100% Marvel 48: Deadpool – Die Wette (Comic)

Mike Benson, Adam Glass
100 % Marvel 48
Deadpool – Die Wette
(Deadpool: Suicide Kings 1 – 5, 2009)
Aus dem Amerikanischen von Reinhard Schweizer
Titelillustration von Carlo Barberi
Zeichnungen von Carlo Barberi, Sandu Florea, Marte Gracia
Panini, 2010, Paperback mit Klappenbroschur, 124 Seiten, 16,95 EUR

Irene Salzmann

Deadpool alias Wade Wilson wurde geschaffen von Rob Liefeld und Fabian Nicieza und debütierte 1991 in „New Mutants“ 98 als Gegenspieler von Cable und den jungen Mutanten. Weitere Auftritte hatte er in „X-Force“, „Avengers“, „Daredevil“ und verschiedenen anderen Reihen. Zudem erhielt er zwei Mini-Serien 1993 und 1994, schließlich eine fortlaufende Serie 1997, die es auf 69 Ausgaben brachte und auf die weitere Mini- und fortlaufende Serien folgen sollten, von denen die jüngsten, „Deadpool: Pulp“ und „Deadpool Corps“, aus dem Jahr 2010 sind.

Als der Charakter Deadpool seine Karriere im Marvel-Universum begann, hatten viele Helden ein düsteres Image angenommen. Gerade die zwielichtigen Typen, die sich in einer Grauzone bewegten, fanden den Beifall des Publikums, darunter Serien-Helden wie „Wolverine“, „Moon Knight“, „Daredevil“, „Punisher“, „Maverick“. Als Antiheld konzipiert, der nicht viel Federlesen mit seinen Gegnern macht und dennoch immer einen coolen Spruch auf den Lippen hat wie Spiderman, fand ‚the merc with a mouth‘ sehr schnell seine Fans. Obwohl er tötet, tut er damit oft etwas ‚Gutes‘, denn seine Opfer sind in der Regel noch viel schlimmer als er (auch: „Spawn“, „Darkness“). Dabei muss er stets eine Menge einstecken, aber weil er über ähnliche Selbstheilungskräfte verfügt wie Wolverine, stürzt er sich wie dieser furchtlos in jeden noch so aussichtslosen Kampf, aus dem er prompt ziemlich angeschlagen hervorgeht, sich schnell erholt und danach noch besser und böser ist als zuvor. Diesem Muster folgt auch die Handlung der fünfteiligen Mini-Serie „Suicide Kings“, die komplett als Paperback vorliegt, edel aufgemacht ist mit Klappenbroschur und Kunstdruckpapier.

Conrad O’Shea, von Beruf Sohn, bietet Deadpool eine Million Dollar, wenn er den Mann beseitigt, bei dem der Junge Schulden hat. Deadpool willigt ein, doch der Job erweist sich als Falle. Knapp kann er entkommen, und die Explosion, in der Unschuldige sterben, lasten die Medien ihm an. Noch während Deadpool herauszufinden versucht, weshalb man ihn hereingelegt hat und wer dahinter steckt, wird er vom Punisher attackiert, der seine Art von Gerechtigkeit über den Söldner bringen will. Unverhofft mischt sich Daredevil ein und verhindert, dass sich die beiden gegenseitig zerfleischen, und auch Spider-Man wird von ihm gebremst. Daredevil kann beide von Deadpools Unschuld überzeugen, woraufhin sie gemeinsam nach dem wahren Täter fahnden, der längst Verstärkung angeheuert hat …

„100 % Marvel“ 48 präsentiert Deadpool so, wie die Fans ihn kennen und mögen: verquasselt, etwas verrückt, skrupellos und auch manchmal mitleidig und hilfsbereit – ein Charakter voller Gegensätze, der hervorragend mit Spider-Man, Daredevil und Punisher harmoniert. Ein Auftrag, der sich anfangs harmlos anhört, erweist sich als höchst gefährlich, denn das Quartett bekommt es mit Gegnern zu tun, die keine Unbekannte für sie sind. Das bedeutet: Action, Action und nochmal Action, und auch Splatter-Elemente sind zu finden. Deadpools makabrer Humor sorgt für etwas Auflockerung, aber das Lachen bleibt einem im Hals stecken angesichts der blutigen Szenen. Von daher kann man den Band, der ansprechend gezeichnet ist, nur einem reiferen Publikum empfehlen, das diese Art von Serien schätzt und zwischen Realität und Fiktion zu unterscheiden weiß.