Holly Rose: Reif trifft jung (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 06. August 2019 16:43

Holly Rose
Reif trifft jung
Blue Panther Books, 2019, eBook, 9,99 EUR (auch als Taschenbuch erhältlich)
Rezension von Elmar Huber
„Birte schaute zu Ben empor und lächelte verträumt. Zuckerschnitte war für diesen jungen Mann wahrlich nicht untertrieben. Ben sah umwerfend aus, hatte einen durchtrainierten Körper und war durchaus sexy. Kein Gramm Fett zu viel auf den Rippen.
Wäre ja echt mal eine Versuchung wert, dachte Birte bei sich - innerlich schüttelte sie jedoch schon den Kopf. Was du dir so alles einbildest mit deinen einundvierzig Jahren, der Junge kann doch jedes Ding kriegen. Aber… vielleicht… Man wusste ja nie.“
(„Die geile Mutter meines Freundes“)
„Der geile junge Surfer“:
Als Dauergast bei der jährlichen Sylter Surfmeisterschaft, weiß die Endvierzigerin Peggy Mitchell den Anblick der jungen Sportler durchaus zu genießen. Als dann doch einer der Jungspunde sie in beinahe eindeutiger Absicht anspricht ist sie versucht ihn abzuwehren, doch behält ihre Neugier die Oberhand und sie lädt ihn für den Abend zu sich ein. Eine Entscheidung, die Peggy nicht bereut.
„Das junge Luder des Professors“:
Professor Frederick Ludwig ist trotz seiner gut 60 Jahre alles andere als ein Kostverächter und kann sich, ob seines charismatischen Wesens, aus seinem Hörsaal nahezu beliebig „bedienen“. Von dort aus hat schon die junge Lucie Wagner ein Auge auf den attraktiven Mann geworfen, der ohne Weiteres ihr Vater sein könnte, und lässt keinen Zweifel an ihren Absichten.
„Die geile Mutter meines Freundes“:
Wieder einmal ist ihr Sohn nicht zuhause, als Birte Winter an seine WG-Tür klopft. Sie beschließt, aus der Not eine Tugend zu machen, schließlich ist sein Mitbewohner Ben nicht von schlechten Eltern. Zuerst noch etwas konsterniert, lässt sich der junge Mann bald auf das verführerische Spiel der erfahrenen Birte ein.
„Der Yachtbesitzer & die Barista“:
Als der frischgebackene Witwer Erwin die junge Tina hinter dem Bartresen auf Fuerteventura entdeckt, ist es um ihn geschehen. Die Mittzwanzigerin lässt sich nicht zweimal bitten, dem immer noch attraktiven Mann auf seine Yacht zu folgen, scheint er doch auch durchaus vermögend zu sein. Es bleibt nicht lange beim gemeinsamen Segeln und mit dem Sex regen sich plötzlich auch echte Gefühle.
„Der reiche König und seine Mätressen“:
Herrscher Ortwin von Mund regiert sein Volk mit gnädiger Hand, so dass ihm dieses seine Laster gerne durchgehen lässt. Lustvoll bedient sich der Herrscher für den Beischlaf an dem jungen Fleisch, das am Hof verfügbar ist; für die Auserwählten eine Ehre. Auch die Küchenmagd Theresia ist überglücklich, dass Bett mit ihrem König teilen zu dürfen. Sie sieht die Gelegenheit als Chance und plant, Ortwin derart zu beglücken um in seiner Gunst und damit im Rang des Hofes aufzusteigen. Doch sie hat die Rechnung ohne die eifersüchtige Sybill gemacht, die bis dahin an erster Stelle seiner Mätressen stand.
„Marie und der heiße Doktor“:
Marie nimmt ihre Termine bei ihrem Frauenarzt Dr. Fauch stets mit einer Mischung aus Aufregung und Widerwillen wahr. Die Untersuchung ist nicht besonders angenehm, doch der ältere Gynäkologe ist immer menschlich und verständnisvoll… und sieht auch immer noch gut aus. An diesem Tag kann sie ihre Erregung beim besten Willen nicht mehr verbergen. Eins führt zum anderen und schließlich zu einem neuen Termin, an dem sie nicht von einer Sprechstundenhilfe gestört werden könnten.
„Mietschulden“:
Liz‘ chronische Geldnot hat zum Monatsende einen neuen Höhepunkt erreicht, so dass es wieder einmal nicht für die Miete reicht. Doch ihr Hauswirt, der „smarte Piet“, hat schon einen Vorschlag in der Hinterhand, wie man doch noch zusammenkommen könnte. Von sich selbst überrascht findet Liz Gefallen an der Vorstellung, so dass der Witwer Gelegenheit hat, dieses jungte Ding in einige spezielle Praktiken einzuweisen.
„Die Anwaltsgehilfin“:
Anwaltsgehilfin Laura kann sich schon denken, dass ihr Chef sie zu so früher Morgenstunde nicht nur zum Diktat in die Kanzlei bestellt hat. Über eine mittägliche Episode in der Besenkammer landet sie schließlich im heimischen Bett des potenten Witwers, wo sie ihn vollständig von ihren Fähigkeiten überzeugen kann. Von da an nutzen sie jede freie Minute, sich ihrer Lust hinzugeben.
