Sharon York: HexenLust 1 (Buch)

Sharon York
HexenLust 1
Blue Panther Books, 2011, Taschenbuch, 190 Seiten, 9,90 EUR, ISBN 978-3-86277-208-7

Rezension von Elmar Huber

„In jeder größeren Stadt gab es eine gewisse Anzahl an harmlosen Dämonen, die von uns toleriert wurden. Dann gab es solche, die auffielen und Ärger machten, das waren die Gefährlichen, um die sich der Zirkel so schnell wie möglich kümmern musste, damit die Menschen mit ihrem kleinen Seifenblasenleben weitermachen konnten. Und dann gab es Dämonen, wie dieser Nikolai einer war. Solche, die nicht auffielen, aber richtig viel Ärger machten.“

Es verspricht, ein ruhiger Tag zu werden, nachdem Isabelle Ashcroft, Hexe dritten Grades, ihre Schicht im New Yorker Hauptquartier des amerikanischen Hexenzirkels Ost beendet und auf dem Nachhauseweg schnell noch eine Zufallsbekanntschaft vernascht hat.

Doch schon kurz darauf ruft Dienststellenleiterin Madame de la Crox alle Angestellten mit einem ‚Black Kiss Prio 3‘ zurück in die Zentrale, was soviel heißt wie: ‚Die Kacke beginnt gerade, kräftig zu dampfen‘. Nikolai, einer der vier Söhne des Teufels, konnte offenbar den magischen Zauber brechen, mit dem ihn die russischen Kolleginnen einst gebannt hatten und befindet sich nun in Freiheit. Die Hexen und die Reaper, die Männer fürs Grobe, müssen nun ihr ganzes Können aufbieten, um die Menschheit zu retten. Wider Willen hat es einer der neuen Reaper, Maddox, Isabell besonders angetan, doch scheint ausgerechnet er gegen ihre Verführungskünste immun zu sein.

„Iras in die Tinktur getränktes Tuch war warm und duftete dezent nach Rosen. Straff legte sie es um seine Augen und band es hinter seinem Kopf zusammen. Er spannte alle Muskeln, als er bemerkte, dass auch das Tuch in diesem heimtückischen Öl getränkt worden war. Dann fügte er sich in sein Schicksal und erduldete unsere kleine Folter mit einem leichten Grollen.“


Drei Nummern auf den ersten 40 Seiten, während irgendwie nebenbei erwähnt wird, dass der Sohn des Teufels sich anschickt, erneut sein Unwesen zu treiben. Die News mag zwar im Kopf, aber noch nicht im Höschen von Bella Isabelle angekommen sein, die erstmal den schmucken Neuzugang bei den Reapern im Parkhaus abpasst, um den Burschen ordentlich in die Gepflogenheiten an der Ostküste einzuweihen. Denn was ihre eigene Oberhexe und der bärbeißige Boss der Reaper können, nämlich sich vor versammelter Mannschaft ob ihrer Kompetenzen anzuknurren, um dann in trauter Zweisamkeit ihre Säfte auszutauschen, kann Isabelle schon lange. Also erst einmal das Vergnügen, um den Kopf frei zu bekommen, dann die Arbeit.

Ja, der Sex in mannigfaltigen Formen und Konstellationen spielt eine große Rolle, doch muss man feststellen, dass auch eine Story vorhanden ist und beides doch ganz gut zusammenspielt.

Natürlich sollte man kein psychologisch ausgereiftes Fantasy-Drama erwarten. Überhaupt ist „HexenLust“ in allen Belangen eher das Gegenteil von tiefschürfend. Der Roman ist leichte Unterhaltung, im Groben vorhersehbar, will aber auch gar nicht mehr sein. Eine Art „John Sinclair“ mit Sex, der auf überwiegend spielerische Art eingebaut ist und überraschend abwechslungsreich vonstatten geht. Dazu liest sich die Story äußerst flott weg, und das ist mehr, als so mancher Bestseller von sich behaupten kann.

Obwohl sich Isabelle nicht lumpen lässt, was ihre Bereitschaft angeht, die Beine breit zu machen, nimmt man sie nicht als notgeil oder nuttig wahr. Sie folgt auf erwachsene Art ihren Bedürfnissen, ist von Gleichgesinnten umringt und setzt bisweilen auch ihre Magie und Verführungskünste ein, um Informationen zu erhalten. Eine gewisse Distanz zum Leser bleibt jedoch. Dass die junge Hexe Gefühle für den geheimnisvollen Maddox entwickelt, ist keine Überraschung, hat man doch damit einen Anknüpfpunkt für Teil 2.

Im Innenteil findet man noch einen Gutscheincode für die 12seitige Prolog-Story „HexenLust: Statue der Sünde“, die vom ersten Zusammentreffen Isabells mit dem Antiquitätenhändler Bashir erzählt. Die Einlösung ist mit einer Registrierung bei Blue Panther Books gekoppelt.

Das Covermotiv ist zwar ‚nur‘ ein Stockfoto, doch auch ein treffender Blickfang und bildet mit der restlichen Covergestaltung eine sehr schöne Einheit mit hohem Wiedererkennungswert.

„HexenLust“ 1 ist ein ‚heißer‘ und gut lesbarer Fantasy-Thriller, der in Sachen Erotik schon überaus deutlich wird, ohne sich aus den unteren Schubladen bedienen zu müssen.