Mara Volkes: Die schwarze Königin (Buch)

Mara Volkers
Die schwarze Königin
Titelgestaltung von Guter Punkt, Anke Koopmann unter Verwendung von Motiven von shutterstock
Piper, 2010, Paperback, 474 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-492-26741-0

Carsten Kuhr

In Wien geht etwas Mysteriöses vor. Überall im Stadtgebiet werden Leichen aufgefunden, Tote, deren Haut vertrocknet ist, die aussehen wie eine Mumie.

Auch in einem heruntergekommenen Bau, in dem die junge BWA-Studentin Daniela ihr kleines Reich hat, schlägt der Unbekannte zu. Ausgerechnet die Studentin stößt im verwinkelten Keller auf die Überbleibsel. Dabei hatte sie doch schon genügend Sorgen – das Studium finanziert sich nicht von selbst, den letzten Job der Arbeitsvermittlung, Animierdame einer verruchten Bar, hat sie nach zwei Tagen hingeschmissen. Wie nur soll es weitergehen? Um sich von der Tristesse ihres Daseins und dem Schock des Leichenfundes abzulenken, besucht sie die Vernissage eines ihrer Lieblingsmaler in der Wiener Innenstadt.

Urban Lassky liebt die Farbe Rot. Entsprechend sehen nicht nur seine Bilder aus, auch er selbst und seine Freunde kleiden sich in die Farbe des Blutes. Als sie den Künstler persönlich kennenlernt, ist sie von dessen Esprit beeindruckt. Dass er eine neue Hausdame sucht, die sich um seinen Haushalt und seine Einladungen kümmert, erweist sich als Glücksfall. Eine eigene Unterkunft, ein ordentliches Gehalt und die Möglichkeit, die Schönen und Reicher – oder zumindest diejenigen, die sich dafür halten – zu treffen, scheinen all die dunklen Wolken am Horizont ihres Lebens zu verbannen. Doch einmal im Haushalt des Künstlers aufgenommen bemerkt sie schnell, dass dieser und seine Freunde etwas verbergen. Was versteckt sich hinter dem ominösen Club, den sie des Nachts besuchen, und was nur macht ihr persönlich die allseits ob ihrer Freizügigkeit, ihres bezaubernden Körpers und ihres lasziven Wesens berühmten Schauspielerin Monique so unsympathisch? Kann es gar sein, dass ihr Arbeitgeber und seine Freunde etwas mit den Mumienleichen zu tun haben?

Hinter dem Pseudonym Mara Volkers verbirgt sich eine erfolgreiche Autorin historischer Stoffe, die bereits mehrfach einen Ausflug in phantastische Welten unternahm. Entsprechend flüssig und stilistisch angenehm liest sich vorliegender Roman. Legt man allerdings den verlagsseitigen Waschzettel zugrunde, so wird der potentielle Leser auf eine falsche Fährte gelockt. Statt eines der austauschbaren Werke um pubertierende Vampirgespielinnen erwartet den Käufer ein sehr stilvolles Bild einer jungen Frau in Wien, die in die Welt der Reichen hineinschnuppert und dabei auf eine Vampir-Gesellschaft stößt.

Die Darstellung des Lebens des weltfremden, scheinbar rückständigen Künstlers fasziniert dabei durch glaubwürdige Details, faszinierende Personen und eine unterschwellige Erotik, die nie plakativ oder vulgär wirkt Wer hier also auf deftige Schlafzimmerszenen wartet, der ist im falschen Buch. Stattdessen schildert die Autorin die beginnende Faszination der beiden so Ungleichen zueinander, die laszive Verführung der Männer durch das skrupellose Mannequin, und, darin eingebettet, die Suche nach dem Täter der Morde. Dass alles miteinander verbunden ist wird schnell deutlich, fast zu bald ahnt der Rezipient, wer hinter den Verbrechen steckt.

Ob und wie es Daniela dann gelingt, sich den finsteren Plänen in den Weg zu stellen, macht den Reiz des Buchs aus. Zu Anfang ein wenig verhalten nimmt der Plot ab der Mitte dann mehr Fahrt auf und führt im Finale zu einem zwar vorhersehbaren, letztlich aber befriedigenden Abschluss.