Jeff Wheeler: Der Verräter - Königsfall 3 (Buch)

Jeff Wheeler
Der Verräter
Königsfall 3
(The King’s Traitor, 2016)
Übersetzung: Johann Birken
Heyne, 2019, Paperback, 460 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-453-32018-5 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Als Kind noch diente er seinem Souverän als wehrlose Geisel - die Rede ist von Herzog Owen Kiskaddon. Inzwischen ist er, der mit der Gabe der Quelle gesegnet ist, zum mächtigsten Vasallen König Severns aufgestiegen. Zwar ist ihm der despotische Monarch immer verhasster, allein seinen Eid will er nicht brechen. Sein Unwille zu rebellieren hat ihn bereits die Liebe seines Lebens gekostet, nun muss er hilflos mit ansehen, wie seine einstige Jugendfreundin vom König um ihr Erbe gebracht wird.

Er selbst erhält unterdessen einmal mehr den Auftrag, einen Krieg anzuzetteln. Mit 24 Lenzen hat er schon mehr als genug Schlachten gesehen, um des Tötens mehr als überdrüssig zu sein. Dennoch zieht er gen Brythonien um der dort herrschenden Herzogin die Ehe anzutragen. Natürlich wird sie die Offerte brüsk abweisen und damit einen Grund für den Einmarsch der Truppen des Königs geben. Allein, seine ungebührlich vorgetragene Werbung hat überraschenderweise Erfolg. So etwas nennt man dann, erfolgreich und raffiniert ausmanövriert worden zu sein.

Owens Achtung für die junge, ebenso hübsche wie intelligente Herzogin steigt. Doch warum nur kann er die Herzogin mit seinen Taten nie überraschen, warum scheint sie ihm immer ein, zwei Schritte voraus zu sein? Als sein König ihn des Verrats bezichtigt, beginnt Owen ein waghalsiges Spiel mit dem Ziel den rechtmäßigen Monarchen auf den Thron zu bringen…


Der Abschlussband der „Königsfall“-Trilogie liegt hinter mir. Die drei Bände lehnen sich inhaltlich, wenn auch mehr als moderat, an die ArtusSaga an, gehen aber dann doch ganz eigene Wege.

Im ersten Teil überraschte uns der Autor mit der mitreißenden Geschichte eines Jungen, der als Geisel an den Königshof kommt. Im zweiten Band verfolgten wir mit, sieben Jahre waren vergangen,, wie es unserem Jungen, jetzt jungen Mann, weiter ergeht.

Im Abschlussband begegnet uns dann eben jener junge Mann als vom Schicksal schwer geschlagener Mensch. Zwar ist er zu Ämtern und Würden gelangt, doch was für einen Preis hat er dafür bezahlen müssen? Das persönliche (Liebes-)Glück musste er opfern, sich selbst, seine Überzeugungen zur Seite schieben, in den Dienst des ungerechten, ja mehr und mehr sich zum Despoten wandelnden Monarchen stellen. Unrechte Kriege waren auszufechten; immer wieder versucht er zwar das Schlimmste zu verhindern, doch Krieg bedeutet automatisch Leid und Not für die Betroffenen, die er kaum lindern kann.

Dieser Prozess, den der Autor sehr gut nachvollziehbar aufbereitet hat, führt zu der heimgesuchten tragischen Figur, die uns zu Beginn des Bandes begegnet. Freunde, Verbündete und Unterstützer verliert er an den Tod, oder sie werden ihm vom König genommen. Zunehmend vereinsamt, nur die Giftmischerin steht zu ihm, ist von der charismatischen, positiven Figur der frühen Jahre kaum mehr etwas übrig.

Aus dieser tristen Ausgangslage arbeitet sich Owen dann mithilfe neuer Erkenntnisse, Verbündeter und Offenbarungen heraus. Er nimmt den gerechten Kampf auf, versucht nicht den einfachen Weg zu gehen, und seinen Monarchen von der Giftmischerin meucheln zu lassen, sondern ihn öffentlich zu vernichten. Immer wieder bedient er sich dabei der Gabe, die für die Handlung immer wichtiger wird. Auf seinem Weg begegnet er mystischen Orten, phantastischen Wesen, dem Erbe einer untergegangenen Hochkultur und jeder Menge aufrechter Menschen, verdient sich weitere Meriten und bleibt sich, seiner Auffassung von Ehre und Wahrheit, treu.

Der Plot selbst bietet sich straff und temporeich an, es gibt jede Menge nicht vorhersehbarer Überraschungen, so dass Fans der High Fantasy hier bestens unterhalten werden.