Jeff Wheeler: Der Paladin - Königsfall 2 (Buch)

Jeff Wheeler
Der Paladon
Königsfall 2
(The Thief’s Daughter, 2016)
Übersetzung: Johann Birken
Heyne, 2019, Paperback, 448 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-453-32017-8 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Zehn Jahre sind vergangen, seitdem Owen Kiskaddon als Geisel an den Hof des als grausam verschrienen Königs Severn gebracht wurde. Dort hat er nicht nur seine magische Gabe entdeckt, sondern sich auch im Spiel um Macht und Einfluss eingebracht. Und er hat, damals noch im Kindesalter, Elysabeth, seine wahre Liebe kennengelernt. Dass er so nebenbei von der todkranken Giftmischerin des Königs unterrichtet wurde, kommt ihm seitdem zu pass.

In den letzten Jahren wuchs er im rauen Norden, aus der Elysabeth stammt, zu einem Mann und Kämpfer heran. Eine erste Schlacht hat er befehligt und triumphal für sich und seinen König entschieden, jetzt wäre es an der Zeit, den Monarchen um seine Zustimmung zur Eheschließung zu bitten - allein, der junge, sonst so unerschrockene Mann traut sich nicht.

Wer zu spät kommt, den bestraft in aller Regel das Leben - wie auch unser Paar. Ein vermeintlicher Erbe des Thrones taucht plötzlich und unerwartet auf, Monarchen anderer Reiche verbünden sich und der König entsendet seine beiden so ungleichen Streiter, das Unbill zu richten. Die eine soll mittels Heirat für neue Allianzen sorgen, der andere den Usurpator jagen - nur einander lieben, das sollen, das dürfen sie nicht…

 

Was war das doch vor 2 Monaten - Heyne veröffentlicht die komplette Trilogie dankenswerterweise in einem Zeitraum von nur einem halben Jahr - für ein fulminanter Auftakt. Voller Verve, Tempo und wunderbar ausgestalteten Charakteren zog uns Wheeler in die Handlung um einen zwielichtigen Monarchen, einer bedrohlichen Burg und jeder Menge Intrigen.

Nun also reicht der Autor uns den Mittelband nach.

Zunächst war ich überrascht, dass Wheeler einen Zeitsprung von immerhin einer ganzen Dekade einbaut. Statt der jungen, noch ein wenig kindlichen Protagonisten, die sich in der Welt der Großen zurechtfinden müssen nun also junge Erwachsene.

Das Pfund mit dem der Autor im Auftaktband wucherte war auch die glaubwürdige Zeichnung der Kinder. Jetzt, mit fast zwanzig Jahren, erwarten uns Hormonschübe, große Gefühle und jede Menge Dramatik.

Allerdings liest sich Vieles vorhersehbar, wurde ich mit den Figuren lange nicht wirklich warm. Die Vertrautheit, die Nähe, die ich im ersten Band zu den Kindern fand, deren Gefühlswelt und Motivation so mustergültig dargestellt wurde, sie bleibt vorliegend ein wenig oberflächlich und erwartbar. Es mangelt an wirklichen Überraschungen, sei es die emotionalen Verwicklungen betreffend, aber auch in Hinsicht auf das generelle Geschehen. Gerade hier bleibt Vieles im Bereich des Bekannten, des Gewohnten, so dass der Plot zunächst an Reiz verliert. Später nimmt die Handlung dann mehr Fahrt auf, die Dramatik richtet’s, könnte man auch urteilen.

Alles in allem ein eher durchwachsener Band, der die großen Erwartungen, die der Auftaktroman geweckt hatte, nicht ganz erfüllen kann.