Brooklyn Collins: Mut zur Geilheit (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 04. Juni 2019 15:36
Brooklyn Collins
Mut zur Geilheit
Blue Panther Books, 2019, Taschenbuch, 190 Seiten, 9,90 EUR, ISBN 978-3-86277-549-1 (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Irene Salzmann
Von Brooklyn Collins sind bislang zwei Kurzgeschichtensammlungen bei Blue Panther Books erschienen: „Schöne geile Welt“ und „Mut zur Geilheit“. Vermutlich verbirgt sich hinter dem Pseudonym ein männlicher Autor, der Sex-Spiele vorstellt, die wahrscheinlich nicht - im wahrsten Sinne des Wortes - nach jedermanns Geschmack sein dürften.
Die Hinweise auf dem Backcover von „Mut zur Geilheit“ können, je nachdem, als Warnung oder als Einladung verstanden werden, weil ein Tabu gebrochen wird: In jeder der zehn Geschichten (eine elfte, „KaufHausSex“, kann mittels des beigefügten Codes im Internet heruntergeladen werden) fließt eine Menge Natursekt in die Wanne, auf den Boden, in die Kehle, sonst wohin… Prost.
„Ekstatische Momente“ erlebt Andrew, als er durch Zufall seine große Liebe aus der Studentenzeit wiederfindet. Sie hat unter Pseudonym ein Buch geschrieben über ihre gemeinsamen sexuellen Abenteuer, und es prickelt trotz all der vergangenen Jahre erneut zwischen ihnen.
Sophie wird von ihrem Literaturprofessor eingeladen, seine Briefmarken… nein… seine Bibliothek zu besichtigen. Als sie eintrifft, lässt er die Katze gleich aus dem Sack, doch „Ein geiler Dreier beim Professor“ ist genau das, worauf die junge Frau Lust hat, denn der junge Kellner eines guten Restaurants, der ihnen aufwartet, ist genauso knusprig wie der reife Dozent.
Nach einem Besuch in einem Second-Hand-Laden wird Mia zur „TexasDiva“, denn sie ersteht nicht nur einige reizvolle Kleidungsstücke, sondern nimmt sich auch die Geschichte der ursprünglichen Besitzerin, die jeden Mann um ihren kleinen Finger wickeln konnte, zu Herzen.
„Unser scharfer Harry“ ist aus dem Gefängnis ausgebrochen, informieren Hannah und Alice, seine Gespielinnen, einander. Bei welcher wird er wohl Zuflucht und mehr suchen?
Nora, neu bei der Polizei, stöbert in alten Akten mit nicht aufgeklärten Fällen. „Der lüsterne Mönch“ ist einer davon und steht schließlich leibhaftig vor ihr.
„Nackte Träume am Mississippi“ hegt ein Paar, als sich Gäste ankündigen. Ob diese vielleicht Lust haben, sich an den ausschweifenden Sex-Spielen zu beteiligen?
Die „Grande Amore“ zweier Liebender und die Erinnerungen bleiben selbst nach dem Tod eines der Partner erhalten.
„Virginias Callboy“ entpuppt sich als eine große Überraschung, aus der mehr werden soll, als zunächst erwartet.
Weil ihr Mann sie betrügt, kommt es zu „Scarletts SexRevolte“. Aber weder wirft sie ihn aus dem Haus noch verweigert sie sich ihm. Ihr Plan ist ein ganz anderer.
Einige junge Leute verbringen „Geile Tage - Geile Nächte“ ganz hemmungslos.
Die Geschichten sind kurz, flüssig (!) geschrieben und gut zu lesen. Mal wird aus der Sicht einer Frau, mal aus der eines Mannes erzählt, was passiert. Es sind keine tiefschürfenden Storys mit einer fesselnden Handlung, im Laufe derer die Charaktere ausführlich vorgestellt werden und sich weiterentwickeln - nein, das ist nicht das Anliegen der Geschichten. Vielmehr lassen sich die Erzählungen als Momentaufnahmen beschreiben, als kurze Szenen, in denen sich zwei, drei oder mehrere Personen begegnen, die Lust auf Sex haben, der nicht in die Vanilla-Kategorie fällt: Blowjobs und Analverkehr stets in Verbindung mit Natursekt sind wichtiger als der ‚konventionelle Beischlaf‘. Teils geht es bloß um das befristete Vergnügen mit einem Partner, der dieselben Vorlieben teilt, teils entwickeln sich daraus feste Beziehungen, die offen für Mitspieler sind oder auch nicht.
Der Autor schreibt lebendig und versteht es, seine Begeisterung für die geschilderten Liebesspiele zu vermitteln, doch - wie eingangs erwähnt - ist das nicht jedermanns Ding und kann bei vielen Lesern ein Grausen auslösen. Darum sollte man wirklich dem Klappentext einen Blick schenken und etwas in diesem Titel blättern, um sicherzustellen, dass man das wirklich lesen möchte; Tabus, Schmutz- und Ekelgrenzen sind individuell verschieden.