Peter F. Flannery: Kampf der Magier - Battle Mage 1 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 15. Dezember 2019 09:57
Peter F. Flannery
Kampf der Magier
Battle Mage 1
(Battle Mage - Part 1, 2017)
Übersetzung: Bernhard Stäber
Titelbild: Federico Musetti
Heyne, 2019, Paperback, 572 Seiten, 15,99 EUR, ISBN 978-3-453-32023-9 (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Carsten Kuhr
Seit Jahrhunderten werden die Bewohner einer archaische Welt von Dämonen heimgesucht. Nicht nur, dass die riesigen Dämonen mittels ihrer übersinnlichen Gabe Furcht ja Panik bei all ihren Gegnern verbreiten, sie nehmen auch Menschen gefangen und nutzen die Besessenen als Kämpfer für ihre Sache.
Das einzige Mittel, das gegen die grenzenlose Panik, die die Dämonen verbreiten hilft, sind die Kampfmagier mit den von ihren beschworenen Drachen. Nur deren vereinten Kräften kann es gelingen, die Menschen vor den psychischen Angriffen der Dämonen zu schützen.
Vor gut vierhundert Jahren wurden so die Dämonen vernichtend geschlagen. Seitdem meint man in den Königreichen vor der Bedrohung sicher zu sein und hat die Ränke gegeneinander wieder aufgenommen.
Dass der Feind sich erneut anschickt, die Reiche der Menschen zu erobern, dass weite Landstriche bereits an die Dämonen gefallen sind wird zunächst kaum bemerkt. Erschwerend kommt hinzu, dass die Anzahl der Kampfmagier in den letzten Jahrzehnten beständig abgenommen hat.
Vorhang auf für das kleine Herzogtum Caer Dour. Hier findet just der jährliche Wettstreit der jungen Kämpfer statt, die die Besten unter sich im Umgang mit Bogen und Schwert suchen, die dann in der fernen Akademie weiter geschult und ausgebildet werden sollen.
Dass der junge Falco Dante auf dem Feld des Kampfes selbst nicht bestehen kann, weiß der von einer heimtückischen Krankheit Befallene. Doch er, dessen Vater als Verräter einem schwarzen Drachen verfallen war und seine Kameraden gemeuchelt hat, will unbedingt die Beschwörung eines Drachen miterleben. Als er sich unerlaubt in die Zeremonie einschleicht, kommt es zur Katastrophe: Ausgerechnet ein schwarzer Drache folgt dem Ruf und kann nur unter Aufopferung eines Magiers aufgehalten werden. Der Schutz für Caer Dour ist damit passee, die Bevölkerung muss fliehen.
Falco, sein bester Freund, der Sohn des Schmieds und eine junge Bogenschützin aus bürgerlichem Stand machen sich, angefeindet von den Adeligen auf, an der Akademie ihre im Kampf gegen die Dämonen so dringend benötigten Fähigkeiten zu schulen.
Wie man dem Handlungsabriss des ersten Teiles einer neuen Reihe entnehmen kann, hält der Autor auf den ersten Blick wenig Neues für den Leser bereit.
Ein junger, gehandikapter Protagonist, der zudem noch als Sohn eines Verräters schlecht beleumundet ist, ein begnadeter Schwertkämpfer aus dem einfachen Volk, beide von den Adeligen ausgegrenzt und gepiesackt, und eine junge Frau in der Männerdomäne des Kampfes - das sind letztlich bekannte Figuren.
Hier kann sich der Autor sicher sein, dass er die Sympathien der Leser für seine Figuren geweckt hat. Natürlich haben wir Mitleid mit dem von dem Lungenbefall betroffenen Protagonisten, zumal wir gleich zu Beginn miterleben müssen, wie er vom Sohn des örtlichen Fürsten aufs Übelste bedrängt und angegriffen wird. Der Mitleid-Bonus ist diesem Protagonisten also sicher, zumal er auch noch das Päckchen der Familientragödie zu tragen hat.
Auch sein Freund, ein begnadeter Schwertkämpfer aus dem einfachen Volk, wird von den Adeligen angefeindet. Dass er im Wettstreit einem fiesen Plan der Hochwohlgeborenen ausgesetzt ist, der ihn um seinen verdienten Lohn für jahrelanges Üben und jede Menge Talent bringen soll, erweckt beim Leser den Widerstand gegen die Ungerechtigkeit.
Mit der Bogenschützin hält dann gleich noch der Gedanke von Gleichberechtigung Einzug.
Dazu gesellen sich als Bedrohung die Dämonen und ihre Horden versklavter Menschen sowie, als Widerpart und - in Fantasy-Romanen immer gern gesehene Gäste – Drachen, die vorliegend allerdings kaum in Erscheinung tretend. Ein schwächlicher Außenseiter, der zum Helden wird; Innovation: 0, Wiedererkennungswert 100.
Nun könnte man das Buch getrost unter der Rubrik „altbekannt und damit uninteressant“ ablegen, wenn es dem Autor nicht gelingen würde, aus dem bekannten Mischmasch stereotyper Versatzstücke doch etwas Eigenes zu kreieren.
Zum einen nimmt der Autor uns durch seine Charaktere für seinen Plot ein. Dabei sind es besonders die Figuren, die am Rande stehen die mich überzeugt haben. Sei es der blinde frühere Kampfmagier, der dem Jungen den Vater ersetzt, dessen Haushälterin, die sich aufopfernd um ihn kümmert oder der Adelige Merrywaether, der trotz eines geistig behinderten Sohnes - das erste Mal, dass ich von so etwas in einem Fantasy-Roman lese! - immer dem Leben positiv und anderen gegenüber liebenswürdig bleibt. Eindrucksvoll auch ein innerlich gebrochener Kampfmagier, dessen Drachen getötet wurde und dessen Traurigkeit uns rührt. Dies sind integere Personen, die sich von ihrem inneren Gefühl für das was Recht ist leiten lassen, die sich den Anfeindungen entgegenstellen und so einen willkommenen Gegenpart zum verwöhnten Adel bilden. Und es sind diese Schicksale, die Ungerechtigkeiten, Hänseleien und Demütigungen, die uns innerlich bewegen und in den Plot ziehen.
So ist dies ein Buch, das auf den ersten Blick altbekanntes Lesefutter offeriert, das aber durch seine leisen Töne und die ungewöhnlich dichte Zeichnung der Figuren überrascht und fesselt. Fortsetzung folgt im Mai 2020.