J. K. Rowling: Harry Potter und der Feuerkelch (vierfarbig illustrierte Schmuckausgabe) (Buch)

J. K. Rowling
Harry Potter und der Feuerkelch
(vierfarbig illustrierte Schmuckausgabe) 
(Harry Potter and the Goblet of Fire)
Übersetzung: Klaus Fritz
Titelbild und Innenillustrationen: Jim Kay
Carlsen, 2019, Hardcover, 464 Seiten, 38,00 EUR, ISBN 978-3-551-55904-3

Rezension von Carsten Kuhr

Die Handlung vom vierten „Harry Potter“-Band vorzustellen, kann ich mir angesichts des Hypes um die Bücher und Filme in den letzten Jahren sicherlich sparen.

Wer in den letzten Jahren die Geschichte des jungen Zauberers, seine Ausbildung an Hogwarts und den Kampf gegen den dunklen Lord Voldemort noch nicht vernommen oder angeschaut hat, der muss auf einer einsamen, von allen Kontaktmöglichkeiten mit der modernen Zivilisation abgeschnittenen Insel gestrandet sein.

Nachdem das Merchandising mit den Büchern sowohl in ihrer gebundenen Form wie auch als broschiertes Taschenbuch und die Filme jeweils ihr Potential trotz erneuter vergünstigter Neuauflage mit frischer Titelbildgestaltung weitestgehend ausgereizt haben, präsentieren die internationalen Potter-Verlage dem Fan ein neues Schmuckstück.

Reichhaltig illustrierte Bücher in einem übergroßen Format sollen die Leser und Fans dazu animieren, ihren Geldbeutel ein weiteres Mal zu öffnen.

Und wirklich bietet auch der vierte Schmuckband wieder ein ganz besonderes, ein anderes Lese- und vor allem ein optisch opulentes Betrachtungserlebnis.


Wer die sogenannte Schmuckausgabe noch nicht kennt, wird zunächst erstaunt sein. Ihn erwartet ein übergroßes Buch (größer als A4) das durchgängig auf hochwertigem Kunstdruckpapier gedruckt wurde. Natürlich kennen wir den Text - die unzähligen farbigen Illustrationen aus der Werkstatt Kays aber verleihen dem Ganzen eine ganz besondere Ausstrahlung.

Nach dem letzten, dem dritten teil mussten die Freunde der großen Kladden allerdings zwei Jahre auf den vierten Band warten. Jim Kay hat sich Zeit genommen, Zeit gelassen um seine Muse zu küssen und dem Leser einmal mehr ein opulentes, kongeniales Mahl zu kredenzen.

Wer meint, dass sich der Künstler an den Filmen orientieren würde, reibt sich die Augen. Unwillkürlich verbindet man mit den Szenen die Darsteller und Gegenstände aus der Verfilmung, doch weit gefehlt.

Jim Kay nimmt sich die künstlerische Freiheit, seine eigene Imagination die Kunstwerke - und solche sind die vielen Bilder - beherrschen zu lassen.

Das hat wenig mit der sonst übliche Foto-Realität vieler Illustratoren zu tun, die versucht gekonnt und erfolgreich den Flair der jeweiligen Handlungsszene aufzunehmen und festzuhalten. Oftmals kommen uns die Figuren etwas grobschlächtig entgegen, allein, die gekonnte Farbkomposition, die Gesichtsausdrücke und der farblich angepasste Hintergrund üben ihre Wirkung auf den Betrachter aus.


Ist das jetzt, wie man im Netz lesen kann, simple Abzocke? Nein, ich denke, Autorin, Verlage und der Künstler haben sich ganz bewusst überlegt, wie sie den Büchern etwas Eigenständiges hinzufügen können, das den Betrachter auf ganz andere Art und Weise packt und berührt.

Dieses Experiment ist nach meiner Meinung auch vorliegend wieder bestens  gelungen, die gediegene Ausstattung mit Lesebändchen etc. relativiert den doch recht hohen Preis.

Das Buch wird sich daher unter so manchem Weihnachtsbaum wiederfinden und beim Beschenkten sicherlich gut ankommen.