Lara Möller: Christopher Diecks - Privatdetektiv (Buch)

Lara Möller
Christopher Diecks - Privatdetektiv
Bookshouse, 2018, Taschenbuch, 280 Seiten, 12,99 EUR, ISBN 978-9963-53-964-2 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Elmar Huber

„Die Arbeit eines Privatdetektivs hatte mit dem, was man im Fernsehen sah, wenig gemein. Er verbrachte seine Zeit weder damit, illegal Wohnungen zu verwanzen, hinter flüchtenden Verbrechern herzurennen, vor ihnen zu fliehen oder am laufenden Band verprügelt oder beschossen zu werden.“

Es ist eher dem Zufall und seinem wachsamen Auge zu verdanken, dass Christopher Dieks, Kellner und Möbelpacker, ab und an noch einen Drittjob in der Privatdetektei Kleemayer bestreitet. Seine gute Beobachtungsgabe ist es auch, die ihn während einer Haushaltsauflösung aufgrund eines Todesfalls einen Jungen bemerken lässt, der Fotos von der Räumungsaktion schießt. Irgendjemandem scheint es einige Scheine wert zu sein, Bilder von dem Haus zu bekommen, ohne selbst gesehen zu werden.

Bei der Übergabe stellen Christopher, sein Chef und die Besitzerin fest, dass inzwischen ein Einbruch in dem leeren Haus stattgefunden hat und ein nun freigelegtes Versteck unter den Bodendielen geöffnet wurde. Wurde der ehemalige Bewohner möglicherweise sogar Opfer eines Mordes, nur um das Haus räumen zu lassen?

Weitere Indizien führen zu einem Speditionsunternehmen, das anscheinend illegal radioaktives Material transportiert hat. Musste deswegen Jahre zuvor bereits die Ehefrau des Hausbesitzers sterben? Christophers Nachforschungen bleiben nicht unbemerkt, und plötzlich findet sich der Teilzeitdetektiv in einem lebensgefährlichen Spiel wieder.

„Ein heftiger Stoß brachte ihn zu Fall. Er landete mit dem Gesicht in trockenem Laub. Sofort war der andere Mann über ihm. Er drehte ihm den linken Arm auf den Rücken und drückte ihn mit dem Knie nach unten. Christopher wollte um Hilfe rufen, spürte das kalte Metall der Pistole am Hals und erstarrte.“


Mit Christopher ‚Topher‘ Dieks hat die Autorin Lara Möller einen sympathischen Helden wider Willen geschaffen, der mit seiner bodenständigen, hemdsärmeligen Art und seinem ausgeprägten moralischen Kompass den Leser ziemlich schnell für sich vereinnahmt. Dass er als eine Art freier Mitarbeiter nach Bedarf für eine Detektei tätig ist, scheint allerdings nur dazu da zu sein, dass seine eigenmächtigen Ermittlungen nicht komplett an den Haaren herbeigezogen wirken. Zufällig stolpert er in seiner Eigenschaft als Möbelpacker in einen Kriminalfall hinein, bei dem ihn seine angeborene Neugier und seine Beharrlichkeit nach und nach in Teufels Küche bringen. Trotz anfänglichem Gegenwind schafft er es sogar, den ermittelnden Kommissar von seinem Verdacht zu überzeugen und immerhin bei den Ermittlungen geduldet zu werden.

Der Fall und Christophers Ermittlungen sind folgerichtig und nachvollziehbar aufgebaut und dabei angenehm unprätentiös. Szenenweise übernehmen sogar gänzlich andere Aspekte den Dienst als Handlungsmotor, wie etwa seine unbeholfene Verknalltheit in die Second-Hand-Shop-Verkäuferin Romy oder das angespannte Verhältnis zu seinem beruflich erfolgreichen Bruder. Wer also eine Hard-Boiled-Achterbahnfahrt wie etwa David Grays Hamburg-Thriller „Kanakenblues“ erwartet, ist möglicherweise enttäuscht; wer lebensnahe Charaktere ‚von nebenan‘ sucht, die auch mit den Widrigkeiten und Freuden des Alltags konfrontiert werden, der ist hier richtig aufgehoben.

Passend dazu ist Lara Möllers Schreibe angenehm ungelackt; nichts ist überdramatisiert, aufgebauscht oder gezwungen. Es dürfen gern weitere Fälle Christopher Dieks folgen. Nicht zuletzt, da auch sein privates Umfeld noch reichlich Entwicklungspotenzial bietet.

„Christopher Diecks - Privatdetektiv“ ist ein sympathischer Thriller mit einem dünkellosen Ermittler ‚von nebenan‘, der zufällig in einen alten Kriminalfall stolpert.