Xerxes - Der Niedergang des Hauses Dareios und der Aufstieg Alexanders (Comic)

Frank Miller
Xerxes - Der Niedergang des Hauses Dareios und der Aufstieg Alexanders
(Xerxes - The Fall of the House of Darius and the Rise of Alexander, 2019)
Übersetzung: Michael Schuster
Cross Cult, 2019, Hardcover, 112 Seiten, 30,00 EUR, ISBN 978-3-95981-699-1

Rezension von Christel Scheja

Frank Miller gehört zu den großen und stilbildenden Comic-Zeichnern der letzten dreißig Jahre. Nicht nur, dass er Batman zu einer Renaissance der besonderen Art verhalf, die bis heute nachwirkt, auch seine eigenen Werke „Sin City“ und „300“ wurden durch die entsprechenden Verfilmungen weltweit bekannt. Gerade das letztere Thema scheint ihn nicht los gelassen zu haben, denn nun erscheint mit „Xerxes“ eine neuer Band, der eine Art Vor- und Nebengeschichte zu „300“ erzählt.

 

Griechenland steht vor seinen größten Herausforderungen. Denn nach der ersten Schlappe, die sie seinem Vater Dareios verpasst haben, steht nun Xerxes, dessen gottgleicher Sohn mit einer riesigen Flotte und genau so vielen Soldaten vor den Küsten der Griechen. Einmal mehr müssen die Stadtstaaten zusammenhalten, um dieser Bedrohung Herr zu werden, und dafür genügt nicht nur der Heldenmut der Spartaner in der Schlacht bei den Thermopylen.

Der Staffelstab wird weiter gereicht an Themistokles, den Feldherrn der Athener - doch erst weit über 100 Jahre später wird einer kommen, der die Perser endgültig besiegt: Der junge, aber zu allem entschlossene Alexander von Makedonien, später bekannt als Alexander der Große.


Frank Miller und Alex Sinclair schaffen mit „Xerxes“ eine Geschichte, die das Drumherum erzählt. War „300“ nur den spartanischen Helden gewidmet, die glorreich einer nach dem anderen im Kampf fallen durften, beschäftigt sich der Ausnahme-Künstler jetzt mit den anderen Figuren und Schauplätzen dieser Zeit und verbindet das Epos gleich noch mit einer ganz anderen Zeit. Alex Sinclair taucht das ganze in die passenden Farben, um so eine passende Atmosphäre zu schaffen.

Erzählt wird von dem Ringen des Sohnes im Schatten seines Vaters, aber auch dessen Zorn, miterleben zu müssen, wie der Vater gegen die Griechen verliert. In schlaglichtartigen Bildern zeigt Frank Miller, aus welchen Gründen Xerxes auszieht und wie er später mit der Niederlage fertig wird, auch wenn das persische Reich erst einmal keinen Schaden nimmt.

Aber die Schlacht bei den Thermophylen wie auch die bei Marathon, setzen Entwicklungen in Gang, die letztendlich einen neuen Gottkönig hervorbringen: Alexander der Große unterscheidet sich optisch nicht sehr von seinem Vorgänger. Auch er ist eine fast göttlich wirkende Gestalt, die keine besonderen menschlichen Züge mehr trägt.

Die Figuren sind ohnehin der Geschichte untergeordnet, der Mythos wird mit all seiner Magie zelebriert, weniger die Historie selbst. Auch wird nicht unbedingt eine lineare Geschichte erzählt, Frank Miller pickt sich bedeutende Punkte aus der Geschichte heraus und konzentriert sich ganz auf das Ambiente, ohne eine klare Aussage zu treffen.

Letztendlich lebt der ganze Comic mehr oder weniger von den Bildern, welche die epischen Momente kraftvoll in Szene setzen, als von Figuren und Handlung.

Genau wie bei „300“ werden an „Xerxes“ wohl in erster Linie die Leser Spaß an dem Comic haben, die gerne in epischen, modern schmutzig gehaltenen Schlachten-Gemälden schwelgen und vor allem die intensive Atmosphäre, die Miller und Sinclair vermitteln, zu schätzen wissen.