The Elder Scrolls 1: Die Höllenstadt, Greg Keyes (Buch)

The Elder Scrolls 1
Die Höllenstadt
Greg Keyes
(The Infernal City - An Elder Scrolls Novel, 2009)
Übersetzung: Andreas Kasprzak
Titelbild: Paul Youll
Panini, 2019, Hardcover, 316 Seiten, 19,00 EUR, ISBN 978-3-8332-3707-2 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Man lebt nicht unbedingt gut in der verfallenen Küstenstadt Kleinmottrien. Umgeben von Mangrovenwäldern, reihen sich hier verfallene Bauten einstiger Pracht aneinander, sonnen sich die wenigen verbliebenen Einwohner in längst vergangenem Glanz. Das Kaiserreich Tamriel ist weit und Annaïg durchstreift mit ihrem Gefährten aus Kindertagen, dem Argonier Merc-Glim, die baufälligen Gebäude der Stadt.

Eines Tages raunt der Hist, der heilige Baum, von einer drohenden Gefahr. Ein fliegender Berg, eine Insel voller Gänge, Bauten und unheimlichen Bewohnern nähert sich Kleinmottien. Sobald die Insel das Festland erreicht hat, wird die Ernte eingefahren - die Seelen der Bewohner werden die Mächtigen Umbriels nähren, werden die fliegende Insel selbst befeuern. Einige der Opfer werden wiederbelebt und als Untote zur weiteren Ernte eingesetzt.

In einer wagemutigen Aktion gelingt es Annaïg und Merc, die fliegende Stadt zu erreichen. Dass sie allerdings gefangengenommen werden, war so nicht vorgesehen. Annaïg wird in der Küche eingesetzt, Merc kommt in die Sümpfe. Über ein altes magisches Familienerbe gelingt es Annaïg, Prinz Attrebus zu alarmieren. Der Kronprinz bricht, gegen den Willen seines Vaters, zur Rettungsmission auf - und scheitert zunächst kläglich. Verrat und die Erkenntnis, bislang von seinen scheinbaren Freunden und Liebhabern an der Nase herumgeführt worden zu sein, zwingen ihn dazu, sein Leben und seine Einstellung zu überdenken. Dass ihn ein Dunkel-Elf rettet, eröffnet ihm die Chance doch noch Umbriel zu erreichen und Annaïg und Merc im Kampf gegen die Invasoren beizustehen.


„The Elder Scrolls“ war, nein ist eines der beliebtesten Fantasy Games der Welt. Dass mit Greg Keyes ein renommierter Autor dazu bewogen werden konnte, zwei Romane aus dieser Welt zum Spiel beizusteuern, spricht für das Potential des Games.

Nachdem ich als Nicht-Spieler bislang die Welt der Elder Scrolls nicht kannte, hatte ich zu Beginn ein wenig Schwierigkeiten, mich in der beschriebenen Umgebung einzufinden und zu orientieren.

Das Buch selbst ist in drei Teile gegliedert. Im ersten Abschnitt lernen wir Annaïg und Merc kennen, und auch die Bedrohung durch die fliegende Stadt wird eingeführt.

Der Mittelteil ist der genaueren Beschreibung Umbriels gewidmet. Hier hat Keyes sich mit den dekadenten, jedoch mit fast göttlicher Macht ausgestatteten Bewohnern Einiges für seine Leser einfallen lassen. Desweiteren wird sowohl der Kronprinz, dessen mysteriöser Begleiter als auch ein Inspektor näher beleuchtet.

Im abschließenden dritten Handlungsabschnitt schließlich erhalten wir die Auflösung der Rätsel um die fliegende Stadt und wie die Existenz des Dunkel-Elfen mit dieser verbunden ist. Dass die Handlung selbst nicht wirklich abgeschlossen ist sei angemerkt, schließlich legt Panini auch die direkte Fortsetzung in einem zweiten Band auf.

Auffallend dabei, dass sich der Verlag nicht lumpen lässt, Die Ausstattung beider Bücher ist mustergültig - hochwertige Hardcover mit jeweils einem toll gestalteten Umschlag machen auf den Inhalt neugierig.

Keyes weiß wie man derartige Fantasy-Abenteuer aufzieht. Zwar wird vom Leser eine gewissen Grundkenntnis um die Elder Scrolls vorausgesetzt, man kommt aber auch ohne eine solche in den Plot hinein.

Etwas gewöhnungsbedürftig waren dagegen die doch etwas abrupten Perspektivwechsel. Der Handlungsstrang um den Inspektor steht - noch zumindest - recht verloren im Buch, man weiß nicht so recht, warum der Autor diese Szenen in den Roman aufgenommen hat.

Die Stränge um die beiden jungen Forscher, die sich aufmachen den fliegenden Berg zu erkunden, bieten die Gelegenheit, dieses phantastische Setting näher zu beleuchten. Und hier wartet so Einiges auf den Rezipienten. Etwa Mächtige, die Essen in Form von Essenzen und Düften zu sich nehmen, eine Zivilisation, die den kulinarischen Genuss sehr hoch ansiedelt, Wesen, die im und vom Sumpf geboren werden etc.

Der zweite große Handlungsbogen um den unerfahrenen, naiven Prinzen und dessen Begleiter bietet dann gängige Fantasy-Action.

Wer allerdings große Charakter-Studien oder -Entwicklungen erwartet, wird vorliegend enttäuscht. Der Roman richtet sich, ebenso wie die Fortsetzung, an Spieler, die die Welt aus dem Spiel kennen und nun einmal nur lesend in diese eintauchen wollen. Und dieses Ziel erreichen Autor und Verlag bestens.