Michael Rutger: Anomalie - Nicht jedes Geheimnis darf ans Tageslicht (Buch)

Michael Rutger
Anomalie - Nicht jedes Geheimnis darf ans Tageslicht
(The Anomaly, 2018)
Übersetzung: Wilfried Czech
Bastei Lübbe, 2019, Taschenbuch, 460 Seiten, 10,00 EUR, ISBN 978-3-404-17893-3 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Gunther Barnewald

Hinter dem Pseudonym Michael Rutger verbirgt sich der in den USA lebende britische Schriftsteller Michael Marshall Smith, der unter diesem Namen spannende Thriller (manchmal mit phantastischem Einschlag) schreibt. Und, um es vorweg zu nehmen, Rutger/Smith beherrscht die Kunst des cleveren Spannungsaufbaus; von Kapitel zu Kapitel wird hier an der Spannungsschraube gedreht, bis man das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen will, egal welcher hanebüchene Unsinn vom Autor verzapft wird.

 

Erzählt wird von Nolan Moore und seinen Leuten, die ein Online-Format namens „The Anomaly Files” betreiben, welches sich regen Zuspruchs erfreut. Hier werden „Weltverschwörungen” und „Geheimnisse der Menschheit” aufgedeckt und erforscht. Ein Plattform also, bei der allen paranoiden Verschwörungstheoretikern das Herz aufgeht, die schon immer der Meinung waren, die Mächtigen dieser Welt verheimlichten die sensationellsten Dinge vor ihnen. Egal ob Monster, Aliens, Atlantis oder andere untergegangene Zivilisationen, Moore und seine Helfer versuchen hier ihren Honig her zu saugen und finden regen Zuspruch.

Diesmal durchreist die Expedition auf einem Floß den Grand Canyon, soll es an einer Felswand verborgen doch einen Einstieg in ein großes Höhlensystem geben, in dem diverse seltsame Geheimnisse lauern. Vor mehr als hundert Jahren hatte angeblich eine kleine Expedition diese Höhle erforscht, dies dem Smithsonian gemeldet, danach wurde das Geheimnis jedoch tot geschwiegen, die sensationellen Funde dem Vergessen überlassen.

Tatsächlich gelingt es Moore und seinen Begleitern, die Höhle ausfindig zu machen und zu betreten. Dann wird jedoch der schmale Durchgang ins hintere System durch einen Felsen verschlossen und Moore und vier seiner Begleiter werden zu Gefangenen degradiert.

Gerade als die fünf denken, die beiden zurückgeblieben Expeditionsteilnehmer werden Hilfe für sie holen, erschüttert eine neue entsetzliche Erkenntnis ihr Weltbild: Die Abläufe waren von außen vorhergeplant und es gibt wohl kein Entkommen für die Eingesperrten.

Und dann beginnt es erst wirklich gruselig zu werden, denn in den gewaltigen Höhlen erwacht etwas unfassbar Uraltes zu neuem Leben und bald müssen Moore und seine Begleiter ums nackte Überleben kämpfen...


Leider sind die Charaktere etwas blass, aus dem spannenden Sujet hätte man mehr machen können und einiges, wie die ewig haltbaren Batterien, wirkt einfach nur unrealistisch. Trotzdem macht das Abenteuer Spaß, wenn man als Leser die persönlichen Logikfunktionen mal ausschaltet und einfach nur mitfiebert mit Moore und seinen Helfern.

„Anomalie - Nicht jedes Geheimnis darf ans Tageslicht“ ist kein Meilenstein der Phantastischen Literatur oder gar der Spannungsliteratur, aber recht schmackhaftes Lesefutter für zwischendurch - nicht mehr, aber auch nicht weniger.