Darcy Coates: Der Fluch von Carrow House (Buch)

Darcy Coates
Der Fluch von Carrow House
(The Carrow Haunt, 2018)
Übersetzung: Manfred Sanders
Festa, 2019, Paperback, 412 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-86552-776-9 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Auf einer der Steilküste vorgelagerten Insel steht es: Ein Anwesen, das eine Geschichte erzählen könnte. Ein Bau, das als Sanatorium ebenso gedient hat wie als Luxusherberge, in dem mondäne Bonvivants zu Gast waren, aber auch siechende Vermögende auf Linderung ihrer Leiden gehofft haben.

Und ein Haus, in dem ein Mörder, ein Massenmörder über Jahre hinweg seiner Obsession nachging. Mehr als dreißig Morde konnte man ihm zuordnen, wieviele Menschen der Psychopath letztlich wirklich umgebracht hat, wird man nie herausfinden.

Seit Jahren steht Carrow House nun leer. Remy, die in der in der Nähe gelegenen Stadt wohnt, bietet nächtliche Führungen durch das Anwesen an. Führungen, die natürlich mit der tragischen Geschichte der Morde kokettieren, die auf Sichtungen von Geistern und Erscheinungen hinweisen, ohne dass Remy selbst jemals übernatürliche Erscheinungen im Haus erlebt hat.

Eines Tages kommt ein reicher Erbe auf sie zu. Er möchte sich mit einer Gruppe Interessierter zwei Wochen im Haus einmieten und versuchen, den übernatürlichen Sichtungen auf den Grund zu gehen. Ein Medium nebst Diener ist ebenso mit von der Partie wie ein seriöser Forscher, dazu die jugendliche Besitzerin und deren Gouvernante, ein Pensionär, der Industrielle und Remy - acht Menschen setzen sich dem Wagnis aus, die Geister zu wecken… mit drastischen Folgen.


Das heimgesuchte Haus ist eines der seit Jahrhunderten beliebtesten Topics klassischer wie moderner Gruselromane. Nicht zuletzt der bei Festa erschienene „Spuk in Hill House“ von Shirley Jackson sorgte für eine Renaissance des Themas - und der Verlag sorgt auch gleich für Nachschub.

Und was ist das für ein gelungener Roman. Zunächst ganz im Hier und Jetzt, in der Realität fußend, werden wir fast behutsam in die Historie des Gemäuers und der darin verübten Taten eingeführt. Überlieferungen, Ermittlungen, die vor Jahrzehnten stattfanden, Verbrechen, die längst aufgeklärt und abgehandelt wurden, sorgen dafür, dass uns zwar ein morbider Schauer über den Rücken läuft, aber wir uns doch recht sicher fühlen.

Als wir dann an der Seite der sehr sympathisch gezeichneten Erzählerin in die Erforschung der Heimsuchungen des Gemäuers gehen, zieht das Übernatürliche, das Grenzwertige, ja Bedrohliche in den Plot ein. Immer deutlicher wird, dass im Haus Unerklärliches vorgeht, die Spannung steigt, der Tod eines der Erforscher macht deutlich, dass der Aufenthalt nicht nur Nervenkitzel, sondern reale Gefahren birgt. Die Suche nach Erkenntnissen, die Auseinandersetzung mit den Überbleibseln aus längst vergangenen Tagen reißt den Leser dann förmlich hinein in die Handlung.

Atmosphärisch dicht geht es fulminant in ein Finale der nägelkauenden Art, in dem wir bestens gruselig unterhalten werden und das zudem so manche unerwartete Wendung für uns bereit hält.