Franz Rottensteiner: Revanche! (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 27. Juni 2019 21:04
Franz Rottensteiner
Revanche!
Titelbild: F. O. Bilse
Verlag Dieter von Reeken, 2019, Paperback mit Klappenbroschur, 230 Seiten, 17,50 EUR, ISBN 978-3-945807-46-0
Rezension von Carsten Kuhr
Dr. Franz Rottensteiner ist ein Urgestein der deutschsprachigen Phantastik. Mit „Quaber Merkur“ gibt er das wohl am längsten laufende Magazin schlechthin heraus, das sich durch seine mehr als fundierten Beiträge längst Meriten auch i wissenschaftlichen Kreisen erworben hat. Daneben war und ist er als Autor, kundiger Herausgeber und Lektor in Erscheinung getreten. Nicht zuletzt betreute er für den Corian Verlag den „Werkführer durch die utopisch-phantastische Literatur“.
Im September 2018 legte Dieter von Reeken bereits einmal ein Buch mit Aufsätzen und Rezensionen Rottensteiners auf. In „Zukunftskriege in der Science Fiction - Kommentierte Beispiele aus den Jahren 1871 bis 1918“ befasste sich der Autor mit den Visionen der Verfasser von und über einen zukünftigen Krieg.
Vorliegend geht er quasi in die zweite Runde und präsentiert dem interessierten Leser nicht weniger als vierundfünfzig Texte zu Büchern, die sich, lange vergessen und verschollen, mit dem Thema Zukunftskrieg und Wiederaufstieg zu alter oder neuer Macht beschäftigen.
Hintergrund dieser zwischen 1919 und 1938 erschienenen Veröffentlichungen ist unzweifelhaft der verlorene Erste Weltkrieg der in den Friedensverträgen von Versailles und Saint-Germain Deutschland und Österreich zu Gebietsabtretungen und knebelnden Reparationszahlungen zwang. In der Folge verbreitete sich Armut und Not, so dass der Gedanke an Rache, an eine wie auch immer geartete Revanche, auf mehr als fruchtbaren Boden fiel.
Diese, in allen Bevölkerungskreisen vertretene Grundhaltung fand auch in den Romanen und Erzählungen der Zeit ihren Niederschlag. Die allermeisten dieser Werke sind zwischenzeitlich verschollen, vergessen und auch antiquarisch kaum oder gar nicht mehr zu bekommen. Insoweit bietet der Band hier dem Interessierten und Forscher die willkommene Möglichkeit, eine Übersicht über die entsprechenden utopisch angehauchten Veröffentlichungen zu bekommen. Allerdings liegt hier auch die Krux verborgen: Der heutige Leser hat weder die Möglichkeit, sich selbst ein Bild von den Texten zu machen, noch scheinen diese - der jeweils kurzen Zusammenfassung Dr Rottensteiners - nicht sonderlich unterhaltsam zu sein.
So ist dies eine Veröffentlichung, die sich in erster Linie an eine wissenschaftliche Leserschaft richtet, die fundiert und nachvollziehbar den Zusammenhang zwischen der damals verbreiteten Sinneshaltung der Weltkriegsverlierer und den Texten aufzeigt.