Robin Hobb: Die Tochter des Drachen (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 25. September 2019 23:02
Robin Hobb
Die Tochter des Drachen
Das Kind des Weitsehers 1
(Fool’s Assassin – The Fitz and die Fool Trilogy 1, 2014)
Übersetzung: Maike Claußnitzer
Penhaligon, 2019, Paperback mit Klappenbroschur, 970 Seiten, 16,00 EUR, ISBN 978-37645-3229-1 (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Christel Scheja
Nachdem schon zwei andere Verlage versucht hatten, die gesamte „Weitseher“-Saga zu veröffentlichen, scheint es Penhaligon nun zu schaffen, auch die dritte und damit abschließende Trilogie zu veröffentlichen und damit die gesamte Serie zu veröffentlichen. „Die Tochter des Drachen“ wirbt nicht ohne Grund damit, erstmals auf Deutsch zu erschienen - tatsächlich sind bisher weder Lübbe noch Heyne so weit gekommen.
Fitz hat es geschafft und sehnt sich nur noch nach einem: endlich seine Ruhe zu haben. Er will sich nicht länger in die Intrigen am Königshof einspannen lassen, nun nachdem er nicht nur Prinz Pflichtgetreu geholfen hat, seine Frau zu bekommen, den äußeren und inneren Frieden zu bewahren, sondern auch noch einen Drachen gerettet hat. Zusammen mit seiner Jugendliebe Molly, die er endlich sein nennen darf, zieht er auf das ländliche Gut Weidenhag. Sie sind glücklich - nur eines wird ihnen lange Zeit verwehrt: Noch einmal ein gemeinsames Kind zu haben.
Als dieser Traum wahr wird, kommt mit Biene jedoch ein seltsames Kind zur Welt; viel zu klein und in seiner Entwicklung weit gegenüber anderen zurück. Und es scheint Angst vor dem Vater zu haben. Einzig Molly glaubt an die Kleine und soll recht behalten. Doch Fitz bemerkt erst, dass das Kind etwas Besonderes ist, als Molly überraschend stirbt und er mit der Neunjährigen allein ist. Von da an verbessert sich das Verhältnis der beiden schlagartig - doch dann zieht neue Gefahr herauf, scheint jemand doch an Biene interessiert zu sein - doch warum?
Das Besondere an Robin Hobbs Geschichten ist wohl, dass sie auch dem Alltag und den Figuren rund um ihre Helden sehr viel Platz einräumt. Man bekommt deshalb nicht nur eine spannende Geschichte geliefert, sondern auch gleich ein lebendiges Szenario, in dem die wenigsten Figuren austauschbar sind. Das ist auch in diesem ersten Band der dritten „Weitseher“-Trilogie so, die diesmal nicht nur aus der Sicht von Fitz-Chivalric erzählt wird, sondern auch aus der seiner Tochter Biene.
Hier bricht die Autorin ein wenig mit der Tradition - was aber auch hilft, sich mit dem Charakter vertraut zu macht, der vermutlich den Staffelstab von gleich zwei Personen übernehmen wird.
Zunächst einmal bekommt die Idylle auf dem Gut erst einmal genug Raum, aber auch schon da passieren immer wieder Dinge, die deutlich machen, dass Fitz sich noch so sehr verstecken mag - das Abenteuer ihn nach und nach einholen wird.
Zu Beginn darf er aber liebender Ehemann und später auch Vater sein; letzteres gestaltet sich schwierig, weil das Kind vor ihm zurückweicht. Aber wie Molly beschützt er es vor den anderen - wohl ahnend, dass sein winziges Töchterchen vermutlich etwas ganz Besonderes ist. Wie besonders, wird ihm allerdings erst bewusst als Molly stirbt - und auch hier bleibt sich die Autorin treu.
Mit diesem Schicksalsschlag nimmt aber auch die Geschichte deutlich mehr Fahrt auf. Genauso wie Fitz die Besonderheit seiner Tochter entdeckt, öffnet diese sich der Welt und beginnt schneller zu reifen als gedacht - etwas, was ihr vermutlich sehr bald zugute kommen wird.
Gleichzeitig mehren sich auch die Zeichen, dass Gefahr in der Luft liegt und die sorgen am Ende für einen fiesen Cliffhanger.
Die Figuren sind wie die Welt wieder sehr liebevoll ausgearbeitet und ziehen einen in die Geschichte hinein. Es gibt Momente zum Schmunzeln und genervt sein, Charaktere die man gelegentlich an die Wand klatschen möchte… aber jeder noch so auf den ersten Blick klischeehafte Charakter ist vielschichtiger als gedacht.
Der Roman mag dadurch seine Längen haben, entschädigt aber durch die angenehm lebhafte Erzählweise und die interessanten Charaktere, deren Schicksal man gerne weiter verfolgt.
„Die Tochter des Drachen“ mag der eher ruhige Auftakt der Saga um „Das Kind des Weitsehers“ und anfangs sehr behäbig erzählt sein, entschädigt aber durch eine sehr lebendig gestaltete Welt und vielschichtige Figuren, die man so schnell nicht aus dem Kopf bekommt. Zudem führen nun langsam Fäden zusammen, die in der zweiten „Weitseher“-Trilogie ausgeworfen wurden, so dass Penhaligon mit der Veröffentlichung endlich eine Lücke schließt.