Heinrich Stöllner: Die Zukunft von gestern - SF-Serien in den „Utopia“- und „Terra“-Reihen der 1950er bis 1980er Jahre (Buch)

Heinrich Stöllner
Die Zukunft von gestern - SF-Serien in den „Utopia“- und „Terra“-Reihen der 1950er bis 1980er Jahre
Verlag Dieter von Reeken, 2019, Paperback, 512 Seiten, 27,50  EUR, ISBN 978-3-945807-49-1

Rezension von Carsten Kuhr

Der österreichische Sammler und Autor Heinrich Stöllner nahm und nimmt sich in seinen Essays, die zunächst im Rahmen des immer lesenswerten „Zauberspiegel“-Internetauftritts erschienen, mehreren Reihen an, die prägend für die Science Fiction im deutschsprachigen Raum waren.

Lange bevor die großen Publikumsverlage in ihren Taschenbuchreihen die Science Fiction für sich entdeckten, als derartige Erzählungen noch pauschal und global als Schund- und Schmutzliteratur verunglimpft wurden, legten Pabel und Moewig in ihren Heftreihen farbenprächtig aufgemachten Weltraumabenteuer vor, die die Leser in ferne Welten entführten. Allen Unkenrufen, allen Versuchen der selbst ernannten Moralapostel zum Trotz wurden die Kioske Woche für Woche gestürmt, wurden die mit tollen Titelbildern versehenen Hefte gekauft, verschlungen und getauscht.

Ohne die Reihen „Terra“ und „Utopia“ würde es keine „Perry Rhodan“-Serie geben - immerhin die weltweit am längsten publizierte SF-Reihe -, keine Science-Fiction-Editionen in renommierten Verlagshäusern und schon gar keine liebevoll und hochwertig gestalteten Hardcoverausgaben unseres liebsten Lesestoffs.

Ursprünglich als Artikel für ein projektiertes Science-Fiction-Magazin des Mohlberg Verlags verfasst, publizierte Stöllner seine Essays dann über das von Horst Herrmann von Allwörden betriebene Internetportal des Zauberspiegels.

Nun legt der umtriebige Verleger Dieter von Reeken die gesammelten und überarbeiteten Texte nebst jeder Menge Abbildungen, Querverweisen und Register in seinem Verlag auch in gedruckter Form auf.


Der Autor beschäftigt sich dabei in fünf Teilen mit den in den Heftreihen erschienen Serien, stellt uns diese kurz inhaltlich vor, beleuchtet Zusammenhänge und Verbindungen, Hintergründe und Macher. Dass er dabei auch immer wieder persönliche Erfahrungen, Einschätzungen und Anekdoten in seinen Text mit einfließen lässt, lockert diesen auf und macht die Lektüre zusätzlich interessant und informativ.

Für diejenigen, die die Reihen aus ihrer Jugend kennen gibt es so manch ein nostalgisches Wiedersehen mit den Helden seiner oder ihrer Jugend, erinnern wir uns zurück, wie es war an der Seite Jim Parkers, Thor Konnats oder Earl Dumarests die Weiten des Weltalls zu erforschen. Der Verfasser unterschlägt dabei weder die Schwächen der Serien und Mini-Zyklen noch die manches Mal doch limitierten stilistischen Fähigkeiten so mancher Autoren, die damals veröffentlichten. Spätere Ableger („Terra Astra“, „Utopia Classics“ etc) werden ebenso mit aufgenommen, wie Unterschiede in den Auflagen angesprochen oder übersetzerische Glanzleistungen kritisiert.


Ich fand so einige Serien, die ich als Heranwachsender gelesen, ja verschlungen hatte, die mir aber gänzlich aus dem Gedächtnis entfallen waren. So war dies auch eine Reise in meine Jugend, eine willkommene Gelegenheit, vergessene Serien wieder zu entdecken, ja vielleicht auch Anstoß, die alten Hefte einmal wieder aus dem Keller hervorzukramen und neu und wieder zu lesen.