Geschichten aus dem Hellboy-Universum 8 (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 20. August 2019 22:02
Mike Mignola, John Arcudi u.a.
Geschichten aus dem Hellboy-Universum 8
1. Abe Sapien: Heilige Orte
2. BUAP – Hölle auf Erden: Die Teufelsflügel
3. Witchfinder: Das Rätsel von Unland
4. Abe Sapien: Eine große Finsternis
Übersetzung: Frank Neubauer, Anne Thies, Jenny Franz
Titelbild und Zeichnungen: Mike Mignola, Tyler Crook, Laurence Campbell u.a.
Cross Cult, 2019, Hardcover. 600 Seiten, 50,00 EUR, ISBN 978-3-95981-999-2
Rezension von Christel Scheja
Das Besondere am „Hellboy“-Universum ist wohl, dass Mike Mignola seine Welt schon früh für andere Künstler frei gegeben hat, die ebenfalls ihre eigenen Ideen hinzufügen durften. Gemeinsame Grundlage für alle ist natürlich der Tenor, der schon in der Hauptserie vorherrschte: der „Höllenjunge“ und seine Freunde müssen sich immer wieder mit den Gestalten und Gefahren auseinandersetzen, die in den Tiefen der Erde und Schatten lauern, um die Menschen zu verderben oder zu vernichten.
Wieder einmal erscheinen vier Geschichten in der achten Anthologie-Sammlung von „Geschichten aus dem Hellboy-Universum“.
Zwei davon hängen eng zusammen. „Abe Sapien: Heilige Orte“ und „Abe Sapien: Eine große Finsternis“ erzählen von der Verzweiflung des Fischmenschen, die Apokalypse mitangesehen zu haben, an der er leider auch beteiligt war. Schuldbeladen zieht er durch die Lande, in denen die Menschen ums Überleben kämpfen, sich mit letzter Kraft an alles klammern, was ihnen helfen könnte nicht aufzugeben. Doch bieten die falschen Propheten und friedvollen Enklaven wirklich sicheren Unterschlupf? Einmal glaubt er dies gefunden zu haben, aber ausgerechnet die Mitglieder der Gemeinschaft zu der er nun gehört, haben alle mehr oder weniger ihre dunklen Geheimnisse und Pläne - vielleicht auch mit ihm.
„BUAP - Hölle auf Erden: Die Teufelsflügel“ zeigt die weiteren Auswirkungen der Apokalypse. Die Agenten versuchen zu retten, was zu retten ist, aber sind auch machtlos, wenn Leute unter ihnen das Grauen entfesseln und den Tod bringen, selbst wenn es ehemalige Mentoren und gute Freunde sind.
Mehr als ein Jahrhundert zuvor wird Sir Edward Grey in „Witchfinder: Das Rätsel von Unland“ in das abgelegene und verschlafen scheinende Hallum geschickt. Zuerst ist er ungehalten und fragt sich warum, dann aber zeigt sich, dass in dem inzwischen teilweise trocken gelegten Sumpfgebiet dunkle Geheimnisse von großer Macht schlummern.
Ganz so einfach ist es in diesem Band nicht, als Neuleser einzusteigen, denn drei der Geschichten verlangen das entsprechende Vorwissen, hat die „Hölle auf Erden“ doch eine lange Vorgeschichte, die immer wieder mit in die aktuellen Geschehnisse hinein spielen und diese ohne das Wissen nicht ganz so intensiv wirken.
Allein die „Witchfinder“-Geschichte um Sir Edward Grey ist vollständig in sich abgeschlossen und hat auch keine Verbindungen zum Rest des Universums, fügt ihm aber dennoch ein paar sehr interessante und lebendige Facetten hinzu.
Die Geschichten sind allesamt düster und melancholisch, kehren das Finstere in den Seelen der Menschen und anderen Kreaturen hervor. Ob man das wirklich böse nennen kann, sei dahin gestellt, allerdings kann man auch nicht erwarten, dass Sympathieträger überleben oder die bleiben, die sie sind.
Die zynische Sicht auf die Welt überwiegt und wird ab und an gepaart mit ein wenig schwarzem Humor und augenzwinkernden Hommagen an die klassische Horror-Literatur.
So statisch die Bilder auch oft scheinen mögen, die Dynamik liegt mehr in den begleitenden Texten, so dass man sich schon Zeit nehmen sollte, die für einen Comic ungewöhnlich ausgefeilten Dialoge zu genießen und dabei auch die Figuren genauer zu betrachten. Oft sind es nur kleine Details, die einem einen Schauer über den Rücken rinnen lassen. Aber auch Freunde von Splatter und Gore werden bedient, denn es gibt immer wieder hässliche Kämpfe, die Auswirkungen dunkelster Magie und nicht zuletzt auch jede Menge Leichen.
Fazit: Die „Geschichten aus dem Hellboy-Universum“ erzählen diesmal überwiegend die Geschehnisse aus anderen Serien weiter und beleuchten dabei einzelne wichtige Personen wie Abe Sapien. Hier sollte man zumindest ungefähr wissen, was vorher passiert ist, sonst kann man die Geschehnisse nicht so gut nachvollziehen.
Neuleser werden vor allem Spaß an der „Witchfinder“-Geschichte haben, die düsteren viktorianischen Grusel vom Feinsten bietet. Aber wie immer bietet der Sammelband die Abenteuer, die das Universum des „Höllenjungen“ so unverwechselbar machen und den Hintergrund ungemein erweitern.