Bernd Perplies: Sohn des Fluchbringers - Tarean 1 (Buch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 29. März 2019 13:01

Bernd Perplies
Sohn des Fluchbringers
Tarean 1
Titelbild: Rossita Atanassova & Matthias Lück
Innenillustrationen: Hauke Kock
Manitikore, 2018, Paperback, 444 Seiten, 14,95 EUR, ISBN 978-3-96188-019-5 (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Carsten Kuhr
Was braucht man, um einen Fantasy-Bestseller zu fabrizieren? Nun, ein junger, vom Schicksal auserwählter Held kommt gut, dann vielleicht ein magisches Heilamulett und natürlich, wirklich unabdingbar, eine magische Waffe. Dazu eine Queste, das Land vom Joch des Bösen in Gestalt eines dunklen Magiers und seiner Horden zu befreien. Anreichern sollte man das Mahl mit ein paar schlagkräftigen und gewieften Freunden des Helden und einem dunklen Geheimnis, das über unserem Helden thront; und fertig ist der Bestseller.
Unzählige Möchtegern-Autoren haben sich an diesem Rezept probiert und sind gescheitert. Gehört auch Bernd Perplies zu dieser ständig wachsenden Garde, das war die Frage die ich mir vor der Lektüre gestellt habe.
Nun, der Inhalt lässt sich zunächst einmal recht bekannt an. Vor gut einem Dutzend Jahren hat der Hexenmeister Calvas, unterstützt von Dämonen und Grimwolfs Wolfskriegern, die freien Reiche erobert. Seitdem leben die Menschen geknechtet und unterdrückt von den Wolflingen.
Tarean, unser junger Held, hat ein schweres Erbe angetreten. Ausgerechnet sein Vater, einst der strahlende Held vom Orden der Kristalldrachen, hat unfreiwillig Calvas mit einer Beschwörung den Sieg ermöglicht. Seitdem hasst und verachtet man den während des Kampfes gestorbenen Ritter und seinen unschuldigen Sohn. Nicht länger will dieser die Diffamierungen auf sich sitzen lassen. Voller Elan macht er sich auf seine selbsterwählte Mission: Er will den Hexenmeister in seiner Festung angreifen und besiegen.
Schon auf dem Weg durch das besetzte Land aber merkt er, dass sein Unterfangen nicht so einfach wie gedacht ist. Zwar hat er das alte magische Schwert seines Vaters und nennt auch ein Heilamulett sein Eigen, doch die Risiken hat der blauäugige Recke weit unterschätzt. Gut nur, dass er schon bald Verbündete findet, die ihm zur Seite stehen. Eine Albin, ein Werbär und ein Irrlicht schlagen sich auf seine Seite, und auch unter den Feldkriegern und Vogelmenschen findet er Freunde und Verbündete. Allen Wahrscheinlichkeiten zum Trotz schafft es unsere Truppe, die Festung des Magiers zu erreichen - nur um dort in eine raffinierte Falle zu tappen…
Zu Beginn dieser Besprechung habe ich mir und vielleicht auch Ihnen die Frage gestellt, ob der Autor in seiner Weltenschöpfung erfolgreich war. Die Antwort ist ein klares und eindeutiges Jein. Bernd Perplies erfindet das Rad der Fantasy wahrlich nicht neu. Aus altbekannten Versatzstücken gängiger, tolkienesquer Epen baut er sich seinen Plot - wirkliche Neuerungen oder Überraschungen gibt es kaum.
Stilistisch ansprechend, flüssig zu lesen rollt die Handlung vor den Augen des Lesers ab. Fast schon ein wenig naiv kann man hierbei unseren Protagonisten bezeichnen. Da macht sich der junge Mann auf, ein ganzes Reich zu durchqueren und den bösen Zauberer allein und ohne Rückhalt zum Duell herauszufordern. Dass dieser die Mücke, die sich ihm hier nähert, so er sie überhaupt wahrnimmt, unter seinen Füssen zerquetscht ist wahrscheinlich. Umso erstaunter beobachtet der Leser, wie sich die Queste entwickelt. Zwar gibt es Widerstände zu überwinden, Gefahren zu überstehen, doch kaum einmal scheint unser Held wirklich in Gefahr. Erst im Finale wird der Grund hierfür deutlich.
Das liest sie, wie schon erwähnt, gefällig, doch auch ein wenig überlastet mit gar zu vielen Handelnden. Nicht genug damit, dass wir Werwesen, Alben und ein Irrlicht kennenlernen, auch Drachen, fliegende Schiffe, Felswesen und Vogelmenschen durchstreifen die Lüfte. Hier wäre weniger mehr gewesen.
Die Handlung selbst läuft, obwohl die Queste sicherlich eine geraume Zeit in Anspruch nimmt, sehr stringent ab. In dieser Zeit entwickelt sich unser Protagonist nur wenig, auf den großen Aha-Effekt, auf Selbstzweifel oder Reflektion über Gott und die Welt, sein Schicksal oder die Zulässigkeit von Gewalt wartet man vergebens. Dennoch liest sich der Roman rund und kurzweilig. Mehr an Abenteuer-Fantasy aus einem Rollenspiel-Universum erinnernd als eine wirklich eigenständige Schöpfung, werden sich insbesondere die Fans der Brettspiele hier wohlfühlen.
Vor Jahren bereits bei Lyx erstveröffentlicht und lange vergriffen, legt Mantikore den Zyklus nun leicht überarbeitet und mit Innenillustrationen versehen neu auf.