Arno Endler: Paracelsus (Buch)

Arno Endler
Paracelsus
Titelbild: Timo Kümmel
Atlantis, 2015, Paperback, 246 Seiten, 12,90 EUR, ISBN 978-3-86402-199-2 (auch als Hardcover und eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Arno Endlers „Paracelsus“ präsentiert eine Geschichte, die ihn schon seit über zwanzig Jahren beschäftigt hat. Doch erst jetzt kamen die zündenden Ideen, um daraus einen ganze Romanwelt zu erschaffen.


Ein Mann erwacht an einem für ihn fremden Ort. Aber das muss nichts heißen, da ihm schnell bewusst wird, dass er sich an nichts mehr erinnern kann, was sein früheres Leben betrifft. Aber er ist ganz offensichtlich der Kapitän eines Passagier-Raumers namens „Paracelsus“ wie ihm die künstliche Intelligenz des Schiffes versichert.

Mehr schlecht als recht nimmt er seinen Dienst auf und ist verwundert, das einige nicht die sind, die sie zu sein scheinen, so wie der Koch, der später auch noch andere Berufe zu beherrschen scheint.

Gleichzeitig fragt er sich, warum einige der Passagiere so schräg drauf sind. Doch ehe er darauf eine Antwort bekommt, geschieht ein Mord. Die Suche nach dem Killer beginnt, denn der erste Tote bleibt nicht alleine.

Sehr schnell wird dem Mann klar: Irgendwie läuft hier alles ganz falsch und er muss schnell Antworten finden und seine Erinnerung zurückgewinnen, wenn er überleben will, denn auch das Schiff scheint langsam aber sicher in eine Katastrophe hinein zu steuern.


Die Idee mag aus diversen Filmen und anderen Geschichten sattsam bekannt sein, aber der Autor bemüht sich redlich, sich nicht all zu sehr an den Vorbildern entlang zu hangeln, sondern einen eigenen Weg zu gehen.

Das Szenario spielt sich in einem begrenzten Teil des Raumschiffs ab. Die konsequente Schilderung aus der Ich-Perspektive sorgt dafür, dass die Leser nicht viel mehr mitbekommen als der Protagonist und natürlich auch unter dessen Fehleinschätzungen leiden können.

Dadurch könnte eigentlich ein wunderbar klaustrophobisches Szenario entstehen, das Spannung allein durch die Dramatik des Ich-Erzählers gegen den unbekannten Mörder und die Geheimnisse des Schiffes bezieht, doch das will nicht so ganz gelingen, weil der Autor leider immer wieder abschweift. Es mag zwar gut sein, die anderen Figuren etwas plastischer darzustellen, allerdings kommen dabei gerade die weiblichen Charaktere so gut wie nur klischeehaft weg und wirken eher störend als nützlich.

Der Held soll zwar durch seine Menschlichkeit und durch die Amnesie verursachte Naivität sympathisch wirken, entgleitet dem Interesse des Lesers aber auch schnell, weil er sich oftmals viel zu dumm anstellt.

Zum Ende hin überschlagen sich dann die Ereignisse viel zu sehr, so dass die Lösung regelrecht überhastet und oberflächlich erscheint. Im Grunde erwartet gerade ein erfahrener Leser schon, das lange nicht alles so ist, wie es scheint, und er wird natürlich mit diesem Twist auch nicht enttäuscht.

Alles in allem ist „Paracelsus“ ein solider Roman, der gerade am Anfang überzeugen kann, bei dem sich dann aber zum Ende hin immer mehr Schwächen einschleichen, die die Auflösung nicht ganz so wirken lassen, wie es der Autor beabsichtigt haben mag.