Jan Tenner 1 bis 6 (Hörspiel)

Jan Tenner
1: Ein neuer Anfang
2. Der lautlose Tod
3: Das Hirn des Bösen
4: Gefangene der Parallelwelt
5: Angriff des Rattenkönigs
6: In der Hölle von Ostland
Idee & Exposè: Simeon Hrissomallis
Buch: Kevin Hayes
Regie: Simeon Hrissomallis
Sounddesign & Mixing: Tom Steinbrecher
Sprecher: Till Hagen, Lutz Riedel, Florian Clyde, Marianne Groß u.a.
Zauberstern, 2019, CD, je ca. 55 Minuten, je ca. 7,99 EUR

Rezension von Christel Scheja

Anfang der 80er Jahre, die Science Fiction feierte gerade durch „Krieg der Sterne“ und andere Filme eine triumphale Rückkehr und auch klassische Helden durften auf der großen Leinwand bestaunt werden, ersannen findige Hörspielmacher eine abenteuerliche Hörspielserie für Kinder, die sich bewusst an den damals durch den Film bekannt gewordenen heroischen „Flash Gordon“-Kosmos anlehnte, aber die Geschichten nicht direkt kopierte. Über Jahre fanden sich die Hörspiele in den Regalen der Kaufhäuser, bis sie schließlich verschwanden.

Erst vor ein paar Jahren entdeckte man die Serie im Rahmen einer Retro-Welle wieder und legte sie nun auf CD wieder neu auf. Dieses Jahr ging man noch einem Schritt weiter: Der Held darf nun ganz frische Abenteuer erleben, wenn auch unter leicht veränderten Vorzeichen - wie der Titel der ersten von sechs neuen CDs beweist: „Ein neuer Anfang“.


Vier Jahre dauert nun schon der Frieden in Westland an: Es gibt weder Ärger aus dem All noch durch menschliche Schurken oder gar aus dem Ostland. Jan Tenner lebt zufrieden mit seiner Freundin Laura zusammen, bis sie eines Tages von Professor Futura ins Institut gerufen werden. Bei dem Versuch seine Assistentin Tanja aus dem Kälteschlaf zu wecken, geschieht die Katastrophe: Vor Jans Augen verschwinden der Professor und General Forbett.

Dreißig Jahre vergehen. Jan und Laura haben inzwischen zwei Kinder, die in ihre Fußstapfen getreten und genauso abenteuerlustig sind wie sie. Jan junior und Lara sind es auch, die einen überraschenden Fund machen. Die Kälteschlafkammer mit Tanja ist wieder da - und kurze Zeit später kehren auch Futura und Forbett wieder zurück.

Das ist auch gut so, denn es scheint nur der Startschuss für neue Schurken und Gefahren zu sein, die die Helden in Atem halten werden. Schon bald müssen sie sich gegen den „Lautlosen Tod“ wehren und eine Lösung für das hausgemachte Problem finden, sich mit dem „Hirn des Bösen“ herumzuschlagen, dessen Schergen das Institut zu überrennen suchen, sich als „Gefangene der Parallelwelt“ aus der Schlinge winden, die sich eng um sie zusammen zieht und den „Angriff des Rattenkönigs“ abwehren. Nicht zuletzt wird Jan Tenner senior „In der Hölle von Ostland“ gefangen.


Die neue Hörspielserie versucht einen Spagat. Zum einen möchte man die alten Fans damit begeistern, dass auch der frühere Held wie sie gealtert ist, aber sich als immer noch recht rüstig erweist, zum anderen gibt es auch für die jüngere Generation einen Jan Tenner - der Junior dürfte ähnlich wie sein Vater ticken und ist gleichzeitig ein Kind der modernen Zeit.

Besonders amüsant sind die verbalen Duelle mit Tanja, die ja früher mit dem Senior liebäugelte und nun jeden Grund hat, den Sohn aufzuziehen. So kommt es wie es kommen muss - es knistert schon bald zwischen den beiden. Die Frauen der Tenner-Familie dagegen spielen eher Nebenrollen und sind auch nicht immer präsent, ebenso wie Professor Futura und der General.

Die Geschichten sind eine augenzwinkernde Hommage an die klassische Serie und natürlich auch die Pulp-Vorlagen. Da feiern finstere Superhirne und ihre mutierten Spießgesellen fröhlich Urständ, tauchen alte Gegenspieler aus der Versenkung auf und die Helden dürfen auch einmal in den Spiegel schauen und sich selbst in ihrer bösen Form kennenlernen.

Während die ersten Folgen wie Vorgeplänkel wirken, arbeitet die sechste und letzte nun auch schon auf den kommenden Handlungsbogen zu, so dass die Episode mit einem Cliffhanger endet. Denn Ostland meldet sich nach langem Schweigen wieder mitsamt Imperator Ling Furiosa wieder zu Wort - gleichzeitig wird auch alles, was Westland ausmachte, plötzlich in Frage gestellt und natürlich gibt es noch keine Antworten.

Die Sprecher schlüpfen mit Leichtigkeit in ihre Rollen, scheinen Spaß an dem Geplänkel zwischen Freunden und Feinden zu haben. Auch wenn es actionreich zu geht, so bleibt doch immer noch genug Zeit für Dialoge, die die Beziehungen vertiefen und natürlich auch noch den Hintergrund ausbauen.

Größere Kampfszenen dagegen werden eher zusammengefasst, was die Serie kindgerecht bleiben lässt, die Phantasie zusätzlich anstachelt und auch größere und aufwendigere Sound-Effekte spart. Die Musik ist eingängig und bleibt auch nach Ende des Hörspiels im Ohr.

Alles in allem ist die neue „Jan Tenner“-Serie wie ihre klassische Ausgabe buntes und hemmungslos naives SF-Abenteuer im Stil von „Flash Gordon“. Die Serie entwickelt allerdings ihre eigene Dynamik und spielt gekonnt mit den üblichen Versatzstücken trashiger Filme und amüsiert durch schräge Figuren, die trotz aller Klischees ab und an auch aus ihren Rollen ausbrechen. Altgediente Fans werden sich jedenfalls über die Entwicklungen und immer noch bestehenden Verbindungen zur alten Serie freuen. Ersthörer - egal ob jung oder alt - finden einen guten und problemfreien Einstieg in den so quietschbunten wie abenteuerlichen Kosmos von Jan Tenner und seinen Freunden.