Die Kong Crew 1: Der Dschungel von Manhattan (Comic)

Eric Hérenguel
Die Kong Crew 1
Der Dschungel von Manhattan
(The Kong Crew 1 + 2,, 2017)
Übersetzung: Kerstin Fricke
Panini, 2019, Hardcover, 60 Seiten, 16,00 EUR, ISBN 978-3-7416-1287-9

Rezension von Elmar Huber

Was wäre, wenn King Kong 1933 den Kampf gegen die Flugzeuge auf dem Empire State Building gewonnen hätte? In dieser alternativen Litertaturgeschichtsschreibung hat Kong Manhattan erobert. Die Insel im Hudson wurde evakuiert und ihrem neuen Herrscher überlassen. Inzwischen, wir schreiben das Jahr 1947, tummelt sich dort eine ganze Menagerie an Urzeitwesen; die Natur erobert sich das Gebiet nach und nach zurück. Eine Einheit von Elite-Piloten, die „Kong Crew“, bewacht die Grenzen dieses Areals.

Als eines Tages Professor Jonas Parker und der Journalist Irvin Stone unerlaubt in das evakuierte Gebiet eindringen, ist es die Pflicht der Kong Crew, einen Aufklärungsflug zu starten, um die beiden zu finden. Doch eine Extratour der übermütigen Flieger führt zum Absturz von Virgin Leech. Der junge Pilot überlebt und steht im Dschungel von Manhattan allerlei Viechern gegenüber, die schon lange ausgestorben sein sollten. Und neben den tierischen Bewohnern leben, entgegen jeder Annahme, auch noch Menschen hier, die in den vergangenen Jahren eine eigene Stammeskultur entwickelt haben.


Eric Hérenguels „Die Kong Crew“ bietet ein wildes Was-wäre-wenn-Szenario, vollgepackt mit klassischer Abenteuer-Pulp-Atmosphäre. Auf den ersten Blick erinnert das Ganze an Stephen Mooneys „Half Past Danger“ (dt. bei dani books).

Insgesamt hinterlässt der Band trotz aller Vorfreude einen zwiespältigen Eindruck. Grundsätzlich hat Autor und Zeichner Hérenguel alles richtig gemacht, und doch fehlt noch eine Kleinigkeit, damit der Funke vollständig überspringen kann. Dazu hätten die Gewichtungen einzelner Elemente anders ausfallen müssen. So ist es bestimmt nicht notwendig, dass die Spezialpiloten der Kong Crew etwas über Kong erklärt bekommen. Es ist mehr als deutlich, dass dieses Briefing nur als Info-Dump für den Leser stattfindet und eigentlich überflüssig ist. Andererseits fällt kein Wort darüber, wie die übrigen Viecher nach Manhattan kamen, von der exotischen Vegetation ganz zu schweigen. Darüber hätte man ruhig einige Worte verlieren können; angeboten hätte sich das in den Szenen mit Professor Parker.

Was die Charaktere aufseiten der Flieger angeht, ist ein guter Anfang gemacht, doch darf auch hier noch etwas nachgeschärft werden. Die Konstellation Rookie, Draufgänger und kurvenreiches Love-interest (im klassischen Pin-up-Style) erinnert an selige „Top Gun“-Zeiten, nur das „Die Kong Crew“ 40 Jahre vorher spielt. Was diesen Zeitkolorit und den Vintage Look angeht, hat Eric Hérenguel („Die Geister“, „Silbermond über Providence“) die Sache voll im Griff. Optisch ist „Die Kong Crew“ ein absoluter Volltreffer; die Seitenaufteilung hält so manche Überraschung bereit.

Fans von Fanes „Streamliner“ (dt. im Splitter Verlag) werden auch hier ihre Freude haben.

Panini veröffentlicht die Serie als Hardcover im Alben-Format mit zwei (kurzen) Originalbänden pro Nummer.

„Die Kong Crew“ ist ein klassisches Pulp-Abenteuer in toller Optik. Einzelne Elemente der Geschichte hängen (noch) ohne Erdung in der Luft.