A Walk through Hell 1: Das verlassene Lagerhaus (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 30. Juni 2019 09:35
Garth Ennis
A Walk through Hell 1
Das verlassene Lagerhaus
(A Walk through Hell 1-5, 2018)
Titelbild und Zeichnungen: Goran Sudzuka
Übersetzung: Monja Reichert & Christian Heiss
Cross Cult, 2019, Hardcover, 144 Seiten, 22,00 EUR, ISBN 978-3-95981-978-7
Rezension von Christel Scheja
Garth Ennis und Goran Sudzuka sind beide vertraut mit Stoffen, die das Genre der knallharten Kriminalgeschichte ganz gerne mit phantastischen Elementen ergänzen und so zu einem wahren Horror-Thriller machen, einen Trip durch die Abgründe der menschlichen Vorstellungskraft. Das ist auch in dem Zweiteiler „A Walk through Hell“ der Fall, dessen erster Band „Das verlassene Lagerhaus“ nun erschienen ist.
Sie sind ein FBI-Team für die kleinen und einfachen Fälle, die weder Ansehen noch Prestige bringen und schon gar keine Spannung, aber zumindest einer ist die alltägliche Routine ganz recht. Die vierzigjährige Sarah fühlt sich nämlich dem Burn-out recht nahe und kämpft noch immer mit den Nachwirkungen des letzten größeren Falls.
Ihr jüngerer Partner McGregor ist noch ein richtiger Newbie, idealistisch und neugierig und bereit es mit allen und jedem aufzunehmen. Doch keiner von den beiden rechnet damit, dass die Untersuchung eines verlassenen Lagerhauses schon bald zu einem Trip der besonderen Art wird.
Auch hier finden wir eine Mischung vor, die in modernen Horror-Thrillern sehr beliebt ist, schubsen die Macher doch Menschen, die eigentlich mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehen sollten weil sie gelernt haben, an nichts zu glauben, was nicht wissenschaftlich nachweisbar ist, in einen Albtraum, der sich gewaschen hat und durch den die Grenzen zwischen Realität und Traum immer mehr verschwinden.
Verwirrend daran ist auch noch, dass die Künstler zudem mit Rückblenden zu arbeiten scheinen, die dafür sorgen, dass die Helden etwas mehr Profil und Farbe erhalten. Besondere Sympathien erlangt dabei Sarah, die nicht nur mit ihrem ganz persönlichen Trauma zu kämpfen hat und damit alleine ist, weil sie nicht zugeben will, dass sie schwach ist, sondern auch mit alltäglichen Sexismus konfrontiert wird. Ihr Kollege McGregor bleibt leider um einiges blasser.
Immerhin fangen die Künstler den Leser schon bald ein, so dass dieser sich selbst schon bald fragt, was echt und was falsch ist; bilden sich die Helden nur ein, dass sich vor ihnen Augen ein Mann immer wieder tötet? Und warum haben auch sie irgendwann keinen Puls mehr?
Je mehr sie nach Antworten suchen, desto mehr verstricken sie sich in dem verwirrenden Netz, das auch zum Ende des Bandes nicht aufgelöst wird, um so die Spannung auch in die Fortsetzung hinüber zu tragen.
Vieles mag dem Leser dabei bekannt vorkommen, auch mit Klischees wird nicht gespart, aber die Leidenschaft der Erzähler und die kleinen aber feinen Wendungen sorgen dafür, dass die Geschichte trotzdem unterhaltsam bleibt und man durchaus wissen will, wie sich das Dilemma für die beiden FBI-Agenten am Ende auflöst.
„A Walk through Hell“ hält, was der Titel verspricht, denn auch wenn alles wie ein klassischer Krimi beginnt, so verwandelt sich „Das verlassene Lagerhaus“ doch bald in einen Albtraum und die Geschichte in einen so handfesten wie kompromisslosen Horror-Thriller, der durch seine kurzweilige Art Spaß macht.