Robin Hobb: Die Tochter des Propheten - Das Kind des Weitsehers 2 (Buch)

Robin Hobb
Die Tochter des Propheten
Das Kind des Weitsehers 2
(Fool’s Quest - The Fitz and die Fool Trilogy 2, 2015)
Übersetzung: Maike Claußnitzer
Penhaligon, 2019, Paperback mit Klappenbroschur, 1116 Seiten, 16,00 EUR, ISBN 978-37645-3230-7 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Weiter geht es mit der Erstveröffentlichung der dritten „Weitseher“-Saga, die bisher noch kein anderer Verlag in die Hände genommen hatte. „Die Tochter des Propheten“ setzt nun als zweiter Band von „Das Kind des Weitsehers“ die Geschichte fort und beginnt dort, wo „Die Tochter des Drachen“ aufhörte.

 

Noch einige Jahre des Glücks waren Molly und Fitz auf ihrem abgelegenen Gut Weidenhag vergönnt. Der ehemalige Königsbastard, Weitseher und Assassine ist ganz froh, nichts mehr mit den Intrigen des Hofes zu tun zu haben, auch wenn ihn natürlich verwandtschaftliche Bande dorthin immer noch festhalten.

Aber das Glück ist nicht ganz perfekt. Das Kind, das beiden geschenkt wird, ist nicht ganz normal. Fitz hat erst seine Schwierigkeiten damit, und der Säugling mit ihm, aber das ändert sich mit den Jahren, vor allem als ein großer Verlust beide eng zusammen schmiedet. Nun endlich will Fitz der Vater für seine außergewöhnliche Tochter sein.

Wie außergewöhnlich sie ist, erfährt er erst, als der Mann wieder auftaucht, der lange Jahre sein Leben mitbestimmt hat. Ob nun als Narr, als Fürst Leuenfarb oder Weißer Prophet, auch jetzt setzt dieser wieder die Ereignisse in Gang, die in der Entführung von Biene münden.

Fitz, den eigentlich neue Verpflichtungen in Bocksburg halten sollen, setzt sich über alle Verbote hinweg und macht sich auf die Suche nach seinem Kind. Dabei bleibt er allerdings nicht allein - so wenig ihm das auch behagt. Denn nun steht er einem Feind gegenüber, der nicht einfach zu besiegen ist, wenn überhaupt.


Der letzte Band endete mit einem Paukenschlag, der Entführung von Biene, die nicht ganz allein verschleppt wird. Jetzt erfährt man noch einmal genauere Details wie das vonstatten ging und zugleich auch, welche Maßnahmen die Feinde unternahmen, um ihr Handeln zu verschleiern.

Fitz ahnt derweil nicht, was geschehen ist, er muss sich gerade wieder einmal auf höfischem Parkett bewegen, denn natürlich hat es nicht ausgereicht, den Narren dorthin zu bringen und heilen zu lassen, man fordert nun auch wieder andere Aufgaben von ihm ein.

Damit beschäftigen sich einige hundert Seiten. Doch man muss nicht glauben, dass das alles Seitenschinderei wäre - tatsächlich fügt jede Szene ein wenig mehr Wissen hinzu, das Fitz und seine Freunde später brauchen werden.

Wie immer steht die Interaktion der Charaktere im Vordergrund. Natürlich ist nicht eitel Sonnenschein zwischen den einzelnen Helden, teilweise gibt es auch ordentliche Verstimmungen und zugleich greifen andere Intrigen, die im Hintergrund schwelen. Zugleich gibt es ein paar Wahrheiten für Fitz zu schlucken, die für ihn gar nicht gut zu verdauen sind, denn ausgerechnet der Narr wartet mit einer Erkenntnis auf, die sich übrigens auch im deutschen Titel des Buches widerspiegelt.

Natürlich macht sich Fitz, sobald er davon erfährt, auch auf die Suche nach seiner Tochter - und das sorgt dann für ein wenig mehr Action in der behäbigen Geschichte, aber Robin Hobb bleibt sich tatsächlich treu und beschreibt die Ereignisse mit den notwendigen Konsequenzen, rückt zugleich auch die jüngere Generation ein wenig mehr in den Mittelpunkt und führt einige neue interessante Figuren ein.

Das Buch ist dick, aber erstaunlicherweise nicht langatmig, denn der Autorin gelingt es auch die Alltäglichkeiten am Hofe und in Weidenhag, die aufwendigen Vorbereitungen und Wissenssuche der Helden unterhaltsam in Szene zu setzen und dabei Bilder im Kopf zu erzeugen.

Heraus kommt eine runde Geschichte in der man versinken kann, beginnen sich nun doch die ganzen Fäden miteinander zu verknüpfen und auch Andeutungen aus den früheren Trilogien werden mit eingebunden. So ist es ganz angenehm, dass der Verlag die Fans und Leser nur kurze Zeit auf den Abschlussband warten lässt.

„Die Tochter des Propheten“ mag ein dicker Wälzer ein, eine auf den ersten Blick langatmige Geschichte, aber Robin Hobb weiß immer noch ihre Leser in den Bann zu schlagen und auch alltägliches Geschehen ansprechend und unterhaltsam zu beschreiben. Der zweite Band von „Das Kind des Weitsehers“ wartet mit vielen spannenden Andeutungen auf und bereitet gelungen auf das große Finale vor, das schon bald erscheinen wird.