Miles Cameron: Das gefallene Schwert (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 20. Juni 2019 13:11
Miles Cameron
Das gefallene Schwert
(The Fell Sword, 2014)
Übersetzung Michael Siefener
Heyne, 2014, Paperback mit Klappenbroschur, 1086 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-453-31442-9 (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Christel Scheja
„Game of Thrones“ hat sich zu einem Kult entwickelt, den natürlich auch viele Autoren für sich nutzen wollen, vermutlich weil viele Leser auf diese Art der Fantasy aufmerksam geworden sind. Dazu gehört auch der kanadische Autor Miles Cameron mit seinen Geschichten um den Roten Ritter, die in „Das gefallene Schwert“ weitererzählt werden.
Einst der Sohn und Erbe eines hohen Adligen, nun ein Söldnerführer, der sich einen Namen geschaffen hat - der Rote Ritter könnte sich eigentlich nicht glücklicher schätzen, wäre es doch auch möglich, dass ihn eines Tages ein Reich in die Hände fällt. Denn nun folgt er dem Ruf einer Prinzessin. Deren Vater, der Kaiser, wurde ermordet und sie ist in Not, wird die Festung, in der sie sich mit ihren letzten Getreuen verschanzt hat, belagert. Er soll es nun richten.
Doch ist das seine einzige Aufgabe? Nicht unbedingt, denn der Söldnerführer hütet noch ein dunkles Geheimnis, eines, das im Kampf gegen die immer weiter vordringende Wildnis und ihre Bewohner hilfreich sein könnte. Denn noch immer verfolgt der mächtige Zauberer und Nekromant Thorn einen perfiden Plan und treibt die Eroberung der Welt auf seine düstere Art und Weise voran.
Man merkt leider, dass „Das gefallene Schwert“ der Mittelteil einer Trilogie ist, denn der Leser wird unvermittelt in die Handlung geworfen, gar nicht erst großartig über das, was zuvor geschehen ist und die Motive der verschiedenen Parteien aufgeklärt. Zugleich werden zum Ende hin ein paar kleine Weichen gestellt, die aber auch nicht wirklich Sinn zu machen scheinen.
Ein große Manko sind auch die vielen, immer wieder wechselnden Handlungsebenen. Der Autor springt immer wieder von einem Schauplatz zum anderen und spielt dort mit dem vorhandenen Personal. Damit das einfach und überschaubar bleibt, bedient er sich zahlreicher Klischees. Viele Elemente sind dem christlichen Mittelalter entnommen und zerstören so den Hauch des Phantastischen, wenn einerseits Kobolde bekämpft werden, auf der anderen Seite die Helden auf Gott und Jesus und die heilige Mutter Kirche schwören.
Mehr und mehr bekommt man den Eindruck, dass der Autor einfach nur bunt ein paar Kulturen der europäischen Geschichte und dann auch noch aus verschiedensten Epochen zusammen geklatscht hat, um sich keine Arbeit damit machen zu müssen.
Auch die Figuren kommen nicht besser weg, sind sie doch durchweg archetypisch und oberflächlich, erhalten keine Ecken und Kanten oder gar sympathische Züge. Das Rollenverständnis wirkt ebenfalls wie von vorgestern; die wenigen Frauen die überhaupt eine Rolle spielen, dienen ihren Männern mal als treusorgende Hausfrau, dann wieder als Flittchen oder sind machtgierige Hexen. Dazu kommt, dass die Handlung ohne wirkliche Entwicklungen vor sich hinplätschert und man sich fragt, was eigentlich wirklich passieren soll und ob es Sinn macht, Thorn und seine Sklaven aufzuhalten. Denn der Hintergrund ist nicht interessant genug, um Anteil an den Geschehnissen zu wecken. Immerhin ist die Geschichte flott geschrieben, so dass keine Langeweile aufkommt.
„Das gefallene Schwert“ hat neben den Schwächen, die viele Mittelbände einer Trilogie haben, leider auch noch die, dass der Autor hier einen Schnellschuss produziert hat, der weder durch die Figuren noch das Setting überzeugen kann. Der Roman wirkt wie eine oberflächliche Verquirlung sämtlicher Klischees der Fantasy und verwandter Genres, der nach dem Interesse der „Game of Thrones“-Zuschauer hascht, aber nicht das Niveau besitzt, um den Leser überhaupt zu fesseln.