New Mutants: Die toten Seelen (Comic)

Matthew Rosenberg
New Mutants: Die toten Seelen
(New Mutants: Dead Souls 1-6, 2018)
Übersetzung: Bernd Kronsbein
Titelbild: Ryan Stegman
Zeichnungen: Adam Gorham, Andrew Crossley, Michael Garland
Panini, 2019, Paperback, 140 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-7416-1304-3

Rezension von Irene Salzmann

Seit die „New Mutants“ 1982 als „X-Men“-Spin-off mit Unterbrechungen veröffentlicht werden, blicken sie auf eine lange Geschichte zurück, die neben den üblichen Mitglieder-Rotationen und Neustarts 1991 eine Umbenennung in „X-Force“ und eine härtere Gangart mit sich brachte. Während „X-Force“ mehrmals eine andere Richtung einschlug und eine Weile schließlich so etwas wie die Black-Ops-Einheit der„X-Men darstellte, wurden die „New Mutants“ trotz einer Konkurrenz-Serie mit jungen Mutanten in Ausbildung, „Generation X“ (1994, prominentestes Mitglied: Jubilee, 1989), immer wieder mit kürzeren oder längeren Abenteuern bedacht, in denen ehemalige und neue Mitglieder ihre Auftritte hatten und haben.

„New Mutants: Die toten Seelen“ ist eine sechsteilige Mini-Serie, in der Wolfsbane und Magic zu den frühesten Schülern dieser Gruppe zählen, der sich etwas später Boom-Boom (Time Bomb, Boomer, Meltdown) und Rictor (beide von den „X-Terminators“ kommend) anschlossen, und Strong Guy (Bodyguard von Lila Cheney seit „New Mutants“ 29, später „X-Factor“ und „X-Factor Investigations“) ist ein reifer Neuzugang. Ebenfalls involviert ist eines der Gründungsmitglieder, Karma, die als Unternehmerin ihre einstigen Kameraden anheuert, um einigen Ungereimtheiten nachzugehen.


In diesem Zusammenhang bekommt es das Team mit Zombies, Frostriesen, Karmas Bruder, einem einstigen Mitglied namens Warlock und anderen Freunden und Feinden zu tun. Die Story endet offen, da Matthew Rosenberg zu „Uncanny X-Men“ wechselte und somit erst einmal nicht verraten wird, was mit den New Mutants passiert, die sich mit Warlocks technoorganischem Virus infiziert haben.


Man kann sagen, dass es ein netter Versuch war, die „New Mutants“ fortzuführen mit einem gemischten Team aus Mitgliedern unterschiedlicher Story-Arcs und teils regelmäßigen, teils zuletzt seltenen Auftritten in den „X“-Serien. Eine Gruppe mit exakt dieser Zusammensetzung hat es jedenfalls noch nie gegeben, auch wenn alle sich kennen und irgendwann einmal miteinander unter dem einen oder anderen Team-Namen gearbeitet haben.

Was missfällt ist, dass der Titel in der laufenden Handlung abbricht und anscheinend kein anderer Autor in den Startlöchern steht, um Matthew Rosenbergs Problematik aufzulösen, obschon die Charaktere anderweitig bereits wieder aufgetreten (und in Strong Guys Fall gestorben) sind.

Auch waren die „X“-Titel schon ansprechender gezeichnet. Die jungen Frauen und Männer wirken teilweise stark verjüngt und (nicht zum ersten Mal - die einzigen sind sie auch nicht, denn zum Beispiel Spider-Man musste das auch erleben) auf ein frühes Teenager-Niveau resetted. Die Marvel-Zeit vergeht langsamer als die reale, doch auch wenn man das berücksichtigt, müssten die Protagonisten im Alter von Kitty Pryde sein, also um die zwanzig (zumal Wolfsbane Mutter eines verstorbenen Sohns ist, Rictor schon lange eine Beziehung zu Shatterstar unterhält, Karma Unternehmerin ist und Strong Guy schon bei seinem ersten Auftritt ein Erwachsener war). Da es immer neue Schüler gab und gibt, wäre es begrüßenswert gewesen, die gereiften Mutanten auf die diversen „X“-Teams zu verteilen und bei den „New Mutants“ die Kiddies nachrücken zu lassen.

Die Storys an sich vermögen ebenfalls nicht recht zu überzeugen. Boom-Boom im 80er-Jahre-Outfit mit Kaugummi-Blase ist kein Running Gag mehr sondern eine Rückentwicklung. Alle kabbeln sich nach nöliger Teenie-Manier und erwecken nicht den Eindruck, als eine Einheit funktionieren zu können. Allein der Konflikt zwischen Wolfsbane und Strong Guy ist von einem anderen Kaliber, denn unter Fremdeinfluss hat er ihren Sohn ermordet, was sie ihm lange nachträgt. Ernste Probleme werden immer wieder verwässert durch Kasperletheater oder Entwicklungen, die manches in einem anderen Licht erscheinen lassen.

Kurz: Ein Comic, auf den man verzichten kann und den sich bloß Sammler wegen der Vollständigkeit ins Regal stellen möchten.