf gebissen und verwandelt sich langsam aber sicher in eine Bestie.
Aus verschiedenen Gründen bleibt ihm am Ende nicht mehr als die Flucht, doch der Zug, in dem er landet führt ihn an Ende nur noch mehr ins Unglück, in eine Gefangenenkolonne, in der er bis zur völligen Erschöpfung schuften muss, gedemütigt und geschlagen wird. Das Monster in seinem Inneren ist jedoch immer noch präsent.
Es geht weniger mystisch und magisch in diesem zweiten Band zu, denn die Künstler nutzen die Gelegenheit, die Vorgeschichte ihres Helden in Rückblenden zu erzählen, so dass man endlich auch verstehen kann, warum und wie er eigentlich in die Situation geraten ist, in der er jetzt steckt.
Der Lebensweg scheint sehr typisch für junge Italiener ohne besondere Perspektiven zu Anfang des 20, Jahrhunderts zu sein. Erst die Arbeit für die Mafia gibt Lou Selbstbewusstsein und Kraft, etwas, was ihm sein Vater aus dem Leib geprügelt hat. Letztendlich sorgt es dafür, ihn wieder etwas sympathischer zu machen, denn in der Gegenwart schenkt er den anderen nichts und weiß letztendlich, dass die Bestie in seinem Inneren nicht mehr weg gehen wird.
Interessant sind auch die gesellschaftlichen Anspielungen aus der Zeit der Großen Depression, vor allem der immer wieder durchklingende Rassismus und Chauvinismus, der eben überall und nicht nur im schwülen Süden zu finden ist.
Vieles mag auf den ersten Blick wie ein Klischee wirken, inklusive der geringelten Sträflingskleidung, dürfte aber auf Fakten beruhen. Und das macht den Thriller authentisch, hilft dabei, den Weg des Helden interessiert weiter zu verfolgen und mit zu fiebern wie er dem derzeitigen Debakel überhaupt entkommen kann.
„Moonshine“ bleibt auch in seinem zweiten Band ein düsterer und gemeiner Gangster-Thriller, der durch den Zeit- und Lokalkolorit, dem vielschichtigen Helden und nicht zuletzt durch die Horror-Eelemente lebt, die dem Ganzen nur noch mehr Würze verleihen, auch wenn sie bewusst nur punktuell eingesetzt werden. Fans knallharter Action-Thriller im Verbrechermilieu werden jedenfalls ihren Spaß haben.