„Die geile Beichte“:
Seit der Hochzeit von ihrem Mann vernachlässig, lässt Lena, sobald ihre Lust die Oberhand gewinnt, nichts mehr anbrennen. Doch wird sie auch regelmäßig von ihrem schlechten Gewissen eingeholt, und nachdem die häusliche Situation eskaliert, treibt sie dies in den Beichtstuhl von Pater Ferdinand. Nicht ohne Selbstzweck gewährt ihr der ältere Pfarrer, nach einer angemessenen Züchtigung, Asyl auf dem Kirchengrund und in seinem Haus.
„Die Frau im Wald“: (Internet-Bonus-Story)
Mit vierzig Jahren ist Lena an einem persönlichen Tiefpunkt angelangt, so dass sie nur noch einen letzten Ausweg sieht. Im Wald, wo sie ihrem Leben ein Ende setzten will, trifft sie auf den jungen Aussteiger Marc, der sie im letzten Augenblick retten kann. Mit dem folgenden Gespräch entwickelt sich schnell mehr zwischen den beiden verletzten Seelen. Zum ersten Mal fühlen beide, was es heiß, geborgen zu sein und begehrt zu werden.
„Eine kleine Weile später sagte er sich, dass es doch wirklich, schön wäre, wenn er die Kleine auf seine Jacht bitten würde, um, mit ihr eine schöne Fahrt zu unternehmen. Vielleicht eine Prise, Sex, ein wenig Liebe für seine geschundene Seele - das wär’s doch! Hatte er sich allen Ernstes in dieses junge Ding verguckt? Tina hätte in der Tat seine Enkeltochter sein können – doch sein bestes Stück hatte eine ganz eigene Sicht auf die Dinge.“
(„Der Yachtbesitzer & die Barista“)
Bezeichnungen wie MILF, Cougar oder Sugardaddy sind längst in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen und zeigen damit, dass sich sexuelle Anziehung auch mit deutlichem Altersabstand zwischen den Partnern entwickeln kann. Und die Vorteile und Anziehungskraft erfahrener LiebhaberInnen, die wissen wo sie stehen und was sie wollen, sollten jedem klar sein. Diesem Terrain widmet sich die vorliegende Erotik-Anthologie.
Entsprechend freut man sich auf einige Nummern, die ohne langes Geplänkel oder peinliche Liebesschwüre vonstattengehen. Und dagegen ist ja unter ungebundenen Erwachseneren nichts einzuwenden.
Statt heißer Schauer sind jedoch eher kalte Duschen angesagt. Freut man sich zunächst noch, dass die ungebundene reife Lady auf Sylt einen knackigen Surfer abbekommt, der es dazu noch ernst mit ihr meint, laden in der Folge besonders die Herren zum fremdschämen ein: „Papperlapapp“, erwiderte Heiner, „das müssen meine Gespielinnen aushalten können - immerhin bin ich ein gestandener Mann von Mitte sechzig -, was habt ihr jungen Kätzchen nur alle? Ich nehme mir das, wovon ich denke, dass es mir zusteht, nicht mehr und nicht weniger.“
Nicht gerade Gentlemen-like, lieber Heiner.
Die gestelzte bis ungelenke Ausdrucksweise von Holly Rose lässt insgesamt zu wünschen übrig. Von „liebesumwitterter Nacht“ und „herzbrechender Kindheit“ ist hier die Rede und schwafelige, überstilisierte Beschreibungen werden zu Lust- und Lesebremsen („Feine Nervenstränge tun das, wozu sie erschaffen wurden - die intensivieren die Sinnenreize - …“). Ebenso merkwürdig sind die verwendeten Bilder: „Wie feucht sie doch ist. Wie überaus sinnlich es sich anfühlt, mit den Fingern in diesen Apfelkuchen hineinzustoßen.“
Guten Appetit auch! Mehr als einmal fragt man sich, wie die Autorin auf derartige Vergleiche kommt.
Die Paarungen, die hier beschrieben werden, sind auch nicht immer derart elegant, wie es das immerhin sehr gepflegte Cover-Motiv glauben machen will. Der Yachtbesitzer und die Barista erfüllen dieses ansprechende Klischee vor malerischer Urlaubskulisse vielleicht noch, der reiche König hingegen erweist sich als kleines fettes Schweinchen, der sich alles erlaubt. Und der verwitwete Anwalt und der notgeile Vermieter sind garantiert die Ur-Enkel des schmierigen Herrschers. Dass sich mit solchen Typen, die ihre Machtposition ausnutzen, tatsächlich Lust bei den Damen einstellen will, ist wenig glaubhaft. Und dass ausgerechnet einem Pfarrer noch eine Story gewidmet ist, grenzt auf andere Art an Geschmacklosigkeit.
Formulierungen so sexy wie Omis Frottee-Schlüpfer und Dialoge zum Fremdschämen. Von Blue Panther Books ist man Besseres gewohnt.