Pascal Gabriel: Unf*ck Your World - Weg von Pornos, rein ins porno Leben (Buch)

Pascal Gabriel
Unf*ck Your World - Weg von Pornos, rein ins porno Leben
Blue Panther Books, 2018, 284 Seiten, 9,90 EUR, ISBN 978-3-86277-049-3 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Irene Salzmann

Freimütig berichtet Pascal Gabriel, wie er bereits als Teenager den Verlockungen pornografischer Werke, insbesondere den Filmen im Internet, verfiel. Es ist nun mal einfacher, sich mit Vorlage zu befriedigen, wann immer man will und kann, als erst eine Frau zu umweben und auch ihre Wünsche berücksichtigen zu müssen. Hinzu kommt die praktisch endlose Verfügbarkeit von Traumfrauen auf Zelluloid, die zu Praktiken bereit sind, welche so manche Partnerin aus Fleisch und Blut vermutlich ablehnen würde. So gerät der Konsument in eine Spirale, die ihn nach immer neuen Sensationen gieren lässt, wie er sie in einer Vanilla-Beziehung schwerlich findet und die ihm daher irgendwann, falls sie sich ergibt, nicht mehr genügt.

Der Weg zurück ins reale Leben beginnt damit, dass der Porno-Fan sich eingesteht, dass er süchtig ist nach ‚Glückshormonen‘, die durch den Orgasmus freigesetzt werden - so wie ein Alkoholiker, ein Raucher, ein Junkie, ein Spieler und so weiter seine Droge braucht. Dann muss er auf Entzug gehen, indem er sich von seiner kompletten Sammlung trennt, um nicht rückfällig zu werden, und sich viel Ablenkung wie Sport suchen, am besten auch vertrauenswürdige Freunde einweihen, von denen man in Krisenmomenten Unterstützung erhält. Erst wenn der Hormonpegel sich reguliert hat auf ein übliches Maß, ist man wieder fähig, sich auf eine zwischenmenschliche Beziehung einzulassen und den Sex mit einer Frau der eigenen Hand vorzuziehen.


Dass das natürlich nicht von heute auf morgen klappt, sondern Monate oder Jahre dauern kann, dürfte jedem klar sein. Der Autor ist diesbezüglich schonungslos offen, verweist aber auf seinen Fall, dass es nicht unmöglich ist und eine gute Chance besteht, von der Pornosucht wegzukommen. Indem er locker über die Abläufe in Gehirn und Körper aufklärt, wird der Sachverhalt für den Betroffenen nachvollziehbar, so dass er über die Auseinandersetzung mit dem Problem und vielen Ratschlägen zum gezielten Ausstieg dirigiert wird.

Die Informationen und Ratschläge beruhen auf persönlichen Erfahrungen und den Inhalten der zahlreichen Bücher, die der Autor zu dem Thema gelesen hat - leider werden sie nicht genannt, und es gibt auch keinen Anhang mit weiterführender Literatur oder ein Verzeichnis von Websites beziehungsweise sonstigen Anlaufstellen, die Hilfe anbieten, was man bei einem Ratgeber als großes Manko empfindet (wäre sinnvoller als ein Code für einen Gratis-Text von Pascal Gabriel aus dem Internet: „Sex Schritte um von Pornos weg zu kommen“).

Auch wiederholen sich viele Ausführungen, manches wird bloß mit anderen Worten ausgedrückt. Hier hätte man das eine oder andere kürzen können, denn der Leser weiß spätestens bei der zweiten Wiederholung, was der Autor, von dem er geduzt wird, mitteilen möchte, und käme gern etwas rascher durch die Erläuterungen, die stellenweise wie Slogans wirken („Weg von Pornos, rein ins porno Leben“).

Vielleicht kann man den Titel als Einstiegslektüre betrachten, wenn man das Problem erkannt hat und nach einem Ausweg sucht, doch durch das Fehlen von Quellen, einem Literaturverzeichnis und Adressen von Stellen, an die man sich wenden kann, wird der Betroffene letztendlich nach dem Häppchen allein gelassen, so dass er mit einem ‚richtigen‘ Fachbuch wohl besser beraten ist.